(27.02.2019, 17:45)EvaLuna schrieb: Nur ganz kurz (habe nicht viel Zeit):
Es gibt viele unterschiedliche Modelle, die zum Teil
1. den Zuzug ins BGE begrenzen (Aufenthaltsdauer hier etc.)
2. das BGE in der Steuererklärung verrechnen, d.h. ab einer bestimmten Höhe Einkommen/Vermögen kommt es nicht zur Geltung, ähnlich wie bei den Grundfreibeträgen heute. Das ist alles kein Problem.
Finanzierung ist sowieso gesichert, da das Sozialbudget schon bei 1 Billion jährlich liegt. Also rein rechnerisch ab morgen machbar bei 1000 Euro BGE pro Person und Kinder 500 Euro. So einfach und schnell geht's natürlich nicht, aber schön wäre es, wenn hunderte von unterschiedlichen Sozialleistungen mal zusammengefasst würden so wie es jetzt bei der Kindersicherung auch geplant ist.
Für Rentenansprüche und Pensionen wird es natürlich eine sehr lange Übergangszeit geben müssen.
Möglichkeiten die Kasse aufzubesseren für sonstige notwendige Leistungen (Gesundheit) gibt es auch etliche:
Erbschaftssteuer, Vermögenssteuer, Konzerngesamtsteuer, Transaktionssteuer, Steueroasen endlich schließen usw.usf....
Mittel- und langfristig werden wir um eine anders geordnete Existenzsicherung nicht herumkommen. Niemand weiß, ob die Digitaliserung Arbeitsplätze vernichtet oder schafft. Es soll sich angeblich die Waage halten. Eins ist ziemlich sicher, dass es kaum mehr eine Zeit geben wird, wo die meisten Menschen von einem "Job" lebenslang leben können mit angemessener Bezahlung. Ist ja heute schon nicht mehr der Fall. Teilzeit, Projektarbeit, prekäre Beschäftigung wird zunehmen.
D. h. bedingungslos kann das BGE also nicht sein, zumindest eine Bedürftigkeitsprüfung ist absolut unerlässlich und damit gehen dann aber die Bürokratie und der Gerechtigkeitsstreit schon wieder los. Auch bin ich nicht sicher, ob Leute wie z. B. Martin damit einverstanden wären, dass man sie zur Finanzierung des BGE deutlich stärker zur Kasse bittet und sich dabei auch ihr Vermögen näher ansieht. Die einsetzende Kapitalflucht oder die Drohung damit kann ich mir jetzt schon gut vorstellen.
Für mich ist aber die entscheidende Schwachstelle die vermutlich sehr negative Motivationswirkung auf viele junge Menschen. Ich habe zuletzt im eigenen Umfeld mitererlebt, wie schwer sich die heutzutage so gut behüteten jungen Menschen damit tun, ihre Schule vernünftig zu beenden, eine Lehrstelle zu suchen, ja sogar nur den Führerschein zu machen. Von dem was mir meine Frau von den Kindern in der sog. Mittelschule erzählt, möchte ich gar nicht reden, das ist nochmal ein ganz anderes Thema.
Wenn jeder mit der Vollendung des 18. Lebensjahres Anspruch auf das BGE hat, werden viele Eltern ihr blaues Wunder erleben. Befreit von allen Fesseln, werden viele der jungen Leute ihre "Selbstfindungsphase" (Häni, Initiator des Schweizer Modells) auf Steuerzahlers Kosten schnell beginnen wollen. So mancher, fürchte ich, wird danach die Kurve nicht mehr kriegen oder erst nach mehreren Jahren mit den entsprechenden Schwierigkeiten.
Ebenso wird es viele, die im Beruf Erfolg hatten und Vermögen geschaffen haben, im Höhepunkt ihrer Schaffenskraft reizen, aufzuhören und das Leben zu genießen. Viele werden zwar schnell merken, dass der Müßiggang das Leben nicht unbedingt ausfüllt, aber ob der Wiedereinstieg dann nach Jahren immer wieder gelingt, ist doch sehr fraglich.
All diese Ausfälle müssen dann aber die "Produktiven" durch ihre Arbeit und ihre Abgaben kompensieren, wenn der Wohlstand der Gemeinschaft erhalten bleiben soll. Der Hinweis auf eine Maschinensteuer oder Ähnliches geht ins Leere, denn Maschinen kann man schnell in einem anderen Land aufstellen, wenn ein Land wie Deutschland einen sozialpolitischen Sonderweg geht.