18.03.2022, 10:31
(17.03.2022, 20:30)harvest schrieb: Meine letzte Hoffnung sind sie nicht, Martin, denn die NATO und vor allem die USA haben sich in den gut drei Jahrzehnte nach Wiedervereinigung 1990 kräftig angestrengt, um diesen friedlichen, aber labilen Zustand zu ihren Gunsten, ja zu ihren alleinigen Gunsten auszunutzen. Hellhörig hätte man werden sollen, als der Friedenspreisträger und Kriegsdrohnenmeister Obama Russland als Regionalmacht lächerlich machen wollte. Ab da hätte man lieber einen Schritt oder besser zwei zurückgehen sollen. Tat man aber nicht. Westliche Arroganz.
Und, Martin, wie heißt es so treffend: Es kommt nichts Besseres nach.
Die Entwicklung ist m. E. dahingehend, dass die verbleibenden 3 Großmächte (USA, Russland und China) versuchen, Weltmacht zu werden bzw. zu bleiben. Momentan erfüllt diesen Anspruch nur ein Land und das ist die USA. Zudem ist das die einzige Demokratie in diesem Dreigestirn. Und ich halte es von unserem Standpunkt aus für legitim, die Ausbreitung der Demokratie zu forcieren und Diktaturen zurückzudrängen. Ich möchte nicht unter einem Putin oder einem Xi leben, Sie etwa harvest? Es war vor 80 Jahren falsch und ist jetzt wieder falsch darauf zu hoffen, dass Diktaturen mit dem Status Quo zufrieden sind. Diktaturen leben vom äußeren Feind der angegriffen, besiegt und besetzt werden muss. Das sieht man jetzt in der Ukraine, das sieht man in Tibet und Taiwan bei China. Natürlich haben die USA auch unrühmliche Kapitel, aber immer wollten sie der Bevölkerung die Demokratie bringen und diese Völker nicht besetzen und ausbeuten. Das war in Vietnam so und das war in Afghanistan und dem Irak so. Dass dabei mitunter grobe strategische und politische Fehler gemacht wurden ist unbestritten. Aber die grundlegende Intention dahinter war richtig - meine Meinung.
(17.03.2022, 20:30)harvest schrieb: Eins aber hat der Kriegsherr Putin geschafft, was noch kein amerikanischer Präsident der letzten Jahrzehnte geschafft hat, nicht mal der verrückte und rücksichtslose Haudrauf Trump: Dass fast alle Parteien wie blind nach Waffen schreien und die Medien nach Aufrüstung, ja teilweise sogar Kriegseinsätzen in der Ukraine gieren.
Putin ist in der Reihe der irren Diktatoren vor Kim Jong Un gerückt, das ist richtig. Aber die eigentliche Stimmung in Deutschland ist gerade die, den flüchtenden Frauen und Kindern nach Kräften zu helfen. Und natürlich haben viele Länder an der "Ostflanke" jetzt Angst, dass Putin sie als nächstes angreift. In Finnland ist binnen Wochenfrist aus der Ablehnung der Nato-Mitgliedschaft eine Zustimmung geworden, mit großer Mehrheit. Putin hat es geschafft, dass der Rest der demokratischen Welt in einem beispiellosen Akt der Solidarität zusammenrückt. So schlimm wie Sie schreiben sehe ich die Medien nicht, die rote Linie, nämlich die Beteiligung der Nato, wird nach wie vor nicht überschritten. Dass man den unterlegenen, aber heldenhaft kämpfenden Ukrainern Waffen liefert, ist eine Selbstverständlichkeit. Der Westen kann nicht tatenlos zusehen, wie eine Demokratie in Europa von einem Diktator plattgewalzt wird. Nicht schon wieder und nie wieder.
(17.03.2022, 20:30)harvest schrieb: Es ist halt wie immer: egal ob Verkündung der Klimakrise, Corona-Impfung, Genderismus, Anti-Rassismus und jetzt die Ukraine usw. - die Medien und die SM
schüren einen regelrechten Wahn des Rechthabens und wer nicht zu 110 % mitmacht, ist Klimaleugner, Querdenker, alter weißer Mann, Homophober, Rassist und wenn alles nicht reicht und hilft, ein Rechter oder gar ein Nazi (=Premium Cancel)
So einfach und kindgerecht ist die Welt, widewidewitt bumbum.
Man darf durchaus anderer Meinung sein, aber Putin als Opfer des Westens zu sehen, geht m. E. einen deutlichen Schritt zu weit. Der Mann ist ein Diktator, der vor grausamen Auftragsmorden nicht zurückschreckt, zahllose Kinder und Frauen kaltblütig Bomben aussetzt, gezielt Krankenhäuser und Fluchtkorridore angreift und ganz offenbar an Größenwahn leidet. Man kann der USA vllt. einen kleinen Teil Mitschuld geben, aber das Verhalten Putins ausschließlich oder hauptsächlich den USA in die Schuhe zu schieben, grenzt wirklich an Behauptungen der Impfgegner, dass Bill Gates Microchips in den Impfstoff mischt.
Und, leider leider ist es so, dass in den Gruppen der Impfgegner (ich habe ein paar Telegram-Gruppen abonniert), großes Verständnis für Putin vorherrscht. Wäre interessant zu sehen, wie Putin mit den "Spaziergängern" umgehen würde, hätte er hier das sagen...
Martin