08.05.2020, 11:37
(08.05.2020, 11:05)Isidor schrieb: Wenn man einen Vergleich anstellt, muss man zwangsweise das Geschehene anerkennen. Es geht theoretisch nicht etwas zu leugnen und dann zu sagen, das andere war schlimmer.
Damit niemand etwas hinein interpretieren kann: Ein Vergleich zwischen einen historischen Ereignis und dem Holocoust verbietet sich aus meiner Sicht aus moralischen Gründen. Der Holocoust ist seinem Verbrechen einzigartig in der menschlichen Geschichte. Auch habe ich mit den vorletzten Satz nicht gesagt, dass die Toten und 8 Mio. Vertriebenen ein historisches Ereignis sind. Historisches Ereignis bezieht sich auf die Menschheitsgeschichte allgemein.
Der Begriff des "historisches Ereignis" ist zunächst mal völlig wertfrei. Oder sollte es sein.
Der Holocaust (sic!) ist ein historisches Ereignis, eher eine Ereignisfolge, eine sehr negative, ein furchtbares Verbrechen, aber nicht einzigartig in der menschlichen Geschichte.
Wenn man die schwere eines Verbrechens von der Anzahl der Opfer abhängig macht, wird der Holocaust (rund 6 Mill. Opfer) noch von den stalinschen Säuberungen* übertroffen, deren Opfer man zwischen 3 bis über 20 Millionen schätzt, also dann wohl um die 10 -15 Mill.
Und auch von den Säuberungen Maos, dem "Großen Sprung", die in der Zeit von 58 - 62 etwa 45 Mill. Opfer forderten.
Fazit: Es gibt nichts zu leugnen.
Denn für uns Deutsche und speziell für die Juden in aller Welt ist der Holocaust natürlich das uns am schlimmsten und am nachhaltigsten betreffende Verbrechen, nicht nur wegen der Grausamkeit des Ausrottungsmaschinerie, sondern auch - denkt man an die vielen Opfer bzw. Emigranten unter jüdischen Kulturschaffenden und Geistes- und Naturwissenschaftlern - weil es Deutschland ärmer machte. Die "normalen" Menschen sollte man dabei aber nicht vergessen.
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Ich habe dazu vor kurzem den sehr empfehlenswerten Roman "Metropol" von Eugen Ruge, dessen Familie von diesen Säuberungen betroffen war, gelesen.