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Der Flughafen München und der Quantensprung - Druckversion

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+--- Thema: Der Flughafen München und der Quantensprung (/showthread.php?tid=3802)

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Der Flughafen München und der Quantensprung - Pony_und_Kleid - 20.12.2019

Zitat:Der Flughafen München soll mit einer neue Kontrolltechnik serienmäßig ausgestattet werde. Bayerns Verkehrsminister Reichhart spricht von einem Quantensprung.

Quelle: AZ 

Wenn ich in solchen Zusammenhängen das Wort "Quantensprung" lesen muss, möchte ich immer am liebsten in den Tisch vor mir beißen.

Ein "Quantensprung" ist eine (nicht ganz zutreffende*) Bezeichnung für die geringstmögliche Veränderung, die physikalisch überhaupt möglich ist und genau das Gegenteil von einem großen Fortschritt. Und trotzdem wird das Wort, gerade von Politikern, immer wieder in dem Sinn verwendet, dass jetzt auf einmal alles ganz anders geworden sei. 

Haben die damals auch schon freitags, wenn Physikunterricht war, fürs Klima schulgestreikt oder was ist mit denen los? 

Das weiß man doch! Hammer 

Zitat:Der Begriff „Quantensprung“ wurde in den 1910er Jahren geprägt. Der Wortbestandteil Quanten leitet sich von dem von Max Planck eingeführten Energiequant ab und geht auf das Wort quantum zurück, welches im Lateinischen: wie viel, wie groß bedeutet. Das „qu“ am Wortanfang beschreibt im Lateinischen Frageformen.

Hintergrund der Begriffsbildung war das Bohrsche Atommodell, bei dem Atome ihre Energie nur in diskreten Schritten ändern. Diese Eigenschaft stand entgegen der Annahme, dass in der Natur alle Abläufe kontinuierlich seien. Die Zustände und damit die möglichen Energiewerte im Bohrschen Atommodell sind mit Quantenzahlen durchnummeriert. Der Übergang von einem Zustand zu einem anderen wurde als sprunghaft angenommen. Daraus ergab sich die Bezeichnung Quantensprung. Dieser sprunghafte Übergang zwischen sonst stationären Zuständen war ein zentraler Bestandteil des Bohrschen Atommodells.

Quelle: Wikipedia 

_____
* "Nicht ganz zutreffend" deshalb, weil das zugrundeliegende Bohrsche Atommodell falsch war. (Das war die Idee, dass die Elektronen den Atomkern auf festen Bahnen umkreisen, so ähnlich wie Planeten um einen Stern kreisen. Aber so ist es nicht. Vielmehr bewegen sie sich mehr oder weniger zufällig innerhalb bestimmter "Schalen", die sich wie bei einer Zwiebel ineinanderschachteln. Und wenn die Elektronen von einer Schale in eine andere überwechseln, dann ist das ein Quantensprung.) Obwohl Planck seine Quantentheorie auf das Bohrsche Modell aufbaute, lag er aber trotzdem nicht falsch damit. Den "Quantensprung" gibt es immer noch und tatsächlich. Das Elektron wechselt dabei halt nicht die Umlaufbahn, nur die Schale. Und das ist keine "Reise" von hier nach dort, sondern ein "Sprung". Gerade eben war es noch in der einen Schale und im nächsten Augenblick ist es schon in der anderen, ohne Übergang und ohne dass es Zeit dafür bräuchte. Aber der Quantensprung spielt sich nun mal im kleinstmöglich vorstellbaren Rahmen ab. Bemerken kann man das als "Beobachter" eines Atoms nur, weil in diesem Moment eine ganz winzige Menge Energie vom Atom aufgenommen oder abgegeben wird.


RE: Der Flughafen München und der Quantensprung - Pony_und_Kleid - 20.12.2019

P.S.: Und natürlich gibt es noch kleinere Dinge als Atome und deren Bestandteile. Quarks, möglicherweise auch Strings und anderes. Aber da endet dann die menschliche Vorstellungskraft. Meine zumindest. Das ist zu weit von dem entfernt, was man erfahren kann und man kann das dann nur noch abstrakt verstehen, sich aber nicht mehr bildlich oder anschaulich vorstellen. 

Ich meine, es genügt ja schon, wenn man weiß, dass z.B. eine Betonwand zum allergrößten Teil aus "nichts" besteht. Aber jetzt versucht mal, aus dem Gefängnis durch dieses "Nichts" hindurch auszubrechen. Da sind nur Atomkerne und in großer Entfernung davon Elektronen und noch weiter entfernt weitere Elektronen und Atomkerne. Also so ähnlich, wie wenn ein paar Tennisbälle (die Elektronen) am Rand eines Fußballfelds herumliegen und der Fußball (Atomkern) liegt in der Mitte des Feldes, am Anstoßpunkt. Dazwischen ist eigentlich gar nichts. Man würde meinen, dass man da ohne großen Aufwand durchkommen sollte. Aber ohne Hammer und Meißel geht da überhaupt nichts. Und genauso verhält es sich mit den Gittern vor den Fenstern. Auch die bestehen zum größten Teil aus nichts, aber ohne geeignetes Werkzeug kommt man trotzdem nicht ins Freie, und selbst mit Feile oder Eisensäge nur sehr mühsam.


