20.12.2019, 06:24
Zitat:Der Flughafen München soll mit einer neue Kontrolltechnik serienmäßig ausgestattet werde. Bayerns Verkehrsminister Reichhart spricht von einem Quantensprung.
Quelle: AZ
Wenn ich in solchen Zusammenhängen das Wort "Quantensprung" lesen muss, möchte ich immer am liebsten in den Tisch vor mir beißen.
Ein "Quantensprung" ist eine (nicht ganz zutreffende*) Bezeichnung für die geringstmögliche Veränderung, die physikalisch überhaupt möglich ist und genau das Gegenteil von einem großen Fortschritt. Und trotzdem wird das Wort, gerade von Politikern, immer wieder in dem Sinn verwendet, dass jetzt auf einmal alles ganz anders geworden sei.
Haben die damals auch schon freitags, wenn Physikunterricht war, fürs Klima schulgestreikt oder was ist mit denen los?
Das weiß man doch!
Zitat:Der Begriff „Quantensprung“ wurde in den 1910er Jahren geprägt. Der Wortbestandteil Quanten leitet sich von dem von Max Planck eingeführten Energiequant ab und geht auf das Wort quantum zurück, welches im Lateinischen: wie viel, wie groß bedeutet. Das „qu“ am Wortanfang beschreibt im Lateinischen Frageformen.
Hintergrund der Begriffsbildung war das Bohrsche Atommodell, bei dem Atome ihre Energie nur in diskreten Schritten ändern. Diese Eigenschaft stand entgegen der Annahme, dass in der Natur alle Abläufe kontinuierlich seien. Die Zustände und damit die möglichen Energiewerte im Bohrschen Atommodell sind mit Quantenzahlen durchnummeriert. Der Übergang von einem Zustand zu einem anderen wurde als sprunghaft angenommen. Daraus ergab sich die Bezeichnung Quantensprung. Dieser sprunghafte Übergang zwischen sonst stationären Zuständen war ein zentraler Bestandteil des Bohrschen Atommodells.
Quelle: Wikipedia
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* "Nicht ganz zutreffend" deshalb, weil das zugrundeliegende Bohrsche Atommodell falsch war. (Das war die Idee, dass die Elektronen den Atomkern auf festen Bahnen umkreisen, so ähnlich wie Planeten um einen Stern kreisen. Aber so ist es nicht. Vielmehr bewegen sie sich mehr oder weniger zufällig innerhalb bestimmter "Schalen", die sich wie bei einer Zwiebel ineinanderschachteln. Und wenn die Elektronen von einer Schale in eine andere überwechseln, dann ist das ein Quantensprung.) Obwohl Planck seine Quantentheorie auf das Bohrsche Modell aufbaute, lag er aber trotzdem nicht falsch damit. Den "Quantensprung" gibt es immer noch und tatsächlich. Das Elektron wechselt dabei halt nicht die Umlaufbahn, nur die Schale. Und das ist keine "Reise" von hier nach dort, sondern ein "Sprung". Gerade eben war es noch in der einen Schale und im nächsten Augenblick ist es schon in der anderen, ohne Übergang und ohne dass es Zeit dafür bräuchte. Aber der Quantensprung spielt sich nun mal im kleinstmöglich vorstellbaren Rahmen ab. Bemerken kann man das als "Beobachter" eines Atoms nur, weil in diesem Moment eine ganz winzige Menge Energie vom Atom aufgenommen oder abgegeben wird.