(28.04.2022, 10:57)harvest schrieb: Aha, "keinen Politiker der westlichen Welt" ... Ihr Vergleich mit Macrons Frau ist etwas abwegig, oder?
Es ging um Kränkungen und Demütigungen. Und hämische Meldungen wie "Macron habe seine Mutter geheiratet" fällt in meiner Welt in diese Kategorie.
Oder nehmen Sie von mir aus ein anderes Beispiel: Erdogan hat (zu Recht) kräftig einstecken müssen, aber deswegen auch keinen Krieg entfesselt. Ich bin sicher, Sie verstehen was ich verdeutlichen will.
(28.04.2022, 10:57)harvest schrieb: Zunächst mal sei erwähnt, dass der Sturz Assads das ausgegebene Ziel der Amerikaner war, obwohl ein Putsch gegen die Regierung eines anderen Landes ein Verstoß gegen das Völkerrecht ist. Bald erreichten die Amerikaner, dass jeder gegen jeden in diesem Bürgerkrieg kämpfte, Aufständische und Terrorgruppen gegen Assad, Terrorgruppen gegeneinander, und dass der IS mit seinen Schlächtern zu einer regionalen Macht wurde, und dann, als sie nicht mehr aus dem unüberschaubaren Konflikt herauskamen und nicht mehr weiterwussten, hauten sie ab ... nach uns die Sintflut. Und Assad und die bis dahin relativ zurückhaltenden Russen Russen räumten dann in Syrien auf, aber wie ...
Ähnlich war es im Irak, den man durch den Sturz des Machthabers Hussein "befrieden" und mit der Demokratie "beschenken" wollte. Das Gegenteil war der Fall. Die rat-und hilflosen Amerikaner hinterließen einen failed state, dessen zerschlagene Armee der Nährboden des IS wurde.
Das ähnliche Szenario etliche Jahre zuvor in Afghanistan. 2001 Einmarsch und Sturz des Taliban-Regimes, Chaos, Bürgerkrieg, massenweise Anschläge, Rückzug der Amis und alles keinen Deut besser als zuvor ...
Syrien ist vor allem ein Failed State, dessen Ex-Diktator von Russland als Marionette wieder an die Macht geputscht wurde. Neben den Amerikanern mischen da unten noch andere Parteien mit: Der Irak, der Iran und der IS bspsw. Taugt als Rechtfertigung für den Angriffskrieg auf einen funktionierenden demokratischen Staat mitten in Europa nicht sonderlich. Und ja, die Ukraine funktioniert. Beste Netzabdeckung, Frieden, viele Restaurants und Geschäfte, eine wachsende und boomende Wirtschaft, zuletzt wachsender Wohlstand.
Auch beim Irak handelte es sich um eine aus dem Ruder laufende
Diktatur, die die ganze Region destabilisierte. Und auch dort fanden zuerst Angriffskriege seitens des Irak auf andere Staaten statt: Kuwait und Iran.
Was man den USA durchaus vorwerfen kann ist, dass sie die Sache oft nicht richtig zu Ende bringen. Wobei die andere Frage ist, ob man bei einer fundamentalistisch-islamisch geprägten Bevölkerungsmehrheit mit rechtsstaatlichen Prinzipien überhaupt etwas erreichen kann. Meiner Meinung nach verstehen diese Länder nur Regierungsformen unter der Knute, entweder theokratisch oder durch das Militär. Alles andere wird als Schwäche interpretiert.
Die Kernfrage lautet, ob andere Kriege unter komplett anderen Vorzeichen als Rechtfertigung eines Angriffs- und Vernichtungskriegs auf eine Demokratie mitten in Europa dienen kann? Ich meine Nein, definitiv.
Martin