@PuK
Was war denn im Angebot bei diesen Präsidentschaftswahlen? Auf der republikanischen Seite ein Bush jr., ein paar erzkonservative Frömmler, fundamentalistische Evangelikale, Tea-Party-Cruz und ein Clown mit gelben Haaren. Klar war, dass alles, was Obama gegen den erbitterten Widerstand der republikanischen Mehrheit in Senat und Repräsentantenhaus erreicht hatte (und das war nicht viel), in Gefahr sein würde, wenn diese Wahl verlorengeht. Richtig Angst hätte mir vor allem der Sieg eines der Frömmlers gemacht, da die zu allem fähig und bereit sind. Der Clown lief eher außer Konkurrenz.
Auf Seiten der Demokraten standen nur die unausweichliche Hillary Clinton, die ihre letzte Chance aufs Präsidentenamt nutzen wollte und - überraschenderweise - Bernie Sanders. Ehrlich gesagt habe ich es nicht für möglich gehalten, dass Sanders mit seinem Programm überhaupt so weit kam.
Er wäre auch für mich der richtige Kandidat gewesen, um in den USA den längst überfälligen Politikwechsel in Richtung mehr sozialer Gerechtigkeit, Friedenspolitik und Klimaschutz einzuleiten. Allerdings glaube ich nicht, dass er die geringste Chance gehabt hätte - gegen welchen republikanischen Kandidaten auch immer. Noch weniger als für eine Frau sind die Amerikaner für einen "Kommunisten" bereit. Die Wall-Street und das "Establishment" hätten mobil gemacht, die Rebublikaner wären geschlossen hinter ihrem Kandidaten gestanden.
Deswegen war Hillary auch für mich das "kleinere Übel", da nur mit ihr eine gewisse Kontinuität zu Obamas Politik gesichert gewesen wäre. Dass nun ausgerechnet die Tea-Party-Leute und die Republikaner, die jahrelang jede Sozial- und Steuerreform Obamas verhindert haben, von den Verlierern in den Staaten des Rust Belts mit dem Präsidentenamt belohnt werden, ist ein Treppenwitz der Geschichte.
Auch für mich bietet die Wahl Trumps übrigens eine Chance: Ich hoffe, dass er grandios scheitert, weil schnell klar werden wird, dass seine wirren Versprechungen unrealistisch oder politisch nicht durchsetzbar sind. Seine Bruchlandung wäre den Anhängern des Rechtspopulismus in aller Welt hoffentlich eine Lehre, so dass diese widerliche politische Erscheinung bald wieder verschwindet. Zu hoffen ist nur, dass der Flurschaden, den er dabei unweigerlich anrichten wird, die USA und die restliche Welt nicht in eine Krise stürzt, die die gerade halbwegs überstandene Finanzkrise noch weit übertrifft.
Sollte Trump dagegen doch nur "vernünftige" Politik im Sinne der republikanischen Politik machen, wäre das auch kein Beinbruch. Viele seiner Wähler werden dann schnell erkennen, dass er nichts für sie tut, dies auch nie vorhatte und sich ihre Lage mit ihm vielmehr noch weiter verschlechtert. Dann hätten die Demokraten in vier Jahren die Chance für einen echten Politikwechsel. Bernie Sanders wird dann allerdings nicht mehr der Hoffnungsträger sein können. Dazu ist er dann zu alt.