21.11.2017, 11:31
(21.11.2017, 11:03)bbuchsky schrieb: Bin isch Fräge:
Beim Blick auf lokale musikalische Traditionen fällt mir auf, dass es die bei uns hier oben gar nicht gibt. Wir Glückspilze. Ist das mal soziologisch durchleuchtet worden? Hier tauchen bei Volksfesten aller Art höchstens Märsche auf, die sich allesamt auf die Preussen zurückführen lassen.
Deshalb fremdele ich auch mit eurem total behindert klingenden Melodengejodel, euren Quetschkommoden und dem Zitterspiel. Nicht nur, weil ich es nicht verstehe, sondern weil es sich schlicht banal anhört, kompositorisch anspruchsfrei, tonal langweilig und ohne jeden Rhytmus.
Da sind wir wieder bei der Ethnologie:
Was die drei Herren da gesungen haben, nennt sich Gstanzl.
Zitat:"Das Gstanzl ist eine bayerisch-österreichische Liedform, meist als epigrammartiger Spottgesang ...
Das Wort dürfte als Verkleinerung vom italienischen Wort stanza ‚Strophe‘ abstammen, und findet sich so beispielsweise bei der italienischen Stanze. Während diese achtzeilig ist, ist das typische Gstanzl ein einziger Vierzeiler, wobei sich die erste auf die zweite (Paarreim) oder auf die dritte Zeile (Kreuzreim) reimen kann ...
Das Gstanzl ist im alpenländischen Musikraum sehr verbreitet und beliebt. Gstanzln werden vielfach in der jeweiligen Mundart gedichtet und vorgetragen.Gstanzln mit ihren unzähligen Melodien leben vor allem vom Vortrag in der entsprechenden Situation. Dabei ist das Gstanzlsingen eine typische Form gesellschaftlichen Beisammenseins, und reicht vom privaten oder Wirtshaussingen bis hin zu Feiern und Publikumsveranstaltungen. Gstanzln werden sowohl im Freundeskreis oder bei Sängertreffen als auch beim Tanz gesungen.
Die Gstanzeln handeln von heiteren und ernsten Vorgängen und Ereignissen, Gemütsstimmungen, Lebensanschauungen und Schwächen des Menschen. Das Gstanzl ist durchwegs humoristisch, oft neckend, ironisch bis sarkastisch, es kann derb und hart, oder gar tief bösartig, aber auch zart und innig sein.
Meist handelt es sich um gereimte und gesungene Improvisationen. Gute Gstanzlsänger können aus dem Stegreif stundenlang Gstanzln vortragen, ohne sich zu wiederholen ..."
Und es war auch immer schon eine Art, die Obrigkeit zu kritisieren.
Bei euch Neandertalern droben soll ja der Karneval neben der simplen Unterhaltung auch diese satirische und gesellschaftskritische Komponente haben, aber halt nur in der Karnevalszeit.
Ja mei, und bei uns das ganze Jahr über, die Gstanzln.