(25.04.2017, 10:57)Martin schrieb: Soweit i. O., ich möchte aber auch wieder zurück zu einer Führung durch die USA, unter der wir die 50 Jahre nach WWII bestens lebten. Ist es denn ein Naturgesetz, dass wir plötzlich mit den USA oder China konkurrieren müssen? Unter dem Radar lebt es sich prächtig, siehe Schweiz. Die EU wird für mich niemals Option. Ich möchte ein kleines, bescheidenes aber wohlhabendes Deutschland. So wie es schon einmal war.
Martin
Man könnte fast glauben, unser Martin habe nie eine Schule besucht und nie etwas über Geografie und europäische Geschichte gelernt. Deutschland war nie "ein kleines, bescheidenes, aber wohlhabendes" Land mitten in Europa, sondern - im Gegensatz zur Schweiz - schon allein wegen seiner zentralen Lage und Größe immer ein Machtfaktor, zumindest ein potentieller. Nach dem letzten Weltkrieg wurde Deutschland geteilt und unter die Aufsicht der Siegermächte gestellt. Im Westen geführt von den USA, im Osten von Russland. Es war aber immer klar, dass dieser Zustand nicht für die Ewigkeit sein würde. Seit dem Fall der Mauer und der Unterzeichnung des Zwei-plus-Vier-Vertrags ist Deutschland wieder ein souveräner Staat mit allen Rechten und Pflichten. Die Zeit des staatlichen Infantilismus endete und sie wird nie wiederkehren.
Wer in den 60er Jahren geboren wurde, wähnte sich als Heranwachsender und junger Mensch im
Paradies: Die Trümmer des Krieges waren längst beseitigt, überall herrschte Aufbruchstimmung, die Wachstumsraten waren gewaltig, die höheren Schulen standen allen offen, die Wirtschaft brummte. Das Öl war billig und der Strom kam aus der Steckdose. Die Lasten (Atomkraft) wurden in die Zukunft verlagert, der Schmutz von Verkehr und Industrie (Waldsterben) der Umwelt aufgebürdet, die Drecksarbeit machten die Gastarbeiter, die nach allgemeiner Auffassung nach getaner Arbeit wieder in ihre Heimat zurückkehren sollten. Die Grünen als neue Partei, die mahnend den Finger hoben, wurden verlacht und angefeindet. Der Sozialstaat wurde zügig ausgebaut, wirtschaftliche Probleme wurden mit exorbitanten Schulden zugekleistert. Außenpolitik wurde mit dem Scheckbuch gemacht.
Die
Vertreibung aus dem Paradies begann mit dem Zerfall der Sowjetunion, dem Mauerfall und endete mit der Wiedervereinigung. Im Osten suchten die, die sich damit nicht abfinden wollen oder können, zunächst bei der Linken Zuflucht, heute zunehmend bei Pegida und der AfD. Im Westen brauchte es die Eurokrise und die Flüchtlingswelle bis diese Klientel bei der AfD endlich ihre politische Heimat fand.