(04.09.2020, 08:13)Kreti u. Plethi schrieb: Nun ja, wenn es dauernd und ausschließlich die Überläufer, Kritiker und polischen Gegner voḿ System Putin trifft ist man mit "cui bono" schon recht nah dran, denke ich mal.
Oder glauben Sie allen Ernstes diese Dinge könnten passieren, völlig ohne sein Wissen?
In wie weit solche Befehle direkt von ihm kommen oder aus den Strukturen ist natürlich offen, gab es ja auch im 3. Reich vorauseilenden Gehorsam.
Käme es aber nicht aus seiner näheren Umgebung oder ihm selbst, hätte er ein verdammt großes Problem.
Das wiedrum kann ich mir bei einem Ex-KGB-Chef nur unglaublich schwer vorstellen.
Wie heißt es so schön?
Fakten, Fakten, Fakten.
Gestern und auch schon vorgestern wiesen Fachleute (auch ein Chemiker) daraufhin, dass das verwendete Nervengift nicht exklusiv in Händen des russischen Staates bzw. des Militärs sei und auch mit entsprechenden Fachkenntnissen und der dafür erforderlichen Ausrüstung auch von "Privatleuten" hergestellt werden könne.
Zitat:Sarah Pagung: Mit der Aussage der Charité, dass Nawalny mit Gift aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet wurde, ist es relativ wahrscheinlich. Es gibt allerdings noch unterschiedliche Szenarien, wie das genau abgelaufen sein könnte. Es muss nicht zwingend eine Order aus dem Kreml gewesen sein, die einen russischen Geheimdienst dazu angeleitet hat, Nawalny zu vergiften. Es kann auch jemand aus dem Sicherheitsapparat gewesen sein, der das selbstständig veranlasst hat (...)
Es ist auch möglich, dass Nowitschok illegal gekauft und von Gruppen verwendet wurde, die nicht Teil des Sicherheitsapparats sind. Das sind alles Szenarien, die durchaus möglich sind.
watson.de
... sowie:
Zitat:Nowitschok wurde in der ehemaligen Sowjetunion entwickelt, und sicherlich gibt es auch im heutigen Russland noch (kleinere) Bestände dieses Kampfmittels. Es kann jedoch mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass auch andere Länder über geringe Mengen von Nowitschok verfügen. Die chemische Struktur und mögliche Herstellungswege sind bekannt. Deshalb lässt sich aus der Art des Kampfstoffes nicht zwingend auf eine bestimmte Täterschaft schließen. Nur weil die Sowjetunion ihn entwickelt hat, muss der heutige Täter nicht zwingend aus Russland kommen.
der Freitag.de
Und auch Wolfgang Ischinger warnte vor argumentativen und aktionistischen Schnellschüssen.
Sobald belastbare Fakten und Beweise vorliegen, die Putin als Verantwortlichen direkt belasten, gebe ich mich geschlagen.
Ansonsten gibt es durchaus Szenarien - Verschwörungstheorien, wie manche Besserwisser sagen - die nicht so ganz aus der Luft gegriffen sein dürften:
- ukrainischer Geheimdienst, um den Ruf von Erzfeind Putin zu beschädigen - und außerdem sind die ukrainische Staatsführung und die Oligarchen erbitterte Gegner von Nordstream2, da sie am bisherigen Gastransitvertrag sehr gut verdienen;
- tschetschenische Nationalisten/Islamisten, die sowohl Putin als auch den Nationalisten Nawalny hassen;
- Anschlag im Auftrag von anderen Gegnern von Nordstream2, z.B. aus den USA (Regierung, Erdöl- und Frackingunternehmen)
usw.
PS: Putin ist nicht doof - und bei seiner Machtfülle (erst kürzlich durch Wahlen bestätigt) sitzt er fest im Sattel. Er hätte es gar nicht nötig, einen im Westen (und davon fast nur in Deutschland) derart exponierten Regimekritiker auf diese Weise mundtot zu machen.
Wie Putins politische Gegner z.T. gestrickt sind, zeigt ja der Fall des von ihm wegen zweifachen Mordes abgesetzten ultranationalistisch-rechtsextremen Gouverneurs von Chabarowsk, Sergei Furgal, der sich auf eine große Beliebtheit der Bevölkerung (70% wählten ihn gegen den Kreml-Kandidaten) stützen konnte.