05.08.2019, 22:10
Am Ort des Geschehens. Heute Vormittag waren wir bei Reaktorblock Nr. 4. Die Schutzhülle glänzt silbern in der Sonne, es ist sehr still. Die neue Hülle kostete über eine Milliarde Euro und wurde von diversen europäischen Staaten mitfinanziert. Die kriegsgeschwächte Ukraine hätte das nicht alleine stemmen können. Nähert man sich dem Block, steigt der Strahlungswert auf rd. 2,1 µSv/h. Ungefährlich, aber 20 mal mehr als an nicht belasteten Orten. Keiner der Reaktorblöcke arbeitet mehr, aber aus dem Reaktor Nr. 4 dringt ein leises Summen, wie bei einem E-Werk. Ansonsten ist es auffällig still. Es sollen noch 1.500 Leute im Inneren arbeiten, immer in Schichten zu 90 Minuten. Am unvollendeten Reaktorblock Nr. 5 stehen noch immer die Baukräne von 1986.
Noch ein Wort zur Dekontamination: Seit der Katastrophe wurden nur die Plätze und Bereiche dekontaminiert, die wirklich benötigt wurden. D. h. die Strahlung steigt nicht linear, je näher man sich dem Reaktor nähert, sondern ähnelt einem Fleckenteppich. Auf dem Weg zum Reaktor gibt es Waldstücke, die noch immer so verstrahlt sind, dass ein längerer Aufenthalt dort tödlich wäre. Wir sind mit dem KFZ an so einem Waldstück vorbeigefahren, die Geigerzähler spielten im Fahrzeuginneren (!) verrückt. Aussteigen in solchen Gebieten ist streng verboten (und wäre auch ziemlich dumm). Hinterher haben wir uns gefragt, was im Falle einer Autopanne eigentlich passieren würde. Warum das so ist? Weil die Dekontaminierung sehr gefährlich ist und vermutlich weitere Strahlenopfer produzieren würde. Deshalb beschränkt man sich auf die "wichtigen" Gebiete und bereinigt dort evtl. noch vorhandene Hotspots. Was wichtig ist, entscheidet der ukrainische Staat.
Martin
Noch ein Wort zur Dekontamination: Seit der Katastrophe wurden nur die Plätze und Bereiche dekontaminiert, die wirklich benötigt wurden. D. h. die Strahlung steigt nicht linear, je näher man sich dem Reaktor nähert, sondern ähnelt einem Fleckenteppich. Auf dem Weg zum Reaktor gibt es Waldstücke, die noch immer so verstrahlt sind, dass ein längerer Aufenthalt dort tödlich wäre. Wir sind mit dem KFZ an so einem Waldstück vorbeigefahren, die Geigerzähler spielten im Fahrzeuginneren (!) verrückt. Aussteigen in solchen Gebieten ist streng verboten (und wäre auch ziemlich dumm). Hinterher haben wir uns gefragt, was im Falle einer Autopanne eigentlich passieren würde. Warum das so ist? Weil die Dekontaminierung sehr gefährlich ist und vermutlich weitere Strahlenopfer produzieren würde. Deshalb beschränkt man sich auf die "wichtigen" Gebiete und bereinigt dort evtl. noch vorhandene Hotspots. Was wichtig ist, entscheidet der ukrainische Staat.
Martin