10.04.2020, 09:31
(09.04.2020, 14:28)leopold schrieb: Das Papier wurde doch geleaked, oder? Und es wird seitdem ja auch von interessierter Seite genutzt. Dann weiß man doch, wozu es dienen soll. Siehe die Zettel, die kürzlich in Augsburg an den Türen hingen, wie die AA heute berichtet.
Glauben Sie denn wirklich, dass diese "Zettel, die kürzlich in Augsburg an den Türen hingen", das einzige Ziel war, das man damit erreichen wollte?
Also bei uns im Innenstadtbereich hing nichts, und auch sonst scheint diese Aktion sehr überschaubar bis nicht vorhanden gewesen zu sein.
Spinner, die solche Vorlagen wie diesen "internen Bericht" dankbar annehmen, gibt es immer und in allen Lagern.
Ich denke, zusammen mit der von der damaligen Bundesregierung in Auftrag gegebene Risikoanalyse "Pandemie", die vom Robert-Koch-Institut (selbstständige deutsche Bundesoberbehörde für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten) durchgeführt und veröffentlicht wurde (2012) wurde, ergibt sich ein äußerst unschmeichelhaftes bis schockierendes Bild vom Agieren der Hauptverantwortlichen.
Obwohl man die düstere und nahezu apokalyptische Pandemieanalyse des RKI (vielleicht!) gelesen, aber offensichtlich ignoriert hatte, sowohl die Bundesregierung als auch die Länderund vor allem auch die Medien, die hier ihre Rolle als vierte Macht im Staat einmal sehr sinnvoll ausüben hätten können, wurde man in 2020 von der Pandemie regelrecht überrollt.
Die Verfasser dieses "internen Berichtes" reagierten acht Jahre sehr menschlich, so menschlich, wie man es sonst nur eher simplen und "einfach gestrickten" Mitmenschen zutraut.
Nämlich mit der Verbreitung von Angst- und Horrorszenarien. Der interne Bericht „Wie wir Covid-19 unter Kontrolle bekommen“ sollte die Menschen erschrecken, und zwar so sehr, dass sie vergessen oder es allenfalls als zweitrangig erachten, sich und die Verantwortlichen zu fragen, wie und warum es soweit kommen konnte. Und sich brav den Direktiven des Staates fügen.
Gut, dass die meisten Verantwortlichen in Bund und Ländern da nicht mitgespielt haben und weitgehend sachlich die Lage erklärten. Hart, aber weitgehend ehrlich, soweit ich es beurteilen kann.
Der Hauptvorwurf an die Adresse der Politik kann daher in meinen Augen nicht sein, dass sie die sich anbahnende Gefahr durch das Virus nicht ernstgenommen hätte. Natürlich kann dieser Vorwurf nicht wirklich entkräftet werden. Das zeigt sich daran, dass am Faschingswochenende am 22./23. Februar in Augsburg noch das BB-Festival in offiziellen Veranstaltungen und anschließend in Clubs bis spät in die Nacht tobte, am 24. und 25. überall noch kleine und große Faschingsumzüge und am 7. März der letzte volle Spieltag der BL vor Zuschauern stattfanden.
Ich hab mal auf dem Virusticker nachgeschaut:
Am 22. Februar (also am Faschingswochenende) gab es in Deutschland 16 Coronafälle, 14 davon in Bayern (Websto), zwei bundesweit, 11 Genesene und 0 Tote. In Italien gab es am selben Tag 62 Infizierte und 2 Tote. Worauf der Norden Italiens in Teilen abgeriegelt wurde und Ausgangsverbot verhängt wurde. Man erschrak zwar, aber man dachte, gut und schnell gehandelt.
Vielleicht glaubte man, den Virus so gut und schnell in den Griff zu bekommen wie bei den Websto-Fällen.
Sehr leichtsinnig, aber wer glaubte da wirklich, dass die Pandemie so gnadenlos und schnell kommen würde?
Nein, der Hauptvorwurf kann meines Erachtens nur sein, dass man die Pandemie-Analyse des RKI von 2012 einfach in der Schublade verschwinden ließ und nichts unternahm. Völliges Unvorbereitetsein als Reaktion.
Faulheit, Ignoranz, Überheblichkeit (ach die vom RKI, tzz tzz) ... oder was sonst noch?
Und der Vorwurf richtet sich an die Politiker und an die Leitmedien, denn es war ja kein Geheimbericht.
Man sollte Untersuchungsausschüsse dazu einberufen, wenn wir das Schlimmste hinter uns haben, und die Hauptverantwortlichen - und nicht die subalternen Mitarbeiter - zur Verantwortung ziehen.