13.07.2023, 11:36
Bei der Frage, was die AfD derzeit so erfolgreich, aber auch gefährlich macht, bin ich auf ein Interview mit dem Soziologen Wilhelm Heitmeyer gestoßen.
Heitmeyer bezeichnet die AfD nicht als rechtsextrem, da ihr die dafür typische Gewaltbereitschaft und Gewaltakzeptanz noch fehlt, sondern als eine Partei des autoritären Nationalradikalismus, wie man sie zunehmend in Staaten wie Polen, Ungarn, Österreich, Frankreich oder Israel finden kann.
Dieser Verzicht auf Gewalt macht sie wählbar für eine nicht unerhebliche Gesellschaftsschicht, die Heitmeyer als "rohe Bürgerlichkeit" bezeichnet - wie ich finde, ein sehr treffender Ausdruck, der viele Äußerungen in sozialen Medien erklärt:
Heitmeyer bezeichnet die AfD nicht als rechtsextrem, da ihr die dafür typische Gewaltbereitschaft und Gewaltakzeptanz noch fehlt, sondern als eine Partei des autoritären Nationalradikalismus, wie man sie zunehmend in Staaten wie Polen, Ungarn, Österreich, Frankreich oder Israel finden kann.
Dieser Verzicht auf Gewalt macht sie wählbar für eine nicht unerhebliche Gesellschaftsschicht, die Heitmeyer als "rohe Bürgerlichkeit" bezeichnet - wie ich finde, ein sehr treffender Ausdruck, der viele Äußerungen in sozialen Medien erklärt:
Zitat:"Rohe Bürgerlichkeit ergibt sich aus dem Zusammenspiel von glatter Stilfassade, vornehm rabiater Rhetorik sowie autoritäre aggressive Einstellungen und Haltungen. Sie findet ihren Ausdruck in einem Jargon der Verachtung gegenüber schwachen Gruppen und der rigorosen Verteidigung bzw. Einforderung eigener Etabliertenvorrechte im Duktus der Überlegenheit. Sie artikuliert sich über eine Ideologie der Ungleichwertigkeit.
Rohheit gibt es zweifellos vielfach auch in anderen Sozialgruppen – und zwar offen, vielfach brutal. Der Unterschied besteht darin, dass die rohe Bürgerlichkeit verdeckt daherkommt und viel öffentlichen Einfluss hat in Institutionen, Clubs und Medien, also auf das öffentliche Klima.
Der rohen Bürgerlichkeit entgeht vielfach das Gefühl für verschiedene Formen von Gerechtigkeit, Solidarität und Fairness, die nicht an Effizienz, Nützlichkeit und Verwertbarkeit gekoppelt ist. Rohe Bürgerlichkeit setzt auf Konkurrenz und Eigenverantwortung in jeder Hinsicht. Wer dem nicht gewachsen ist, dem ist nicht zu helfen und dem soll auch nicht geholfen werden. Das ist eine zentrale Maxime zahlreicher Personen, die sich subjektiv oben auf der Statusleiter einordnen oder objektiv über Einkommen zu den Besserverdienenden zählen." (Heitmeyer)