(12.12.2017, 12:32)Martin schrieb: Man ertappt sich inzwischen dabei, bei einem Anschlag dieser Art den "Neuigkeitenwert" in Frage zu stellen.
Das ist doch kein "Ertappen". Das ist eine ganz normale psychische Reaktion. Man kann es negativ "Abstumpfung" nennen, oder auch positiv "rationale Verarbeitung", wahrscheinlich auch "Schutzmechanismus".
Als zum Beispiel damals Tschernobyl durchbrannte, da hat einen das noch schockiert. Scheiße, KKWs sind also doch nicht sicher und die Pilze und die Wildschweine sind radioaktiv.
Und dann flog Fukushima in die Luft. Es gab diesmal sogar ein Video davon. Aber das war vielleicht für diejenigen besonders aufregend, die Tschernobyl nicht bewusst erlebt haben. Selber hatte man das alles schon mal gesehen.
Oder womit konntest du deine Oma noch schocken, die vielleicht zwei Weltkriege und vier Währungsreformen miterlebt hat? Diese Leute, die das überstanden hatten, erschütterte so leicht nichts mehr.
Tschernobyl war sowieso irgendwie ganz toll. An dem Tag, als der Fallout Bayern erreichte, war ich gerade mit dem Fahrrad unterwegs. Und ich hatte keine Regenklamotten an und nicht mal einen Schirm dabei, weil der Regen erst unterwegs und ziemlich überraschend einsetzte. (Es war Regen angesagt, aber ich dachte, ich schaffe es noch rechtzeitig. War nicht so.) Ich bin also an dem Tag ungefähr drei Kilometer durch strömenden Regen geradelt und dabei klatschnass geworden. Und am nächsten oder übernächsten Tag erfahre ich dann aus den Nachrichten, dass der Regen radioaktiv war. Supi.