07.07.2019, 08:37
(06.07.2019, 22:57)Serge schrieb: Ja muss denn jeder so ticken wie Sie? Sie neigen ja wirklich zu Verschwörungstheorien.
Das ist doch zwanghaft, was Sie da abziehen.
Gehören Sie auch zu den sonst so amerikakritischen Opportunisten, die bei Amazon gerne mal ein Auge zudrücken, weil es soooo bequem ist?
Verschwörungstheorie? Eher nicht, aber man muss sich eben auch informieren wollen und man muss auch verstehen, was es bedeutet. Wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung:
Zitat:Bequemlichkeit kann ein süßes Gift sein. Amazon spinnt den Kunden in den perfekten Wohlfühlkokon ein. Da ist zunächst das scheinbar unbegrenzte Angebot. Weit mehr als 200 Millionen verschiedene Produkte werden auf der deutschen Amazon-Plattform angeboten. Dazu kommt der umfangreiche Service: Viele Waren werden noch am gleichen Tag geliefert, Reklamationen stets äußerst kulant gehandhabt.
All das bündelt der US-Konzern in seinem Abo-Dienst Prime. Wer einmal die Mitgliedschaft bezahlt hat, muss sich um nicht mehr viel kümmern. Sogar die Lieferung gibt es dann kostenlos. Und obendrauf bekommt der Nutzer noch den Streamingdienst für Filme und eine Bibliothek für E-Books. Zusätzlich angeheizt wird die Attraktivität des Dienstes mit Aktionen wie dem gerade zu Ende gegangenen Prime Day, an dem Amazon im Minutentakt Schnäppchen nur für Mitglieder raushaut.
Das Ergebnis: Wer einmal Prime-Kunde ist, verlässt das Ökosystem Amazon kaum noch und kauft seinen Bedarf weitgehend dort ein. Und diese Kunden werden immer zahlreicher. Denn die Mitgliederzahl steigt rasant: Mehr als 100 Millionen Menschen sind mittlerweile weltweit Teil der Prime-Community. Im Jahr zuvor wurde die Zahl erst auf 65 Millionen geschätzt.
So führt dieses System geradezu zwangsläufig zu einem weitgehenden Monopol auch im Onlinehandel. War bisher schon breiter Konsens, dass Amazon der natürliche Feind des stationären Handels in der Innenstadt ist, zeigt sich jetzt immer deutlicher, dass auch im E-Commerce das Prinzip „The winner takes it all“ herrscht.
Das Handelsforschungsinstitut IFH in Köln hat bereits prognostiziert, dass langfristig 90 Prozent aller heute aktiven Onlinehändler aufgeben müssen. In jeder Produktkategorie werde es irgendwann nur noch „Amazon plus eins“ geben.
Das Fatale: Amazon schneidet mehr und mehr allen anderen Händlern den direkten Kontakt zu den Kunden ab, weil diese nur noch die perfekt ausgebaute Schnittstelle des US-Konzerns nutzen. Schon heute startet die überwiegende Zahl der Onlinekonsumenten eine Produktrecherche im Netz nicht mehr bei Google, sondern direkt in der Suchmaske von Amazon. Das heißt, Produkte, die nicht auf Amazon zu finden sind, existieren für viele Kunden gar nicht (mehr).
Doch auch Händler, die gerade deswegen über den Amazon Marketplace ihre Produkte verkaufen, sind gegen die Gefahr nicht gefeit. Denn sie machen sich vom Marktführer und seiner Taktik abhängig. Sobald ihre Produkte gut laufen, nimmt Amazon sie einfach selbst ins Sortiment auf und drängt Konkurrenten aus dem Markt. Nicht umsonst hat der Amazon-Chef ursprünglich mit dem Gedanken gespielt, sein Unternehmen „Relentless“ zu nennen, also „Gnadenlos“.
(...)
Die Wettbewerbsbehörden unterschätzen Amazons Monopolgefahr