(14.03.2022, 22:19)Martin schrieb: Ein wichtiger Grund ist natürlich auch, dass das in unserer unmittelbaren Nachbarschaft stattfindet. Wenn sich ein Hausnachbar bei uns den Fuss bricht, ist das natürlich interessanter, als wenn das Heinz Lehmann aus Wuppertal passiert. Eigentlich so naheliegend, dass man es nicht extra erklären müsste.
Martin
Ja, das stimmt schon. Deswegen muss man es ja nicht gut finden und diese quasi-Ungerechtigkeit immer weiter pflegen.
Die NZZ hat dazu einen treffenden Kommentar, kostenpflichtig.
https://www.nzz.ch/meinung/fluechtlingsp...ld.1674143
Ich habe mal kleine Passagen daraus:
"Dass den Polen das Schicksal der Ukrainer näher geht, beruht auf geografischer und kultureller Nähe. Dazu kommt: Der Feind der Ukrainer, Wladimir Putin, ist auch der Feind der Polen. Die Situation der Ukrainer beschäftigt sie auch deshalb, weil sie selbst fürchten, von Russland angegriffen zu werden. Diese Identifikation betrifft aber nicht nur die Polen, sondern alle Europäer. Wer in der unterschiedlichen Empathie und Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen etwas Skandalhaftes sehen will, belügt sich selbst. Es handelt sich um natürliche Reflexe, die man im Übrigen auch feststellen kann, wenn es engen oder entfernten Angehörigen schlecht geht – das Mitgefühl ist anders. Als Medienkonsumenten sind wir Zuschauer des Weltgeschehens geworden und stellen auch hier fest: Kiew ist uns näher als Damaskus."
"Dazu scheint das archaische ukrainische Modell «Mann verteidigt Vaterland, Frau beschützt Familie» auch im Westen auf Sympathie zu stossen. Die Männer werden auch hierzulande in den Zeitungen als «Helden der Ukraine» gefeiert. Würden sie anstatt im Tarnanzug in Kiew am Bahnhof in Berlin Schlange stehen, die kollektive Begeisterung wäre kleiner. 15 Prozent der ukrainischen Armee bestehen aus Frauen, das soll hier auch nicht unerwähnt bleiben."