(29.08.2018, 21:01)Serge schrieb: Blabla.
Denk einfach mal nach, was Bosbach gemeint hat, Mansour bringt es noch mehr auf den Punkt.
Und du musst nicht alles nachplappern, was manche Hetzer hier absondern. Ich habe mit der AfD nichts am Hut, aber ein gar nichts. Ich steh' sozusagen zwischen den Fronten, den rechten Rabauken und den hypertoleranten und edlen Dogmatikern. Erstere sind in ihrem Auftreten abscheulich und in ihrem Denken beschränkt, Letztere sind ätzend durch Ihre Selbstgerechtigkeit, die sie wie eine Monstranz vor sich hertragen, und stoßen mich ab durch ihre Borniertheit.
Ich spreche hier jeweils von den führenden Repräsentanten, nicht von ihren Wählern, denen ja derzeit fast keine andere Wahl bleibt als die zwischen Typhus und Cholera.
Die einen sind letztlich nicht besser als anderen. Beide sind schuld an der derzeitigen Kluft in der Gesellschaft.
Die Grünen und Kipping-Linken bereiteten schon vorher den geistigen Nährboden, und Merkel machte ihn sich 2015 in ihrer Not 2015 zu eigen. In allem Nachfolgenden lag eine Dynamik, die nicht mehr zu bremsen war. Die Rechten nahmen die große Verunsicherung, die Merkelsche Flüchtlingspolitik in der Bevölkerung auslöste, dankend an.
Meine Geduld mit besorgten Hutbürgern, durchhängenden Abgehängten und Merkel-Agnostikern ist am Ende! Endgültig! Dabei ist die Sache in meinen Augen einfach und eindeutig:
- Wenn ein Mensch umgebracht wird, ist das grausam und ohne Diskussion zu verurteilen!
- Der Mörder (oder juristisch korrekter: „Täter“) ist genauso zu verurteilen. Auch ohne Diskussion. Aber mit Prozess. Auch das zeichnet unseren Rechtsstaat aus!
- Es ist aber dabei scheißegal, ob derjenige im Gesicht weiß, schwarz, rot, gelb, grün oder blau ist. Es ist auch scheißegal, ob in seinem Pass „(Volks-)Deutscher“, Franzose, Engländer, Syrer, Iraker, Nigerianer steht und vor allem: Nur ER ist der Mörder! Nicht alle Menschen, die dieselbe Hautfarbe haben wie er! Und auch nicht alle Menschen, die denselben Personalausweis haben wie er!
Was im Moment passiert, ist erschreckend und wäre noch vor wenigen Jahren unvorstellbar gewesen: Menschen werden mitten in Deutschland wegen ihrer Hautfarbe, Nationalität oder Religion gejagt und zusammengeschlagen. Das glaubten wir, könne nach 1945 nicht mehr vorkommen. Und da wundern „sie“ sich, wenn sie als „Nazi“ tituliert werden?
Ja, ich bin auch dagegen, sie als „Nazis“ zu bezeichnen, weil diese Herrschaft vom Staat ausging – was im Moment passiert zum Glück nicht, es geht von Menschen aus, die sich abwechselnd einbilden „der Staat“ oder „das Volk“ zu sein.
Sätze wie „Ich bin ja kein Nazi, aber…“ haben solches Verhalten entstehen, salonfähig werden und sich damit so verbreiten lassen, dass rassistisches und rechtsextremes Denken in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.
„Wir“ haben versucht, die Wutbürger und Protestwähler zu verstehen. „Wir“ haben versucht, nicht jeden gleich abzuurteilen, weil er AfD wählt, er könnte ja „persönliche Motive haben und einfach nur enttäuscht sein“. „Wir“ haben versucht, sie in Talkshows einzuladen, sich mit ihren teils haarsträubenden Argumenten auseinanderzusetzen und geglaubt, „wir“ könnten sie argumentativ überzeugen, dass sie auf einem Irrweg sind. „Wir“ haben versucht, selbst als Innenminister oder bayrischer Ministerpräsident Ihr Vokabular zu übernehmen, von „Asyltourismus“ zu sprechen, Sätze zu sagen wie „wenn der Flüchtling kein Bargeld mehr hat, dann kauft er auch keine Drogen mehr“ und damit die Gleichsetzung Flüchtling = Ausländer = Krimineller manifestiert. Bis in ganz, ganz vielen Köpfen hängen geblieben ist „Irgendwas ist ja schon dran, dass die anders sind als wir und dass das Kriminelle in deren Kultur und in ihrem Blut liegt“. „Wir“ haben geglaubt, dadurch kommen wir zu einer sachgerechten Diskussion?!
Was „wir“ geschafft haben, ist, dass sie sich mit jeder Diskussion und Talkshow-Einladung bestätigt sahen, dass wir sie „Ernst“ nehmen in der Hinsicht, dass wir ihre Argumente akzeptieren. Dass wir ihnen Recht geben. Dass wir Sätze wie „Wir werden sie jagen“ (AfD-Gauland) in einer Demokratie tolerieren und für in Ordnung befinden. Wir haben sie ermutigt, weiterzumachen, immer noch ein Stück extremer zu werden anstatt klar zu sagen: „Wer AfD wählt, unterstützt Rassismus, Rechtsextremismus und Demokratiegegner". Anfangs hat sich eine AfD noch von Pegida & Co. distanziert. Heute schickt sie Redner auf ihre Veranstaltungen und unterstützt Aufrufe wie den zur „Ausländerjagd“ in Chemnitz. Gleichzeitig befürworten Politiker einer Regierungs-Partei eine Koalition mit der AfD, um zu zeigen, dass „wir" sie akzeptieren…
„Wir" haben versucht zu verstehen und zu deeskalieren.
Und was haben „sie“ getan?
Sie haben uns die kalte Schulter gezeigt. Und den Hitler-Gruß.
Mein Verständnis endet in Chemnitz...