23.04.2017, 13:49
(23.04.2017, 13:16)bbuchsky schrieb: Die Quantenphysik allerdings bietet Raum für Transzendenz, die fatale Unkenntnis über die 93% fehlenden Inhalts der Welt Gelegenheit zur Spekulation.
Das ist allerdings eher eine Interpretation von Quantenphysik, wie man sie sonst nur von Herstellern von dubiosen Wasseraufbereitungsgeräten kennt. Weder die Heisenbergsche Unschärferelation noch die mögliche Verschränkung von Quanten haben irgendwas mit Transzendenz zu tun.
Sondern das eine bedeutet, dass man auf Quantenebene nicht wissen kann, was passieren wird. Es bedeutet nicht, dass in einem überschaubaren Quantensystem nicht determiniert ist, was passieren wird. Es bedeutet nur, dass man das vorher nicht ausrechnen kann, weil man nicht alle relevanten Daten für die Rechnung genau genug messen kann. Das andere bedeutet, dass es offenbar so etwas wie "Quantenzwillinge" gibt, die unter bestimmten Umständen entstehen, und denen dann das gleiche (oder das komplementäre) Schicksal bevorsteht, und dass man noch nicht weiß, wie das zu erklären ist, ohne dass diese Teilchen miteinander irgendwie Informationen austauschen. Aber vielleicht sind diese Zwillinge ja in Wirklichkeit nur ein Teilchen und erscheinen uns im vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum nur so, als wären sie zwei und weit voneinander entfernt.
Das eine ist also ein Messungsproblem. Allerdings eines, das man auch mit dem besten Messgerät nicht beheben kann, weil das Messungsproblem offenbar ein Naturgesetz ist. Es ist aber auch nicht so, dass man beide Eigenschaften eines Teilchens überhaupt nicht messen könnte. Sondern nur so, dass je genauer man die Messung der einen Eigenschaft vornimmt, die andere Messung automatisch umso ungenauer gerät. Also so ähnlich, als ob ich entweder über einen Autofahrer sagen kann:
- er ist im Stadtgebiet Augsburg mit einer Geschwindigkeit von 36,5 km/h unterwegs
oder
- er befindet sich in der Maximilianstraße vor dem Standesamt und fährt eine Geschwindigkeit zwischen 10 und 65 km/h.
Aber ich kann eben über diesen Quantenautofahrer nicht beides gleichzeitig genau wissen. Und meistens genügt es ja auch, wenn man weiß, dass das Teilchen irgendwo in der Innenstadt mit ungefähr 40 rumschwirrt. Man muss halt gewisse vernünftige Kompromisse machen, sobald Heisenberg den Raum betritt. Der Techniker nennt das "die Messgeräte vernünftig kalibrieren".
Das andere Phänomen, also Teilchen, die sich im Bezug auf ihren Zwilling völlig abhängig davon verhalten, sind ja geradezu das Gegenteil von Transzendenz. Es gibt da keine Unsicherheit, kein "zwischen Himmel und Erde". Wenn ich weiß, was jetzt mit dem einem Teilchen los ist, dann weiß ich auch ganz sicher, wie es jetzt um das andere bestellt ist. Verschränkte Quanten sind so langweilig wie eine Billardkugel, die genau im richtigen Winkel mit dem richtigen Impuls angestoßen wurde. Sie wird ins angepeilte Loch rollen, weil sie nicht anders kann.