(14.04.2018, 08:31)Kreti u. Plethi schrieb: Die Ausbreitung ist schon länger Thema vor allem seit der Öffnung zu Osteuropa hin hat also mit Flucht nur sekundär etwas zu tun.
taz 2005
Ja, aber früher™ gab es das bei uns nicht. (Und das ist natürlich gelogen.
Ganz früher gehörten sogenannte Spucknäpfe sogar zur Grundausstattung jedes öffentlichen Warteraums, so wie heute der Lesezirkel-Stern überall aufliegt. Aber ich meine ja auch dieses legendäre ™-Früher. Irgendwann zwischen "She loves you" von den Beatles und Bretton-Woods. So roundabout Willy Brandt.)
In einer Münchener Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten (diese Klinik- und Facharztkoinzidenz ist immer so; wem pubertierend die Akne blüht, der kennt das gut, dass man sich fragt, unter welcher Geschlechtskrankheit die älteren Mitmenschen im Wartezimmer wohl leiden und warum sie sich überhaupt eine eingefangen haben, wenn man sie sich so ansieht) traf ich vor einigen Jahren mal einen jungen Syphillitiker. Übrigens ohne Migrationshintergrund, nur drogensüchtig und auf dem Schwulenstrich unterwegs. Und trotz Franzosenkrankheit immer gut gelaunt. Auch den harten Schanker gibt es also durchaus noch, und es gab ihn natürlich immer.
Worauf ich rauswill: Es gab mal eine Zeit, da hatten wir diese - ich nenne es mal - Seuchen ganz gut im Griff. Ganz weg und total ausgerottet kriegt man die nie. In den USA sterben durchschnittlich jedes Jahr ungefähr ein Dutzend Menschen an der Beulenpest, und das wird trotz abnehmender Tendenz auch nicht signifikant weniger mit der Zeit. Die Erreger sind in geringer Zahl jederzeit irgendwo vorhanden und "lauern" auf eine günstige Gelegenheit zur massenhaften Verbreitung. "Lauern" ist nicht der richtige Ausdruck, weil sie nichts Bewusstes tun. Es liegt eben in ihrem Wesen, in Zwischenwirten oder als Sporen oder sonstwie Zeiten ohne Epidemien zu überdauern. Wie sie es machen, ist auch ziemlich egal. In den USA sind es wohl wilde Präriehunde, die das Erregerreservoire beherbergen.
Die Frage, ob durch massenhafte Migration von Menschen, wie es sie in diesem Ausmaß noch nie gab, die Gelegenheit zur Ausbreitung von Krankheiten und Seuchen mit allen denkbaren Folgen gegeben ist, und wie dem ggf. zu begegnen ist, darf und muss meiner Ansicht nach vor diesem Hintergrund durchaus gestellt werden.