23.05.2019, 20:47
(23.05.2019, 19:39)Josef schrieb: Ich gebe zu, ich habe "Rezo"s Video nur überflogen. Eine Stunde sind auch mir zuviel und YouTube war noch nie meins, seine Sprache und seine Art auch nicht. Und es bringt auch meines Erachtens wenig, auf diesen Rundumschlag en detail zu antworten. Vieles trifft meine Sicht der Dinge, anderes sehe ich komplett anders. Aber er hat eins geschafft, was die meisten Politiker in den vergangenen Monaten und Jahren leider nicht geschafft haben: Eine Diskussion über viele wichtige Themen anzustoßen. Und die Menschen dazu zu bringen, sich für "Politik" und diese Themen, die uns alle betreffen, zu interessieren.
Diesen Ball könnten die Parteien nun aufnehmen - und diskutieren. Erläutern. Widersprechen. Konstruktiv Dagegenhalten. Rezos "Fans" von ihrer (anderen) Sicht überzeugen. Und es wird ähnlich sein wie bei mir. In einigem würden sie ihm Recht geben (müssen), in anderen widersprechen. Argumentativ. Demokratisch. Soweit die Theorie.
Aber was machen sie wirklich - insbesondere die Union, die als Regierungsführerin naturgemäß den stärksten Widerspruch erntet? Sie zeigen ihre prinzipielle Ablehnung gegen diese Form des Diskurses - als ob da eine Stunde NUR Unfug geredet würde. Sie pauschalisieren die Diskussion und schieben sie von Amthor bis Kramp-Karrenbauer in FJ Wagner-Manier auf die persönliche Ebene, kritisieren die Jugend und die blauen Haare des YouTubers und machen zynische Bemerkungen über die "sieben Plagen" im alten Ägypten (Wobei AKK da wohl drei Plagen abhanden gekommen sind - sicher meinte sie Moses' "Sieben Gebote" aus dem alten Testament...).
Das ist genau so erbärmlich wie ein Christian Lindner, der sich nur selbst für einen Profi hält und sich am "Schuleschwänzen" der Klimagegner aufgeilt oder wie CDU-Generalsekretär Ziemiak, dem beim Klimaprotest die kapitalistische Note fehlt. Es ist genau so undifferenziert und destruktiv wie das "Ätsch Bätsch auf die Fresse" einer Andrea Nahles... und letztendlich nicht viel besser als die unerträglichen Verallgemeinerungen, Beleidigungen und Drittelwahrheiten der Rechtspopulisten.
Mit einem Unterschied: Die "Alt-Parteien" haben sich bisher dafür ausgesprochen, den demokratischen Diskurs beizubehalten... den sie nun immer dann mit fliegenden Fahnen verlassen, wenn sie mal die Chance hätten, Argumente zu bringen und zu punkten.
Kollektives Demokratie-Versagen am 70. Geburtstag des Grundgesetzes.
Erschreckend. Alarmierend. Letztendlich verheerend!
Auch das kann ich unterschreiben.