(30.04.2021, 09:35)Martin schrieb: In den sozialen Medien schreiben viele Pfleger, dass nicht "Intensivbetten" knapp werden, sondern dass das Personal fehlt, um diese zu betreuen. Man hat die Leute jahrelang verarscht, statt kräftige Gehaltserhöhungen gabs Geklatsche aus dem Bundestag. Ein weiteres Versagen von Merkel/Spahn.
Martin
Das Problem liegt woanders, nämlich als man Anfang der 90er, noch unter Kohl, erlaubt hat, dass sich Aktionäre an Sozialversicherungsgeldern ihre Dividende verdienen dürfen.
Da nämlich hat die Krankenhausprivatisierung begonnen und dies somit faktisch verursacht.
Schon zu der Zeit war die durchschnittliche Verweildauer im Beruf, nach Ausbildung nur 4 Jahre.
Die Kosten einer Klinik sind hauptsächlich Personalkosten und lagen im Schnitt bei 75%.
Ich durfte eine Privatisierung in München mitmachen, bei der der Aktienkonzern diese erst mal im freien Fall auf 63% gedrückt hat bis sich die Leistungsträger langsam verabschiedeten.
Dann wurde es angehoben auf 68% um dem Einhalt zu gebieten.
An den anderen 25% ist kaum Spareffekt möglich da es sich um Instandhaltung und Neuanschaffung handelt, nebst Materialeinkauf bei dem Spareffekt nur sehr dünn möglich waren.
Woraus also hat der Konzern seinen Gewinne generiert?
Eben, bei Personaleinsparungen und mit Tarifen jenseits von denen des öffentlichen Dienstes, sowie Outsourcing bestimmter Gruppen wie Reinigung, Küche und Technik.
Wobei ich das Outsourcing noch halbwegs nachvollziehen kann die schlechtere Bezahlung und die Arbeitsdichte beim medizinischen Personal aber nicht.
Dann kam das Jahr 2005 in dem die Fallpauschalen (DRG's) eingeführt wurden, was den Druck auf die Kliniken zusätzlich erhöht hat.
Marburger Bund
Seit dem haben wir ein rasantes Kliniksterben mit dem man sich zweierlei erhofft, einmal würde das Personal für weniger Kliniken eher ausreichen und zum anderen sollen damit die Gesundheitskosten gesenkt werden, verkauft wird das unter anderem mit Qualitätsverbesserungen
Dass die Entfernungen für Patienten damit zunehmen und für diejenigen mit zeitlich dringenden Problemen, wie Schlaganfall, Herzinfarkt u. ä. die Strecken sich verlängern nimmt man augenscheinlich in Kauf.
Was nützt einem Qualität wenn er sie nicht rechtzeitig bekommt?
Anfang der 90er hatten wir noch ca. 2400 Kliniken jetzt noch ca. 1700 und geplant ist, dass es auf Dauer unter 600 heruntergefahren wird, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen was das bedeuten würde.
Corona hat nur etwas, was eh schon seit längerem am Laufen ist, sehr viel deutlicher in den Focus gerückt.
Natürlich wie auch andere Dinge ob nun Digitalisierung, Überbürokratisierung oder die Nachteile des Föderalismus in Krisenzeiten.