04.05.2017, 15:57
(04.05.2017, 14:56)TomTinte schrieb: Das war im Fall Erdogan gegen Böhmermann aber anders oder wird den Journalisten mehr Meinungsfreiheit zu gestanden?
Deine Perspektive ist falsch bzw. zumindest untunlich. Du musst das aus der "Opfer"-Perspektive (Politiker) sehen, nicht aus der "Täter"-Perspektive (Journalist, Satiriker).
Und dann ist es eine einfache Frage und eine einfache Antwort: Ja.
Eine Person des öffentlichen Lebens, die Erdogan ja zweifellos ist, oder gar der Zeitgeschichte, wenn man so will, muss andere Maßstäbe an die öffentliche Berichterstattung und Rede über sich tolerieren als das ein Privatmensch muss, der sich (möglicherweise bewusst) nicht aus freien Stücken der Öffentlichkeit aussetzt.
Wer sich bewusst plakativ an die Spitze von irgendwas Wichtigem setzt und natürlich auch so wahrgenommen werden will (und geht das eigentlich noch deutlicher als bei Erdogan?), der muss es natürlich auch aushalten, dass nicht alle Schreiber nur wohlwollend schreiben.
Das schlägt sich bei uns übrigens ganz konkret im Pressekodex (PDF, Ziffern 8.1 und 8.5) nieder. Wobei der Pressekodex auch nicht die Bits wert ist, die notwendig sind, um das PDF zu übertragen. Oder wie sonst ist die praktisch nicht vorhandene Berichterstattung über Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien (eine Brutzelle des internationalen Terrors nebenbei) zu erklären? Im Totschweigen sind sie gut hier. Mit Totschweigen verdient man sich aber keinen Pulitzer-Preis.