(21.08.2023, 17:33)Jochen schrieb: Haben Sie Dieter Hildebrandt, Volker Pispers oder Georg Schramm und all die frühreren Größen des deutschen Kabaretts eigentlich auch so verärgert? Politisches Kabarett ist nun mal von Haus aus nicht rückwärtsgewandt, sondern links.
Schauen Sie sich halt Helmut Schleich, Monika Gruber oder Dieter Nuhr an, das ist zwar wenig intellektuell und fad, aber schlägt Ihnen vielleicht nicht gleich aufs Gemüt.
Was Sie in diesem Zusammenhang als "links" bezeichnen, ist nichts anderes als links-grüner Populismus, der den Grünen und der SPD nicht nur nicht weh tun soll, sondern ihnen ein Etikett aufdrückt, das sie nicht verdienen. Es ist Selbstbestätigungs-Kabarett für eine grün-rote gutverdienende Minderheit.
Politisches Kabarett aber hat kritisch und nicht primär richtungsgebunden zu sein, und da gibt es in der Politik der Ampel auch linker Sicht eine Menge Probleme und Fehlentwicklungen.
Die nahezu uneingeschränkte Aufnahme aller Flüchtlinge mit ebenso uneingeschränktem Familiennachzug ist vielleicht "grün", aber nicht links, denn die meisten der hier ankommenden Flüchtlinge erfüllen die Bedingungen des Asylrechts nicht. Und da gibt es kein Wenn und Aber, es ist so. Duldung illegaler Einwanderung ist de facto nicht links.
Die eklatante Wohnungsnot inklusive der in die Höhe wuchernden Mietpreise wäre ebenfalls ein echt linkes Thema, vor dem die Ampel wie paralysiert steht. Das ist natürlich auch verbunden mit der Unterbringung von immer mehr Flüchtlingen.
Die generelle Verarmung der Bevölkerung, bedingt durch zu hohe Mietpreise und immer mehr Mindestlohnbranchen, hat mittlerweile den unteren Mittelstand erreicht und zwingt viele Familien mit Kleinkindern - und alleinerziehende Müttern und Väter sowieso - ihre Kleinkinder bereits mit einem Jahr in eine Kita zu geben, viel zu früh, denn in diesem Alter ist die Bindung an die Mutter noch viel zu eng.
Von den vielen Bürgergeld-Empfängern und dem deutlich zu niedrigen Satz möchte ich gar nicht groß reden.
Der ÖPNV ist in einem unterentwickelten Zustand, sowohl technisch als auch was die Dichte der Verbindungen angeht … usw.
Das alles sind linke Themen, aber wo bleibt da die Kritik dieser "linken" Kabarettisten, die sich zudem oft als Volksaufklärer geben?
Lieber zieht man über die AfD und die C-Parteien bzw. deren Repräsentanten her.
Sie können sich sicher sein, ein Hildebrandt, Pispers oder gar Schramm (die ich alle sehr gut kenne) würden angesichts solcher Probleme nicht den Kopf in den Sand stecken.
PS: Ich mag die Gruber gar nicht und den Schleich nur sehr begrenzt, aber den Nuhr als intellektuell begrenzt zu bezeichnen, finde ich geradezu verwegen. Der hat mehr Grips als all die, die in der von mir besprochenen Sendung aufgetreten sind.
Natürlich ist er für Kabarettisten dieser Qualität unbequem, weil er nicht im grünlinken Mainstream schwimmt und kein Blatt vor den Mund nimmt.
Und was macht man mit so einem? Man schiebt ihn rüber zur AfD.
Ich hoffe, mein Beitrag schlägt Ihnen ein wenig aufs Gemüt oder - was besser wäre - regt Sie an, die derzeitige Kabarettisten-Schar kritischer zu betrachten.