11.01.2021, 12:41
Die Episode mit Trump ist vorbei, die Ereignisse vor und im Capitol waren der finale Paukenschlag.
Allerdings kann ich vielen Kommentaren und Einschätzungen von Kolumnisten und Spezialisten (z.B. Historiker) nichts abgewinnen. Ich finde sie schlichtweg für übertrieben.
Sind die USA "haarscharf an einem Staatsstreich vorbeigeschrammt" (Historiker Siemann im STERN)?
War es ein "Putsch der Wahlverlierer" (SPIEGEL")?
War es "natürlich ein Putsch" (WELT)?
Natürlich nicht. Das ist der übliche Alarmismus von Journalisten und "Spezialisten", die - vielleicht altersbedingt, vielleicht aus anderen Gründen - noch wenig erlebt haben, vor allem keinen Putsch oder Staatstreich - ausgenommen Afrika oder Naher Osten, wo so etwas häufiger passiert, für uns gedanklich weiter entfernt, weniger interessant und weniger durchblickbar.
Also ein Putsch war 1973 in Chile, ein Militärputsch, der die linke Regierung Allendes stürzte und zu dessem Tod führte, und zur Militärdiktatur unter Pinochet, die fast zwanzig Jahre dauerte.
Oder der Militärputsch 1967 in Griechenland, der zu einer mehrjährigen Militärjunta führte.
In Spanien gab es 1981 einen versuchten Staatsstreich durch Franco-Anhänger und Teile des Militärs und der Guardia Civil, der durch das entschiedene Auftreten des Königs Juan Carlos, der damals noch sehr zurechnungsfähig war und das Militär zurück in die Kasernen befahl, im Keim erstickt wurde.
Das war ein Putsch bzw. ein versuchter Staatsstreich. Da standen das Militär und paramilitärische Polizeieinheiten dahinter.
Ach ja, und der ziemlich dilettantische und deswegen auch schnell gescheiterte Putsch gegen Erdogan.
Und in den USA?
Es war eine Demo vor dem Capitol, die durch eine aufputschende Rede Trumps so ziemlich völlig aus dem Ruder lief.
Es war eine Eruption von Frust und Wut über die Abwahl ihres "Helden", die wildgewordene und hemmungslose Anhänger von Trump dazu trieb, ins Capitol zu stürmen. Zur Erstürmung im eigentlich Sinne des Wortes (Einnahme, Besetzung) kam es nicht.
Wer die führenden Figuren dieses "Putsches" sah, musste unwillkürlich an eine Komödie denken (jedenfalls ich), so dilettantisch und selbstentblößend war das. Da es aber dabei leider auch fünf Tode gab, macht das ganze zu einer ziemlich abgeschmackten Tragikomödie.
Gut, Trump hat auf diese Weise seinen wohlverdienten Abgang sehr eindrucksvoll untermalen, aber man sollte nicht meinen, das jetzt alles vorbei ist.
Wenn Trumps und seine Regierungsjahre für etwas gut waren, dann dafür, dass sich dadurch den nicht immer gut informierten Europäern zeigte, wie es um die demokratische Gesellschaft in den USA steht.
Denn diese Leute, die sich vor und im Capitol exponiert haben, sind nur die Spitze eines Eisbergs. Sie sind der durchgedrehte, psychotische und teilweise auch gewaltbereite Teil derjenigen Hälfte der US-Gesellschaft, die sich von den Demokraten vergessen und im Stich gelassen fühlt.
Hoffentlich haben letztere verstanden.
Allerdings kann ich vielen Kommentaren und Einschätzungen von Kolumnisten und Spezialisten (z.B. Historiker) nichts abgewinnen. Ich finde sie schlichtweg für übertrieben.
Sind die USA "haarscharf an einem Staatsstreich vorbeigeschrammt" (Historiker Siemann im STERN)?
War es ein "Putsch der Wahlverlierer" (SPIEGEL")?
War es "natürlich ein Putsch" (WELT)?
Natürlich nicht. Das ist der übliche Alarmismus von Journalisten und "Spezialisten", die - vielleicht altersbedingt, vielleicht aus anderen Gründen - noch wenig erlebt haben, vor allem keinen Putsch oder Staatstreich - ausgenommen Afrika oder Naher Osten, wo so etwas häufiger passiert, für uns gedanklich weiter entfernt, weniger interessant und weniger durchblickbar.
Also ein Putsch war 1973 in Chile, ein Militärputsch, der die linke Regierung Allendes stürzte und zu dessem Tod führte, und zur Militärdiktatur unter Pinochet, die fast zwanzig Jahre dauerte.
Oder der Militärputsch 1967 in Griechenland, der zu einer mehrjährigen Militärjunta führte.
In Spanien gab es 1981 einen versuchten Staatsstreich durch Franco-Anhänger und Teile des Militärs und der Guardia Civil, der durch das entschiedene Auftreten des Königs Juan Carlos, der damals noch sehr zurechnungsfähig war und das Militär zurück in die Kasernen befahl, im Keim erstickt wurde.
Das war ein Putsch bzw. ein versuchter Staatsstreich. Da standen das Militär und paramilitärische Polizeieinheiten dahinter.
Ach ja, und der ziemlich dilettantische und deswegen auch schnell gescheiterte Putsch gegen Erdogan.
Und in den USA?
Es war eine Demo vor dem Capitol, die durch eine aufputschende Rede Trumps so ziemlich völlig aus dem Ruder lief.
Es war eine Eruption von Frust und Wut über die Abwahl ihres "Helden", die wildgewordene und hemmungslose Anhänger von Trump dazu trieb, ins Capitol zu stürmen. Zur Erstürmung im eigentlich Sinne des Wortes (Einnahme, Besetzung) kam es nicht.
Wer die führenden Figuren dieses "Putsches" sah, musste unwillkürlich an eine Komödie denken (jedenfalls ich), so dilettantisch und selbstentblößend war das. Da es aber dabei leider auch fünf Tode gab, macht das ganze zu einer ziemlich abgeschmackten Tragikomödie.
Gut, Trump hat auf diese Weise seinen wohlverdienten Abgang sehr eindrucksvoll untermalen, aber man sollte nicht meinen, das jetzt alles vorbei ist.
Wenn Trumps und seine Regierungsjahre für etwas gut waren, dann dafür, dass sich dadurch den nicht immer gut informierten Europäern zeigte, wie es um die demokratische Gesellschaft in den USA steht.
Denn diese Leute, die sich vor und im Capitol exponiert haben, sind nur die Spitze eines Eisbergs. Sie sind der durchgedrehte, psychotische und teilweise auch gewaltbereite Teil derjenigen Hälfte der US-Gesellschaft, die sich von den Demokraten vergessen und im Stich gelassen fühlt.
Hoffentlich haben letztere verstanden.