(08.04.2017, 09:29)leopold schrieb: Natürlich wartet Martin sehnsüchtig mit dem Finger an der Tastatur auf solche Anschläge, weil er hofft, dass diese politische Wirkung bei den anstehenden Wahlen erzielen, in denen es um die Zukunft Europas geht.
Genauso widerwärtig ist aber die Vorgehensweise des Users Serge, der reflexartig sofort die Flüchtlinge ins Spiel bringt und damit das Geschäft des IS betreibt. Es geht bei diesen Anschlägen nicht um das Töten, sondern darum, die hier lebenden Menschen verschiedener Kulturen gegeneinander aufzubringen. Martin und Serge leisten dazu ihren Beitrag.
Widerwärtig ist in erster Linie, mich als "Geschäftsmann" des IS zu bezeichnen. Das ist Hetze nach dem Muster des Höcke-Flügels der AfD, bloß in die andere Richtung.
So, sie meinen also, es gehe bei diesen islamistischen Anschlägen nicht ums Töten, sondern um das Aufeinanderhetzen der Menschen verschiedener Kulturen. Bloß schade, dass es dabei in Europa schon Hunderte von Toten gegeben hat, in der ganzen Welt wohl schon Tausende. Wie empathielos muss man eigentlich sein, um solche zynischen Äußerungen vom Stapel zu lassen?!
Es ist nun mal so, dass diese Anschläge im Namen Allahs geschehen, auch wenn die Mehrheit der Muslime dies ablehnt. Aber es gibt etliche Statistiken, aus England, Frankreich und auch Deutschland, die zeigen, dass immerhin ein beträchtlicher Teil der Muslime, vor allem der jungen, Gewalt aus religiösen Motiven für gerechtfertigt hält, bis hin zu Selbstmordattentaten und Anschlägen mit Dutzenden bis Hunderten von Toten.
Andere Statistiken zeigen, dass die Mehrheit der Muslime die Scharia für wichtiger hält als die Verfassung, sprich das Grundgesetz.
Und dass viele seit vielen Jahren in Deutschland lebenden Türken wieder diese fundamental-religiöse Richtung eingeschlagen haben, zeigt ja deren Begeisterung für Erdogan und seine AKP, die die türkische Gesellschaft in eine autokratisch-islamische verwandeln wollen - womit sie auf dem besten Wege sind.
Mit diesem Misstrauen müssen die Muslime leider leben, ob ihnen oder Ihnen das passt oder nicht. Es ist ein grundsätzliches Misstrauen, aufgrund der sich häufenden islamistischen Anschläge, ihrer doch erstaunlich hohen Akzeptanz bei Muslimen (und selbst 10% wäre erschreckend) und der unbedingten Erdogan-Hörigkeit vieler hier lebenden Türken, auch Deutschtürken. Zumal sich ja Erdogan seit einiger Zeit ungeniert der Diktion des IS bedient.
Das ist das Stigma aller Muslime, ob hier lebende Türken oder muslimische Flüchtlinge.
So wie es das Stigma der Deutschen ist, bereits in der dritten Generation nach dem zweiten Weltkrieg mit Hitlers Kriegsfeldzügen, dem "Deutschland über alles" und vor allem mit dem Holocaust immer wieder in Verbindung gebracht zu werden. Dieses Misstrauen, ja diese Angst, die uns deswegen von vielen Ausländern entgegengebracht wird, und das beileibe nicht nur von Doofies, zeigt(e) sich ja immer wieder: bei den großen politischen Bedenken anderer Länder bei der Wiedervereinigung, bei der Kritik an Israels Palästinapolitik, beim Erstarken der Rechten, beim massenhaften Auftreten von Deutschen in ausländischen Urlaubsregionen usw.
Solche Stigmen verallgemeinern, haben aber ihre Berechtigung aufgrund der grauenhaften Taten, die sie entstehen ließen.
Hier einige Links, die zeigen, dass ich nicht das Blaue vom Himmel erzähle:
Verständnis für die Anschläge von Paris
Signifikanter Zusammenhang zwischen Religiosität und Gewaltbereitschaft
Jeder dritte junge Muslim in England befürwortet die Scharia
PS: Ach ja, Ihre These, es ginge bei islamistischen Attentaten darum, die "hier lebenden Menschen verschiedener Kulturen gegeneinander aufzubringen", ist der übliche Spruch Ihrer Gesinnungsgenossen.
Er stimmt nicht. Das zeigt sich zum Einen daran, dass islamistische Attentäter auch unter ihresgleichen, also ihren muslimischen Brüdern und Schwestern, zum Teil im eigenen Land, Massaker anrichten. Da geht es vor allem nur darum, ob man Schiit oder Sunnit ist.
Zum Anderen sollen diese Anschläge im westlichen Ausland das laizistische bzw. unreligöse demokratische System erschüttern. Dass das natürlich die Verteidiger dieses Systems nicht tatenlos zusehen lässt, versteht sich von selbst. Nicht das Gegeneinander-Aufbringen ist das Motiv, sondern die Wut auf das verhasste System, das man zerstören will. Das Gegeneinander ist die Folge, die Alternative wäre Wehrlosigkeit.