21.08.2023, 17:33
(21.08.2023, 09:51)harvest schrieb: Gestern Abend hatte ich mal Lust, bei rundum geöffneten Fenstern fernzusehen. Allerdings war die Auswahl sehr "eingeschränkt" und ich entschied mich für die Kabarett-Sendung "Mitternachtsspitzen" auf 3sat mit Gastgeber Christoph Sieber.
Mich interessierte der Zustand des deutschen Kabaretts und ich wurde in meinen Erwartungen nicht enttäuscht.
Es begann dann gleich mit dem üblichen politisch korrekten Abarbeiten an der AfD. Von "Nieder mit der Mauer" 1989 direkt in die Gegenwart: "löchrige Brandmauer".
Dann kam ein sog. Kabarettist namens Philipp Simon, der zwar anders als Sieber, aber in dieselbe Kerbe schlug.
Wenn man es nicht besser wüsste, hätte man den festen Eindruck gewinnen könne, das AfD und CDU/CSU die Regierung bilden. Chrupalla, Merz, Söder und Scheuer bildeten die alleinige Zielscheibe. "Ampel" und Ampelpolitiker gab es nicht. Allerdings habe ich etwa 15 - 20 Minuten der Sendung "versäumt". Vielleicht man sich da noch Lindner vorgenommen. Aber Scholz, Habeck und Baerbock ... bestimmt nicht, undenkbar.
Entsprach also voll der deutschen Tradition des oppositionskritischen Kabaretts.
Besonders beeindruckend war, dass der Beifall der Zuschauer stets von einem aus der Tiefe des Raums kommenden dunklen Männergegröhle unterstützt wurde, was sich wie "Höhöhöööö" anhörte, also Bierzelt-Hochstimmung. Waren das bestellte Claqueure oder war das eine kollektive Äußerung tiefster Überzeugung?
Nach etwa der Hälfte der 45-Min.-Sendung dachte ich, dass eigentlich nichts "Besseres" mehr kommen könnte, da die Pflöcke bereits eingeschlagen waren. Ich schaltete weg, aber nach etwa 15 Min. aus Neugier wieder ein. Kam gerade recht zu einer billigen, von einer Frau gespielten Wölki-Parodie, also etwas ganz Neues.
Das war's dann auch. Aus, finito.
PS: Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten.
Haben Sie Dieter Hildebrandt, Volker Pispers oder Georg Schramm und all die frühreren Größen des deutschen Kabaretts eigentlich auch so verärgert? Politisches Kabarett ist nun mal von Haus aus nicht rückwärtsgewandt, sondern links.
Schauen Sie sich halt Helmut Schleich, Monika Gruber oder Dieter Nuhr an, das ist zwar wenig intellektuell und fad, aber schlägt Ihnen vielleicht nicht gleich aufs Gemüt.