14.10.2017, 12:46
(14.10.2017, 12:20)Martin schrieb: Krass. In England dauert eine Privatinsolvenz nur 12 Monate. Womit im direkten Vergleich wieder einmal schön zu sehen ist, um wie viel besser der Verbraucherschutz in anderen Industrieländern ausgeprägt ist.
Das mit den Schulden hebt sich in der Summe immer auf. Die Schulden des einen sind das Vermögen des anderen.
Interessant ist immer, was passiert, wenn man dieses System auf die Spitze treibt oder sogar durchbricht.
Mit "auf die Spitze treiben" meine ich zum Beispiel die unsinnig hohen Bewertungen des Firmenwerts von Konzernen wie Facebook oder Apple. Wobei Apple ja immerhin noch Hardware im Angebot hat. Aber Facebook ist nur ein Haufen Algorithmen. Und das soll ein Mehrfaches "wert sein" wie alle deutschen Automobilkonzerne zusammen. Hahaha, Ützwurst lache!
Und wenn die Aktien von Facebook in den Himmel steigen, dann machen Aktienbesitzer Gewinn. Logischerweise muss dann auch irgendjemand Verlust machen, aber wer genau ist das? Ich sag mal so: Natürlich machen nur die Besitzer von Facebook-Aktien Gewinn, die sie in dem Moment auch verkaufen. Man könnte also sagen, den Verlust machen die, die ihnen die Aktien zum hohen Preis abkaufen. Aber ist das wirklich so? Und ist das alles, oder haben wir noch jemanden vergessen? Geld entsteht ja nur beim Kredit (von einer Bank, nicht beim Privatkredit, da handelt es sich um reales Geld) aus dem Nichts und nicht bei einem Kaufvertrag über eine Aktie. Schwierig, schwierig. Ich weiß es nicht genau.
Und man "durchbricht" das System natürlich mit Gesetzen, die eine Privatinsolvenz, also eine Schuldenbefreiung ermöglichen. Deshalb stand die Privatinsolvenz in der Urfassung vom BGB ja auch nicht drin, weil die Urfassung noch in sich konsistent war. Wenn man ein in sich logisches Gesetzbuch schreiben will, dann darf so etwas wie eine Privatinsolvenz nicht ins BGB, sonst schreibt man eher eine Art Bibel.
Jedenfalls ist bei der Privatinsolvenz am Ende der eine seine Schulden los. Und der andere seinen Anspruch. Der Gläubiger mit dem Anspruch wird enteignet, aber nicht wie man normal enteignet wird, z.B. wenn sie eine Autobahn bauen und einem einen Streifen vom Acker wegnehmen, sondern entschädigungslos. Geld "verschwindet" in diesem Moment spurlos im Orkus. Was aber eigentlich nur das Gegenstück zu jeder Kreditgewährung ist. Da erschafft die Bank Geld aus dem Nichts, in dem Moment, in dem sie den Antrag bewilligt. Das Geld wird nicht von der Zentralbank gemacht, sondern in der Bankfiliale um die Ecke. Sie schreiben deinem Konto *pling* X Euro gut, und wenn's *pling" macht, sind X Euro gerade aus dem Nichts entstanden. Deshalb ist auch die Annahme irrig, die Zentralbank bestimme die Geldmenge. Das tut sie allenfalls indirekt, über den Leitzins.
Ich versuche seit langer Zeit, diese und ähnliche Gedanken quasi philosophisch zu durchdringen, um mir eine Meinung zu bilden, was besser ist oder wäre, oder was daran richtig oder falsch ist. Ich hoffe, ich krieg's für mich persönlich noch irgendwie verständlich hin, bevor ich das Zeitliche segne.
Hinweise sind willkommen.