08.10.2016, 21:33
(08.10.2016, 19:13)bbuchsky schrieb: Mal ganz ehrlich:
Der Hintergrund hinter der Propaganda könnte auch in den wenig gefestigten Glaubensgrundsätzen liegen, dem Wissen ob der Verstöße dagegen, und der damit einhergehenden Verunsicherung hinsichtlich der Überzeugung, mit der man diesen Glauben vertritt. Keiner dieser Panneköppe tut doch, was er predigt!
Diese latente Verunsicherung wird von einem als "geschlossen" empfundenen Glauben bedroht, der sich weniger als Religion, denn als politischer Gegenpol zum westlichen Glaubens-, Wirtschafts-, Rohstoff-, und Werteimperialismus darstellt. Deren innere Zerstrittenheit (sunnit/schiit) bewahrt uns bisher davor, dass der Islam dem abgenutzten christlichen Glauben den Rang abäuft, und unsere Priester zu den Waffen rufen.
Da wir unser Wertesystem ja bei äußerer Bedrohung aufgeben, sollten wir uns schonmal einen Grund überlegen, was genau wollen wir denn verteidigen gegen den Islam?
Unsere Freiheit? Die "Gleichberechtigung der Frau"? Die "christlichen Werte"?
Unser Recht, deren Öl zu brauchen? Unsere Pflicht, uns den "Märkten" zu öffnen?
Sie kritisieren selbst den Verkauf strategischen know-how´s an die Hottentotten, wollen aber den Freihhandel?
Warum wollen wir nicht mal was, was für uns gut ist?
Erfahrungsgemäß waren das gute Beziehungen zu Russland (nur auf den hat man Einfluß, mit dem man sich verständigt!), gute Beziehungen zu arabischen Staaten und gute transatlantische Beziehungen.
Gut ist es jedenfalls nicht, mit den Polen in einen Hysteriewettbewerb zu gehen, sonst sehe ich uns noch mittelfristig auf dem Weg, Jerusalem zu rechristianisieren.
Mal ganz ehrlich:
Wäre es ein geplanter Anschlag von Rechtsextremen gewesen, würde hier der Bär tanzen und den Beiträgen Panikmache zu unterstellen, wäre wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Aber ich würde Ihnen in diesem Fall trotzdem recht geben, weil Terror ungeachtet der Motivation zu verurteilen ist.
Was für Werte wir verteidigen? Ich würde sagen, die Werte unserer westlichen, zivilisierten Wertegemeinschaft. Hat nicht unbedingt mal was mit Deutschland zu tun. Auch wenn man dieses als kapitalistisch ablehnt, sollte man sich keinen Illusionen hingeben, dass die Mullahs dem Kommunismus bzw. Sozialismus gegenüber aufgeschlossener wären. Vor zwei Jahren führten wir Diskussionen übers Kopftuch. Inzwischen sind wir bei der Burka angelangt. Nur ein Beispiel, wie sich schleichend die Verhältnisse und die grundlegende Atmosphäre der Diskussion verändert. Ich weiß nicht ob Sie Kinder haben, wir haben mehrere. Und ich möchte nicht, dass diese in einem Land leben müssen, in dem vorgestrige, religiöse Regularien immer mehr den Alltag bestimmen. Wofür fanden in Europa Revolutionen gegen Monarchie und Klerus statt, wenn wir jetzt klatschend den Rückzug in die finstere Vergangenheit feiern?
Ach ja, Freihandel ist etwas anderes als der Verkauf von know-how. Letzteres ist meistens der Gier manchner Unternehmer geschuldet, die meinen im Ausland billiger produzieren zu können. Gut, bei Textilien und Massenware aus Plastik ist das auch sicherlich der Fall. Vor rd. 10-15 Jahren war Offshoring bei der Softwareentwicklung ein großes Thema. Tatsächlich war die Entwicklung in Summe etwas günstiger, der größte Teil der Ersparnisse wurde allerdings durch Koordinierungsaufgaben und damit einhergehende, kostspielige Fernflüge wieder aufgefressen. Ein netter Nebeneffekt ist nun der, dass sicherheitsrelevante Software mit unbekannten Backdoors im Ausland entwickelt wird. Im günstigsten Fall in Ländern wie USA und Kanada, im schlechtesten Fall in Fernost oder Russland. Und das entsprechende know-how ist natürlich auch weg. Das hat aber mit Freihandel nichts zu tun.
Martin