(22.03.2020, 18:53)jackson schrieb: Exakt das wundert mich auch schon Tage. Reserven bilden - auch in "Friedenszeiten" ein absolutes Muß für alle Unternehmer.
Ich weiß nicht, in welcher Welt Sie leben. Für mittelständische Unternehmen mag das ja gelten, aber für Einzelunternehmer ist das meist ein Ding der Unmöglichkeit. Natürlich ist da auch immer ein kleiner Betrag auf dem Konto, um unvorhersehbare Ausgaben bezahlen zu können, aber eine Situation wie die Gegenwärtige sprengt alle Rahmen. Heute war im ZDF-Spezial ein Gastronom, der seit 20 Jahren erfolgreich im Geschäft ist. Selbst der sagt, dass er bei einer eventuell andauernden Schließung bis zum Herbst dann einen Schuldenberg aufgebaut hat, den er nie mehr zurück zahlen kann. Ich glaube, dass sich ein normaler Arbeitnehmer gar nicht vorstellen kann, welche finanziellen Belastungen auf einem Selbstständigen lasten. Die sind nur dann kaum ein Problem, wenn das Geschäft auch läuft.
Als Selbstständiger ist man in der Regel privat versichert, man "darf" seine Abgaben für die IHK oder die Handwerkskammer zahlen, der Steuerberater macht auch nichts für einen Appel und ein Ei, die Fahrzeuge kosten und müssen irgendwann ja auch ersetzt werden, Mieten für die Gewerberäume sind auch monatlich fällig, Nebenkosten für Strom und Telefon ebenfalls, Miete für die Wohnung oder eventuell auch Zins und Tilgung für Wohneigentum, da sind ruckzuck einige tausend Euro an jedem Ersten beieinander. Wer im Handel arbeitet, der muss auch die Ware einkaufen und bezahlen. Natürlich bringt dann der Verkauf auch das Geld wieder rein, aber das dauert weit länger, weil die Umschlagzeit entsprechend höher ist.
Einfaches Beispiel: Ich habe heute bei vier Lieferanten Ware bestellt, keine großen Mengen, aber auf meinem Konto fehlen demnächst 600 Euro. Im Laufe der nächsten Monate werden sich die Tee sicher verkaufen lassen, aber eben in kleinen Mengen. Ich muss aber von jeder Sorte mindestens 1 Kilo, manchmal auch 2, kaufen, meine Kunden bestellen dann mal 50 Gramm oder 100 Gramm, da kann man sich ausrechnen, wie lange es braucht, bis das Geld wieder auf dem Konto ist. Bis dahin fehlen aber andere Sorten, die dann auch wieder gekauft werden müssen. Wie jeder Händler habe ich dadurch eine Menge totes Kapital im Lager liegen, im Gegensatz zu vielen Kaufleuten kann ich aber via Onlineshop Umsätze erzielen. Hätte ich einen Laden, dann würde es schlecht aussehen, denn ich habe verderbliche Ware, die sich dann vielleicht gar nicht mehr verkaufen lässt, wenn ich den Laden wieder öffnen dürfte.