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Normale Version: Diskussion zum Thema Greta Thunberg
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leopold

Natürlich hat der Mann im Grunde recht. Aber das Besondere am Holocaust ist nicht nur die gewaltige Zahl der Opfer, sondern es sind  v. a. die Umstände dieses Massenmordes: Eine angebliche Kulturnation, das selbsternannte Volk der Dichter und Denker plant und setzt einen Völkermord  im industriellen Maßstab um. Ähnliches gab es in der Neuzeit nur in China unter Mao und in Russland unter Stalin.
(21.11.2019, 19:27)leopold schrieb: [ -> ]Natürlich hat der Mann im Grunde recht. Aber das Besondere am Holocaust ist nicht nur die gewaltige Zahl der Opfer, sondern es sind  v. a. die Umstände dieses Massenmordes: Eine angebliche Kulturnation, das selbsternannte Volk der Dichter und Denker plant und setzt einen Völkermord  im industriellen Maßstab um. Ähnliches gab es in der Neuzeit nur in China unter Mao und in Russland unter Stalin.
Bitte nicht die Roten Khmer vergessen! Wird selten dran gedacht....So viele Opfer in nur 4 Jahren von 1975 bis 1979.
Das Land leidet heute noch schwer darunter, anders als in Vietnam, die sich sehr gut erholt haben.

Zitat:Während der vierjährigen Schreckensherrschaft wurden schätzungsweise 1,7 bis 2,2 Millionen Menschen in Todeslagern umgebracht, oder sie kamen bei der Zwangsarbeit auf den Reisfeldern ums Leben (bei einer Gesamtbevölkerung von etwas mehr als sieben Millionen, was einem Viertel bis über 30 % entspricht). Im berüchtigten „Sicherheitsgefängnis 21“ in Phnom Penh, das unter der Leitung des unter seinem Pseudonym „Duch“ (auch „Dëuch“ oder „Deuch“) bekannten Kaing Guek Eav stand, überlebten sieben von insgesamt 15.000 bis 30.000 Gefangenen. Wer dort nicht an der Folter starb, wurde auf den Killing Fields vor den Toren der Stadt umgebracht.


Rote Khmer

PS: Oh, wir sind im Thread "Greta Thunberg"!?

Serge

(21.11.2019, 18:59)Sophie schrieb: [ -> ]Das ist eben die Frage. Er hat einen lähmenden Aspekt der deutschen Holocausthaltung reklamiert, diesen damit begründet, dass der Genozid an 6 Millionen Juden eben kein Einzelfall in der Weltgeschichte war. Von Verrechnung wie FNF meint, keine Spur, aber richtig, auch kein Entsetzen, kein Bedauern darüber dass diese Morde, dieses systematische Auslöschen und Niedermetzeln (erinnert sei auch an die Tutsi) über die Jahrhunderte immer wieder erfolgte. Aber fehlende Empörung ist ja nicht gleichzusetzen mit Verharmlosung. Die flapsige Wortwahl, wenn die Übersetzung sie richtig wiedergibt, das hatte ich ja schon angemerkt, war unangebracht und lässt jetzt die Shitstorms über ihn hereinbrechen. 

Guter Journalismus hätte auch mal nachgehakt, was er denn mit der Lähmung meine.

Er hat schon einen Hinweis gegeben, wie er das meint.

Zitat:Roger Hallam, Mitgründer der Klimabewegung Extinction Rebellion, hält die deutsche Haltung zum Holocaust für schädlich. "Das Ausmaß dieses Traumas kann lähmen", warnte Hallam in einem Gespräch mit der ZEIT. "Das verhindert, dass man daraus lernt." In dem Gespräch kommt Hallam immer wieder auf den Holocaust zurück – und relativiert ihn. Es tue den Deutschen nicht gut, dass sie ihn fälschlicherweise für einzigartig hielten.
DIE ZEIT

Allerdings zeigt das, dass er die Verhältnisse und die Stimmung in Deutschland nicht kennt. Er hätte übrigens auch mal die Opfer des jahrhundertelangen englischen Kolonialismus erwähnen können. Mit sicher auch Millionen von Opfern. Aber dem verweigern sich ja auch die Franzosen und Spanier.
Als Engländer und Landwirt hat er wohl wie etliche ehemaligen und auch derzeitigen Landbesitzer und Gutsherren ein bisschen Esoterik, Egozentrik und Blut-und-Boden-Ideologie in sich, die sich mit seinem sozialkritischen linken Denken kommen.
Dies lässt sich schließen aus einem Artikel der Wochenzeitung New Statesman (in deutscher Übersetzung). Es war schwierig, überhaupt etwas zu seiner Biografie zu erfahren:

