(22.03.2020, 16:25)messalina schrieb: Da hätte ich jetzt eine Frage. Angenommen da ist ein selbstständiger Fliesenleger. Der kriegt jetzt plötzlich keinen Auftrag mehr weil die Leute Angst haben dass er sie ansteckt oder weil sie Angst haben dass sie bald selber weniger Geld haben wegen der Krise und das Bad neu fliesen lieber verschieben.
Jedenfalls er hat plötzlich nichts mehr zu tun. Jetzt hat er aber sagen wir mal 8.000 Euro auf dem Konto weil die Leute von den letzten 2 Aufträgen gerade gestern überwiesen haben. Muss der Fliesenleger jetzt erst die 8.000 Euro komplett ausgegeben haben bevor er was kriegt? Und muss er vielleicht sogar noch sein Auto verkaufen? Oder wenigstens das von seiner Frau, das sie sich mal mühsam abgespart haben? Und muss ihm seine Frau vielleicht ihr Geld überweisen, vielleicht hat sie ja ein Sparbuch mit 11.000 Euro für Notfälle, oder eigentlich für das nächste Auto oder den Urlaub?
Und wie wäre es gewesen wenn die 2 letzten Kunden die 8.000 Euro noch nicht überwiesen hätten an dem Tag an dem der Mann die Coronahilfe beantragt hat, hätte er dann leichter Geld beantragen können mit noch nichts auf dem Konto?
Ach ja eins noch, wird da eigentlich in sein Konto gekuckt bevor er was bekommt?
Ich glaube ja, dass so Einzelhandwerker immer bisschen was auf dem Konto haben müssen für zwei Monate, weil bei denen kommt ja das Geld nicht regelmäßig wie ein Gehalt, sondern immer erst wenn er etwas fertig gefliest hat und die Leute danach Lust haben die Rechnung zu bezahlen, und das kann ja bei manchen bis zur 2. Mahnung dauern. Und dann hat er vielleicht mal 2 Monate gar nichts auf dem Konto und dann kommt plötzlich aber das Geld für 3 Monate und in dem Moment hätte er dann scheinbar viel Geld, aber in Wirklichkeit muss das ja wieder 2 oder 3 Monate reichen. Das müsste doch irgendwie berücksichtigt werden bei der Coronahilfe, oder?
Ups, ist eine lange Frage geworden jetzt
Ich habe mich gerade mit meiner Frau darüber unterhalten und wir sind beide darüber verwundert, dass es angeblich so viele Kleinunternehmer geben soll, die angeblich keinerlei finanzielle Reserven haben. Ich frage mich, was das für unternehmerische Aktivitäten sein sollen, die keinerlei Reserven erlauben. Vielleicht kann Klartexter dazu etwas sagen.
Ich verstehe auch nicht, warum das mit den Überweisungen so unheimlich schnell gehen soll. Der Wirtschaftsminister hat angeblich sogar mit den Banken gesprochen, damit das Geld von Anträgen, die am Freitag bearbeitet wurden, noch am Freitag auf dem Konto einging. Die Unternehmen und Geschäfte wurden doch erst vor wenigen Tagen geschlossen, woher soll da so plötzlich der dringende Liquiditätsbedarf kommen? Die Personalkosten können es ja nicht sein, denn die übernimmt das Arbeitsamt.
Für mich persönlich ist diese Aktion deswegen auch reiner Populismus. Es geht nur darum, hinterher sagen zu können, dass man auch bei der Wirtschaftshilfe am schnellsten war. Und Geld, das einem nicht selbst gehört und das offensichtlich in Hülle und Fülle da ist, lässt sich leicht verschenken.
Warum ruft man nicht endlich die Immobilieneigentümer und Vermieter auf, die Mieten von Betroffenen der Coronakrise zu stunden, zu kürzen oder ganz zu erlassen und erklärt gleichzeitig, dass diese "Spenden" steuerlich anerkannt werden? Dadurch würde die Hilfe unbürokratisch am richtigen Ort landen.
Ich fürchte jedenfalls, dass diese übers Knie gebrochene Soforthilfe noch für viel Ärger sorgen wird. Sie sehen das schon ganz richtig, ich beneide die Leute nicht, die nun diese Anträge bearbeiten sollen.