(28.11.2021, 12:42)derfnam schrieb: Das ist wie mit der 5er, warum eine neue Tram wenn der 32er und die 2er zum Klinikum fahren? Die Autofahrer werden dagegen mit immer neuen Ausgrenzungen konfrontiert, siehe Parkplatz auf dem Plärrergelände, der soll jetzt kostenpflichtig werden. Von kostenloser Beförderung im ÖPNV spricht keiner mehr, da hätten sehr viele was davon, scheint aber nicht gewollt zu sein.
Es ist einfach eine wirtschaftliche Frage, derfnam, ob man einen Bus oder eine Straßenbahn verkehren lässt. Zum einen ist die Lebensdauer eines Busses auf maximal 10 Jahre ausgerichtet, eine Straßenbahn hat eine weit längere Lebensdauer. Der Combino ist jetzt bereits seit 25 Jahren im Einsatz, der GT6 schon 30 Jahre. Als Augsburg 1991 von Stuttgart die GT4 übernommen haben, da waren die schon weit über 30 Jahre im Einsatz, hier in Augsburg kamen weitere 15 Jahre hinzu, und in Rumänien fuhren die Fahrzeuge dann auch noch etliche Jahre, als sie von Augsburg dahin gingen.
Hinzu kommt das weit größere Fassungsvermögen einer Straßenbahn, ein Fahrer - einer der Hauptkosten in einem Verkehrsbetrieb - kann weit mehr Fahrgäste zu deren Ziel bringen als es ein Busfahrer kann. Der Fahrgast wiederum möchte gerne einen Sitzplatz, den bekommt er in der Tram leichter als im Bus, weil in der Tram einfach mehr davon vorhanden sind. Zudem fahren Straßenbahnen ruhiger als Omnibusse, was natürlich am eigenen Verkehrsweg, den Gleisen, liegt.
Ja, die kostenlose Beförderung im ÖPNV, sie wird immer mal wieder gefordert. Stellt sich nur die Frage, wer es denn bezahlen soll, dass alle kostenfrei den ÖPNV nutzen können? Schon heute arbeiten alle Verkehrsbetriebe mit einer Unterdeckung von vielen Millionen Euro. Oft werden wie in Augsburg die Erlöse kommunaler Betriebe zur Behebung der Unterdeckung verwendet, oft aber wird auch das Fahrtangebot eingeschränkt. Dadurch aber wird der ÖPNV für viele uninteressant, denn niemand will lange Wartezeiten, um dann mit Bus oder Bahn zu fahren.
Hinzu kommen natürlich auch die Ansprüche, man möchte technisch moderne Fahrzeuge, man möchte möglichst nicht viel umsteigen, und das Fahrtangebot soll so üppig sein, das man praktisch sofort starten kann. All diese Dinge kosten aber sehr viel Geld, denn man braucht Fahrzeuge und Fahrer, die Fahrzeuge brauchen Treibstoff, wie immer der auch beschaffen ist, bei Schienenfahrzeugen kommt auch noch die Erhaltung der Verkehrswege dazu. Bei einem kostenfreien ÖPNV wäre Scheuers halbe Milliarde gerade mal ein Tropfen auf den heißen Stein.
Tja, dass man als Besitzer eines Autos auch noch mit Parkgebühren belastet wird ärgert manche Leute, aber aus welchem Grund sollte man denn keine Parkgebühr verlangen? Die deutschen Autofahrer sollten mal in die Nachbarländer schauen, da ist parken in den Innenstädten oft gar nicht mehr möglich oder eben nur mit horrenden Parkgebühren. Zum Beispiel in Paris mit 4 Euro die Stunde, in Zürich bis zu 6 CHF die Stunde. Jeder redet vom Klimawandel, aber für den sollen doch bitte andere etwas tun. Es gibt inzwischen eine Menge Städte, die den motorisierten Individualverkehr aus ihren Zentren verbannt haben. Die Gastronomie und der Handel hat seitdem ganz schöne Umsatzzuwächse, weil man völlig entspannt in der Stadt bummeln kann.