Zitat:Roger Hallam wurde in Manchester als Sohn eines Co-op-Fabrikleiters und eines Teilzeitlehrers geboren. Seine Eltern waren überzeugte Methodisten, die ihn lehrten, dass "der Hauptpunkt des Lebens nicht darin besteht, Geld zu verdienen, sondern ein Leben in Gerechtigkeit zu führen".
Von Bredbury Comprehensive erhielt er ein Stipendium an der London School of Economics, schied jedoch nach einem Jahr aus, "weil ich dachte, ich könnte selbst effektiver studieren". Er erforschte Gandhi und Friedensaktivismus. Er verbrachte mehrere Jahre in Birmingham, um radikale Experimente in den Bereichen Wohnen, Arbeit und Bildung durchzuführen. "Wie man Leute organisiert - das ist es, worauf ich mich spezialisiert habe", sagte er.  (…)
1999 zog er nach Carmarthen in Wales, „weil ich von der Gesellschaft verarscht war. Es ist nicht meine Tasse Tee… Wenn die Leute Sachen konsumieren und miteinander konkurrieren wollen, ist das in Ordnung, aber es ist nicht meine Sache. “Dort baute er Bio-Gemüse auf einem 15 Hektar großen Grundstück an und replizierte erfolgreich das Direktvertriebsgeschäft, das er in Birmingham betrieben hatte und erzog vier Kinder - zwei Jungen und zwei Mädchen, die jetzt zwischen acht und 19 Jahre alt sind. Dann, zwei Jahre in Folge, wurden seine Ernten durch wochenlangen Dauerregen ruiniert, den er dem Klimawandel zuschrieb, und er wechselte die Richtung (…)
Eines Tages hatte er eine Offenbarung, als er eine Ankündigung über steigende globale Temperaturen hörte, während er nach Wales zurückfuhr und erkannte, dass der Klimawandel real und tödlich ernst war. Er brach in Tränen aus.

Eine Offenbarung … aha ...

Serge

Hierzu auch noch ein Kommentar aus dem "Nordkurier" aus dem NO Deutschlands (65.000 Auflage).

Zitat:Mit „Extinction Rebellion“ ist nun also eine Bewegung entstanden, deren Anhänger mit dem bevorstehenden Weltuntergang rechnen und der Meinung sind, nur mit „Radikalismus“ und absichtlich herbeigeführtem Chaos lasse sich „die Wahrheit“ noch unters Volk bringen. Ihr Mitgründer Roger Hallam inszeniert sich wie ein Sekten-Guru, die Bewegung vergleicht sich mit Mahatma Gandhi, Martin Luther King und Nelson Mandela – und Roger Hallam sieht nicht den geringsten Widerspruch darin, einerseits Gewaltfreiheit zu propagieren und andererseits zu behaupten es sei nun mal eine „historische Tatsache“, dass es bei Bewegungen wie der seinen auch mal Todesopfer geben könnte. Zu guter Letzt ist da noch das kreisrunde Logo mit dem markanten Symbol, das die Anhänger auf Schilder, T-Shirts und sogar auf Fahnen drucken, um sich dahinter zu versammeln.

At

leopold

(21.11.2019, 19:50)EvaLuna schrieb: [ -> ]Bitte nicht die Roten Khmer vergessen! Wird selten dran gedacht....So viele Opfer in nur 4 Jahren von 1975 bis 1979.

Wie gesagt, es geht nicht nur um die Zahl der Opfer. Der Holocaust ist, was die Umstände angeht, schon einzigartig. Was aber für mich viel verstörender ist: Wie die Deutschen nach dem Ende des Krieges umgeschaltet haben, als ob nichts gewesen wäre, und unter neuer Herrschaft und in einem neuen politischen System einfach mit dem Wiederaufbau begonnen haben. 20 Jahre nach dem nach dem Terror gab es nur noch das Wirtschaftswunder.

In diesem Zusammenhang kann ich übrigens diese Sendung wärmstens empfehlen. Nie zuvor gezeigte Bilder. Nächsten Montag kommt der zweite Teil:

Jahre der Verführung

Serge

(21.11.2019, 20:30)leopold schrieb: [ -> ]Wie gesagt, es geht nicht nur um die Zahl der Opfer. Der Holocaust ist, was die Umstände angeht, schon einzigartig. Was aber für mich viel verstörender ist: Wie die Deutschen nach dem Ende des Krieges umgeschaltet haben, als ob nichts gewesen wäre, und unter neuer Herrschaft und in einem neuen politischen System einfach mit dem Wiederaufbau begonnen haben. 20 Jahre nach dem nach dem Terror gab es nur noch das Wirtschaftswunder.

Was hätten Sie den machen sollen? 
Sich verkriechen und heulen? 

