(11.02.2019, 22:07)EvaLuna schrieb: Bienenvölker halbiert
Seit den 90er Jahren. Mehr sag ich jetzt nicht mehr.
Naja. Unter den Bienen hat, gerade während der 90er Jahre, die Varroa-Milbe verheerend gewütet. Diese parasitären Viecher wurden durch Handel mit Bienenköniginnen aus dem fernen Osten eingeschleppt. Den dortigen Bienen machen die Milben nicht allzuviel aus, aber bei uns haben sie damals ganze Völker in wenigen Monaten zugrundegehen lassen.
Die Bekämpfung ist schwierig, weil die Milben außen auf den Bienen sitzen. Das sind also Exoparasiten. Sie schlüpfen zwischen die Segmente des Chitinpanzers der Biene, schneiden ihr die Haut auf und saugen sie aus. Die Biene kann sie dort nicht entfernen, wenn sie sich putzt.
Den Bienen kann man schlecht Tabletten geben oder Spritzen verabreichen, also muss man befallene Völker begasen, was aber immer das Risiko in sich birgt, dass Spuren des Wirkstoffs im Honig landen.
Mein Vater hatte Bienen, er hatte irgendwann in den frühen 1980ern mit der Imkerei angefangen. Da war die Milbe zwar schon in Deutschland nachweisbar, aber noch nicht weit verbreitet. So um 1990 vermehrte sie sich dann explosionsartig und da hat er sich ernsthaft überlegt, das Bienenzüchten aufzugeben, weil ihm in manchen Jahren die Hälfte der Völker im Herbst und Winter weggestorben sind. Tierseuchen sind ja z.T. meldepflichtig. Varroa-Befall nicht, weil die Milbe inzwischen "ubiquitär" ist. Auf Deutsch: Wer Bienen hat, hat automatisch auch Varroa-Milben, deshalb braucht's auch keine Meldepflicht.
Als recht gut wirksam und gleichzeitig möglichst ungiftig für Bienen und Honig hat sich dann relativ hoch konzentrierte Ameisensäure (> 60 %) herausgestellt. Einen Bierfilz damit tränken und ihn unten in den Bienenstock legen. Wenn die Milbe diese Dämpfe abkriegt, lässt sie los und fällt von der Biene ab. Dann kann die Biene sie aus dem Stock werfen.
Um zu den Statistiken zurückzukommen. Der Bauernverband hat ja neulich auch eine präsentiert, woraus hervorging, dass die Zahl der Bienenvölker in den letzten 10 Jahren deutlich angestiegen ist. Die Statistik war vermutlich nicht gelogen, aber es ist eben auch Manipulation, genau den Zeitraum zu betrachten, an dessen Anfang die Bienenvölker durch einen Parasiten stark dezimiert waren und in dem dann auch andere und bessere Mittel als Ameisensäure auf den Markt kamen. Eine
aussagekräftige Statistik über den Bienenbestand in Deutschland müsste sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken und z.B. bis 1950 zurückreichen.
P.S.: "Ameisensäure" hört sich ziemlich harmlos an. Das stimmt insoweit, als es nur lästig juckt und brennt, wenn eine Ameise sich bedroht fühlt und einen deshalb anpinkelt. Aber konzentriert ist sie alles andere als harmlos. Ich hab mal einen Spritzer auf den Handrücken bekommen und das gar nicht bemerkt. Das tut nämlich überhaupt nicht weh. Der Tropfen muss dann abgelaufen sein. Eine halbe Stunde später habe ich bemerkt, dass ich einen schneeweißen Streifen auf der Hand hatte, die Abrinnspur der Säure. Es stellte sich heraus, dass das tote Haut war, die ich problemlos in einem Stück abziehen konnte. Darunter kam das rohe Fleisch zum Vorschein. Und das wirklich Gruselige dabei ist, dass das alles völlig schmerzfrei ist. Man spürt gar nichts davon. So ähnlich wie bei einer Verätzung durch Flusssäure.
Schädigt außerdem Herz. Leber, Nieren und Blut, also haltet euch vom Konzentrat fern, wenn's geht. In Spuren ist sie aber sogar natürlicherweise im Bienenhonig enthalten und bietet sich auch deshalb als Mittel der Wahl an.