03.01.2023, 19:24
(01.01.2023, 14:33)Martin schrieb: Für dieses Beispiel bin ich Ihnen sehr dankbar. Der Kosovo-Krieg als Teil des bereits jahrelang andauernden Jugoslawien-Konflikts dauerte von 1998 bis 1999, in dieser Zeit war Putin Chef des Inlandgeheimdienstes, stellvertretender Chef der Präsidialverwaltung und stellvertretender Kanzleileiter des Präsidenten Jelzin, der zu dieser Zeit deutliche Ausfallerscheinungen zeigte und durch skurrile Auftritte ("Tanzbär") in den Medien für Belustigung sorgte. Schon damals zeigte sich, aus welchem Holz Putin geschnitzt war.
Sie erinnern sich, wer damals auf serbischer Seite den Ton angab? Es waren Gestalten wie Slobodan Milošević und Ratko Mladić, Ultra-Nationalisten, Massenmörder und verurteile Kriegsverbrecher. Es war zudem ein multi-ethnischer Krieg mehrerer Staaten des ehem. Jugoslawien, der NATO-Einsatz selbst dauerte nur wenige Monate. Die USA hielten sich zuerst jahrelang (!) aus dem Jugoslawien-Konflikt heraus, was ihnen u. a. den Vorwurf einbrachte, dem Genozid tatenlos zuzusehen, weil kein Erdöl zu holen war.
Nein harvest, der Jugoslawien-Konflikt ist in keiner Weise vergleichbar, da war kein übermächtiger Staat, der ein kleines Nachbarland überfiel, sondern ein multi-ethnischer Konflikt kleiner Nationalstaaten nach dem Zerfall des Ostblocks. Dass Putin schon damals Kriegsverbrecher förderte, passt zu dem, was er heute tut: Selbst Kriegsverbrechen begehen und andere Kriegsverbrecher unterstützen: Sadat in Syrien, Kadyrow und den Neonazi Utkin, Chef der so. "Wagner-Gruppe".
Martin
Entweder wollen Sie es nicht verstehen oder Sie haben meinen Beitrag nur oberflächlich gelesen.
Sie hängen sich am Namen PUTIN auf, und schon befinden Sie sich in der Entrüstungsspirale, denn das ist für Sie der Inbegriff alles Bösen.
Ich verteidige Putin nicht, ich verurteile ihn für diese brutale Invasion (übrigens nicht zum ersten Mal), aber ich suche auch nach Beweggründen für diesen Krieg und ich finde sie darin, dass der Westen, also die NATO und allen voran die USA, Russland gedemütigt haben, indem sie es als "Regionalmacht" vorführten (Friedensobelpreisträger Obama) und konsequenterweise Russlands mehrfach geäußerten Sicherheitsbedenken (siehe NATO-Osterweiterung) in überheblicher und unerklärlicher Weise ignorierten. Das schwelte über viele Jahre und flammte das erste Mal mit der Besetzung der Krim auf. Das ist meine feste Meinung.
Soviel zum ersten Abschnitt Ihres Beitrags.
Ich habe auch keinen Vergleich zwischen dem Kosovokrieg und dem Ukrainekrieg gemacht. Ich sprach von bemerkenswerten Parallelen, die sich im Umfeld der beiden Kriege abzeichnen, und die habe ich auch ausgeführt und belegt.
Und diese Parallelen habe ich aufgezeigt:
- der Kampf um Einflussgebiete, die umstritten sind und die man erweitern bzw. nicht aufgeben wollte bzw. will (damals die ehemals jugoslawischen Einzelstaaten inklusive Serbien für die NATO, heute die Ukraine für Russland);
- ein grüner Außenminister bzw. eine grüne Außenministerin als größte Kriegshetzer in Deutschland damals wie heute;
- die einseitige mediale Berichterstattung und Kommentierung durch deutsche Medien und deutsche Politiker (auch Propaganda genannt - natürlich auch auf der anderen Seite) sowie deren Diffamierung der Kritiker des damaligen Kriegseintrittes der NATO so wie der jetzigen Kriegseuphorie als serbische bzw. russische Sympathisanten.
Und schließlich möchte ich noch darauf hinweisen, dass es nicht nur schwere serbische Kriegsverbrechen gab, sondern auch kroatische (etnnische Säuberungen unter bosnischen Muslimen) und die berüchtigte "Befreiungsarmee des Kosovo" (UCK).
Und noch einmal zitiere ich aus dem von mir bereits in meinem vorigen Kommentar verlinkten Artikel zum Kosovokrieg:
Zitat:Der französische Elitesoldat Jacques Hogard, ehemaliger Fallschirmjäger der Légion étrangère und Träger des Ordens der Ehrenlegion, der als befehlshabender Offizier französischer Spezialeinheiten mit der VJ den Einzug seiner Armee in den Kosovo verhandelte, schrieb über die Vertuschung von schweren Menschenrechtsverstößen der UÇK nach Abzug der VJ im Essay „L’Europe est Morte à Pristina“ (Europa wurde in Priština beerdigt).[254] In einem Interview mit der Večernje novosti beschuldigte er den amerikanischen, den britischen und den deutschen Geheimdienst, der UÇK direkte Unterstützung gegeben und selbst Angriffe auf Trecks von flüchtenden serbischen Zivilisten zugelassen zu haben.
Und es waren auf der einen wie der anderen Seite Vergewaltigungen, Folter und Massen-Erschießungen. Lektüre dazu gibt es mehr als genug.
Ich glaube übrigens nicht, dass es sinnvoll ist, die Diskussion fortzuführen.
Warum?
Weil es vertane Zeit und Energie ist, wenn man in einer kontroversen Diskussion nur die Mainstream-Meinung zulässt.
Und weil das nichts mehr mit demokratischer Diskussionkultur zu tun hat, wenn man anderen Meinungen und Argumenten gegenüber Ohren und Augen verschließt oder sie so verzerrt und unsinnig wiedergibt, bis es zur Bestätigung der eigenen Meinung taugt.
Oder sogar persönlich und beleidigend wird.
PUNKT.