Umgeschaltet haben vor allem die Besatzungsmächte, also in erster Linie die Amerikaner.
Entnazifizierung, aber nur teilweise. Die, die man brauchte (hohe Beamte, Verleger, Unternehmer usw.), um das Staatswesen wieder in Gang zu bringen, nahm man nicht so genau unter die Lupe.
Und nicht zu vergessen den Marshallplan, der Deutschland (neben vielen anderen europäischen Kriegsstaaten) wieder rasch auf die Beine half und das schnelle Wirtschaftswunder bewirkte. Die Amis taten das natürlich nicht nur aus Nächstenliebe und Mitleid. Zum Einen baute man damit ein politisches Bollwerk gegen den Kommunismus auf, zum Anderen wurden damit die Absatzmärkte in Europa wieder hergestellt.

leopold

Ich bin überzeugt: So wie damals  umgeschaltet  wurde, kann sich das Blatt jederzeit wieder wenden und sich Geschichte wiederholen. Darum geht es heute.

nomoi

(21.11.2019, 20:30)leopold schrieb: [ -> ]Wie gesagt, ..
Was aber für mich viel verstörender ist:
Wie die Deutschen nach dem Ende des Krieges umgeschaltet haben, als ob nichts gewesen wäre,
und unter neuer Herrschaft und in einem neuen politischen System einfach mit dem Wiederaufbau begonnen haben. ...
farblich von mir

Also wohl ihre Großeltern und Eltern.
Die hätten ihrer Meinung nach eine Klagemauer errichten sollen, Asche auf die allermeistens unbescholtenen Häupter streuen
und sich mit den Care-Paketen der Amerikaner durchfretten?
Die sind aber zum Hamstern gefahren, wie verwerflich!

Trümmerfrauen!
Welch ein Ignorieren der Geschehnisse durch diese Kriegswitwen.
Mit 2+ Kindern daheim, die oft ihre Väter nicht kennen lernen durften.
Die Kinder hatten ja das Kesselchen am Ranzen hängen für die kostenlose Schulspeisung,
konnte die Mutter den Kitt aus den Fenstern fressen!

Wo wären sie denn heute?
Ohne Augsburger Stadttheater das schon 1956 wieder den Spielbetrieb aufgenommen hatte.

Wieso eigentlich "DIE Deutschen?"
Sogar im Lauterlech sollen noch solche leben.

Serge

(21.11.2019, 20:48)leopold schrieb: [ -> ]Ich bin überzeugt: So wie damals  umgeschaltet  wurde, kann sich das Blatt jederzeit wieder wenden und sich Geschichte wiederholen. Darum geht es heute.

Davon bin ich überhaupt nicht überzeugt. Das ist Hysterie.
Ich halte unsere demokratische Gesellschaft trotz ihrer (nicht wenigen) Schwächen bzw. Unzulänglichkeiten stark genug, um das zu verhindern.
Ich bin aber auch kein Schönwetterdemokrat. Sondern nur Demokrat.
(21.11.2019, 20:30)leopold schrieb: [ -> ]Wie gesagt, es geht nicht nur um die Zahl der Opfer. Der Holocaust ist, was die Umstände angeht, schon einzigartig. Was aber für mich viel verstörender ist: Wie die Deutschen nach dem Ende des Krieges umgeschaltet haben, als ob nichts gewesen wäre, und unter neuer Herrschaft und in einem neuen politischen System einfach mit dem Wiederaufbau begonnen haben. 20 Jahre nach dem nach dem Terror gab es nur noch das Wirtschaftswunder.

In diesem Zusammenhang kann ich übrigens diese Sendung wärmstens empfehlen. Nie zuvor gezeigte Bilder. Nächsten Montag kommt der zweite Teil:

Jahre der Verführung
Ja, in der Tat, die Umschaltung ging flott. Ich würde es eher totale Verdrängung nennen. Ob Opfer oder Täter.
Das war ein traumatisiertes Volk. Es wurde ja kaum über das Erlebte gesprochen. Oft erst Jahrzehnte später, so kurz vorm Ableben.

Danke für den TV-Tipp. Ich habe auch einen Tipp. Erst kürzlich wieder auf 3Sat gesehen. Die älteren Jahrgänge werden sich noch gut erinnern an die Fernsehabende am Samstag. Eine sehenswerte Doku wo einem manchmal ein Lichtlein aufgeht....

Zitat:Der Dokumentarfilm von Regina Schilling eröffnet eine ganz neue Sicht auf das Unterhaltungsfernsehen der Bundesrepublik Deutschland: Es war angetreten, eine ganze Nation von ihren Kriegstraumata zu therapieren, ein unverzichtbarer Ruhepol.

Der Dokumentarfilm "Kulenkampffs Schuhe", der vollständig aus Archivmaterial besteht, zeigt anhand von zahlreichen Show-Ausschnitten von damals, Interviews, privatem Super-8-Material, historischen Dokumenten und Fotos Nachkriegsgeschichte auf überraschende, ungewöhnliche und berührende Art und Weise. Ein Film, der generationsübergreifend erforscht, wie die Deutschen wurden, was sie sind.

Kulenkampffs Schuhe