27.05.2019, 16:20
(27.05.2019, 08:50)Martin schrieb: Vor allem wäre das Lohndumping aufgrund der Freizügigkeit vom Tisch.
Ja, das Lohndumping ist die eine Seite der Medaille. Da stand neulich irgendwo (NDS?) eine interessante Geschichte. Die Schweiz ist ja auch an den Schengen-Raum angeschlossen, obwohl sie kein Mitglied der EU ist. Und sie karrten Arbeiter aus Süditalien über 1.400 km weit in die Schweiz, damit sie dort an einem größeren Bauprojekt werkeln sollten. Nun achtet die Schweiz sehr darauf, dass die dort ziemlich anständigen Löhne auch gezahlt werden. So ca. 28 oder 29 €/Stunde waren das umgerechnet. Für einen Bauarbeiter aus dem armen Süditalien also echt nicht übel. Der "Arbeitsvermittler", der das eingefädelt hatte, bestand aber darauf, dass jeder von den Arbeitern ein Konto in Italien eröffnete, auf das die Löhne direkt überwiesen wurden, und auf das auch er selbst Zugriff hatte, um als erstes mal seine "Provision" einzuziehen. Den Arbeitern blieben danach noch 8 bis 9 €/Stunde übrig. Der Einfallsreichtum solcher Krimineller ist schier unerschöpflich und es ist sehr schwer, so etwas über Landesgrenzen hinweg strafrechtlich zu ahnden.
Die andere Seite ist der Brain-Drain. Z.B. wenn ärmere Staaten mit niedrigem Lohnniveau Mediziner auf ihre Kosten ausbilden, die dann nie dort arbeiten und Steuern zahlen, sondern dahin gehen, wo sie mehr verdienen. (Deutschland ist da nicht unbedingt die erste Wahl, denn die Arbeitsbedingungen für junge Krankenhausärzte sind schlecht und die Gehälter sind auch nicht gerade erste Sahne.)
Vorteile hat die Freizügigkeit eigentlich nur für die Arbeitgeber, die immer das billigste Personal rekrutieren können, das innerhalb des Schengen-Raums zur Verfügung steht.