15.04.2020, 14:03
(15.04.2020, 13:45)leopold schrieb: Zur Zeit der Tagespflegesätze waren die Krankenhäuser daran interessiert, die Patienten solange in den Betten liegen zu lassen wie möglich. Sie erinnern sich? Damals musste man darum kämpfen, am Freitag oder Samstag entlassen zu werden.
Die Zahl der Krankenhausbetten und die Verweildauern der Patienten in den Krankenhäusern waren damals viel zu hoch und es war absehbar, dass das Gesundheitswesen unter der Last der explodierenden Krankenhauskosten zusammenbricht.
Deswegen verfiel man auf die Idee der Fallpauschalen, durch die nicht mehr die Zahl der Krankenhaustage eines Patienten, sondern sein Krankheitsbild zur Grundlage der Abrechnung wurde. Die logische Folge: Nun wurde es plötzlich interessant, die Patienten so früh wie möglich nach Hause zu schicken, die Verweildauern sanken dramatisch und es wurde möglich, überzählige Krankenhausbetten abzubauen.
Mittlerweile ist man nun wohl soweit, dass sich auch dieses System pervertiert hat und die Controller endgültig die Herrschaft in den Krankenhäusern übernommen haben. Die Frage ist nur: Wie löst man das Problem so, dass es am Ende nicht wieder zu krassen Fehlentwicklungen kommt?
Das kann man ändern, indem man das Gesundheitssystem resultierend aus dem Privatisierungswahn Anfang der 2000er Jahre wieder befreit und von einem Gewinnerzielungsbetrieb zu einem Instrument der Daseinsfürsorge mit mehr staatlicher Beteiligung umbaut. Die Verweildauer in den Betten sollte sich dann wieder an der Krankheit orientieren, ein längeres oder kürzeres Verweilen darf keine finanzielle Anreize in eine bestimmte Richtung bieten.
Martin