RE: Der Flughafen München und der Quantensprung - Sophie - 20.12.2019

Das mit dem Quantensprung ist lustig, ja.

Man muss den Fehlverwendern allerdings zugestehen, dass es sehr gewaltig klingt.


RE: Der Flughafen München und der Quantensprung - Der Seher - 20.12.2019

Quantensprung, naja.
Aber die neuen Dinger sind super. War mal zufällig an so nem Testgerät. Schneller und einfacher. Man muss nix mehr vom Handgepäck auspacken (z. B. Flüssigkeiten, Smartphone, Tablet, usw.).
Sehr schön, wenn die nun flächendeckend eingesetzt werden.


RE: Der Flughafen München und der Quantensprung - UglyWinner - 20.12.2019

Als Quantensprung versteht man doch heute nicht unbedingt etwas aus der Physik.
Ein Quantensprung bedeutet doch einen großen Entwicklungssprung innerhalb einer relastiv kurzen Zeit.


RE: Der Flughafen München und der Quantensprung - Pony_und_Kleid - 20.12.2019

(20.12.2019, 09:41)UglyWinner schrieb:  Ein Quantensprung bedeutet doch einen großen Entwicklungssprung innerhalb einer relastiv kurzen Zeit.

Und genau das ist ganz einfach falsch, sorry.

Denn genau das Gegenteil ist damit gemeint.

Das Elektron benötigt für den Quantensprung zwar eine gewisse Zeit, aber eben nur die "Planck-Zeit", also die geringstmögliche Zeitspanne, die es überhaupt im Universum gibt. Denn auch Zeit läuft nicht kontinuierlich ab, sondern in diskreten Abschnitten, aber eben in winzig kleinen. Das merkst du im Alltag nicht, dass die Zeit nicht kontinuierlich vorangeht, aber der Eindruck täuscht. Diese kleinstmöglichen Abschnitte der Zeit sind die sogenannte "Planck-Zeit". Und das ist so kurz, dass du das im Alltag "von jetzt auf gleich" nennen kannst. Genauer brauchst du das nicht, außer du bist Physiker und beschäftigst dich mit Atomen.


RE: Der Flughafen München und der Quantensprung - Sophie - 20.12.2019

(20.12.2019, 09:41)UglyWinner schrieb:  Als Quantensprung versteht man doch heute nicht unbedingt etwas aus der Physik.
Ein Quantensprung bedeutet doch einen großen Entwicklungssprung innerhalb einer relastiv kurzen Zeit.

Ja das stimmt schon. Sogar der Duden nennt es heute als zweite Bedeutung.  https://www.duden.de/rechtschreibung/Quantensprung 


Trotzdem ist es eigentlich verkehrt.


RE: Der Flughafen München und der Quantensprung - UglyWinner - 20.12.2019

(20.12.2019, 09:48)Pony_und_Kleid schrieb:  Und genau das ist ganz einfach falsch, sorry.

Denn genau das Gegenteil ist damit gemeint.

Das Elektron benötigt für den Quantensprung zwar eine gewisse Zeit, aber eben nur die "Planck-Zeit", also die geringstmögliche Zeitspanne, die es überhaupt im Universum gibt. Denn auch Zeit läuft nicht kontinuierlich ab, sondern in diskreten Abschnitten, aber eben in winzig kleinen. Das merkst du im Alltag nicht, dass die Zeit nicht kontinuierlich vorangeht, aber der Eindruck täuscht. Diese kleinstmöglichen Abschnitte der Zeit sind die sogenannte "Planck-Zeit". Und das ist so kurz, dass du das im Alltag "von jetzt auf gleich" nennen kannst. Genauer brauchst du das nicht, außer du bist Physiker und beschäftigst dich mit Atomen.

Da solltest Du nochmals in Dich gehen....  Yes


RE: Der Flughafen München und der Quantensprung - UglyWinner - 20.12.2019

(20.12.2019, 10:24)Sophie schrieb:  Ja das stimmt schon. Sogar der Duden nennt es heute als zweite Bedeutung.  https://www.duden.de/rechtschreibung/Quantensprung 


Trotzdem ist es eigentlich verkehrt.

Warum verkehrt? Es ist eben eine Redewendung.

Da fällt mir gerade eine englische Redewendung ein:
it's raining cats and dogs => niemand kommt auf die Idee zu sagen das sei falsch weil es doch keine Katzen und Hunde bei starkem Regen vom Himmel kommen....  Clown


RE: Der Flughafen München und der Quantensprung - leopold - 20.12.2019

(20.12.2019, 11:25)UglyWinner schrieb:  Warum verkehrt? Es ist eben eine Redewendung.

Sehe ich auch so. Eine allgemein gebräuchliche Redewendung, auch wenn der tatsächliche Hintergrund möglicherweise nicht so ganz passt. Ist ja bei vielen Redewendungen so.