02.11.2018, 20:21
(02.11.2018, 19:23)leopold schrieb: Ich fand Klartexters Meinung interessant. Das Gehakel der alten Männer interessiert mich weniger. Ich hoffe, dass sich Merz nicht für eine Abrechnung instrumentalisieren lässt und die Größe hat, seine damalige Niederlage zu vergessen. Sonst wird's nichts mit dem Neuanfang und die AfD lacht sich wieder ins Fäustchen. Dann lieber AKK.
Nun ja, leopold, es ist, wie es immer schon ist und war. Auf der Bühne tanzen die Puppen, hinter der Bühne werden die Strippen gezogen. Das ist auch in der Union noch nie anders gewesen, man hat es nur besser verstanden, den Schein der Einigkeit nach außen aufrecht zu halten. Herr Schäuble hat sicher keine Ambitionen mehr auf eine Kanzlerschaft, wie es der FCAler vermutet hat. Aber schon Franz Josef Strauß hat es ja mal treffend ausgedrückt, als er sinngemäß sagte, dass es ihm egal sei, wer unter ihm Bundeskanzler sei. Schäuble ist wie Merz bestens vernetzt, er ist auch sehr erfahren, wenn es um Dinge geht, die nicht öffentlich werden sollen. Es dürfte auch hinreichend bekannt sein, dass Politik nicht von den Politikern gemacht wird, sondern von Lobbyisten.
Von daher ist die Achse Schäuble - Merz nichts überraschendes, beiden geht es um Macht und Einfluss. Beide wissen auch, dass sich die Wirtschaft stets auf die Seite der Regierenden stellt, was dann zu Spenden an die Partei und zu Posten für Politiker führt. Schäuble ist ein guter Analyst, er weiß, dass die CDU ihre Politik in wesentlichen Punkten ändern muss, um nicht noch weitere Wähler an die Grünen und die AfD zu verlieren. Sonst könnte der schlimmste Fall X eintreten, und die CDU käme auf unter 20% bei Bundestags- oder Landtagswahlen. Schäuble weiß, dass Frau Merkel zu einer zunehmenden Belastung für die CDU geworden ist, und ich vermute mal, dass es auch Frau Merkel so sieht.
Friedrich Merz wird deshalb als der starke, klare Entscheider dargestellt, welcher der Politik der CDU wieder mehr konservatives Profil geben kann. Im Prinzip das selbe Spiel wie bei Martin Schulz, nur hatte der den Nachteil, dass er nicht als Kontrast zur Bundeskanzlerin wahrgenommen wurde. Das ist bei Merz anders, und sein Kontrahent Jens Spahn ist für viele CDU-Mitglieder einfach noch zu jung und zu unerfahren, um die CDU zu führen. Aber ein nicht unerheblicher Teil der Mitglieder hat auch schon allein wegen der Vergangenheit Probleme mit Merz, da tendiert man eher zu AKK und das Bewährte. Für Merz ist es daher wichtig, dass ein erfahrener Politiker wie Schäuble ihn protegiert, trotzdem muss er aufpassen, denn das politische Parkett ist gefährlicher wie Glatteis.