18.06.2019, 15:31
(18.06.2019, 11:09)Klartexter schrieb: Ich weiß ja, dass Deine Vorstellung von Satire offenbar eine andere ist als die meine, wie man ja auch an diesem Beitrag von Dir sehen kann. Mit der Politik hast Du es ja auch nicht so, siehe Deine Beiträge
Zu Deiner 2. Frage: Hans-Jochen Vogel ist kein Mensch, der seine politischen Einstellungen wechselt wie Du Dein Hemd. Er ist Realist und weiß sehr wohl um das Machbare in der Politik. Du unterstellst hier einfach mal der SPD, sie habe die soziale Gerechtigkeit nachhaltig zerstört. Damit zeigst Du das klassische Beispiel der Verdrängung von Tatsachen. Denn unter der Ära Kohl wurde der Wirtschaftsstandort Deutschland immer schwächer, da notwendige Reformen aus Gründen des Machterhaltes unterblieben. Gerhard Schröder hat das als Erbe übernommen, aber er hat zumindest politischen Mut bewiesen und Reformen durchgezogen.
Natürlich gab es da auch Verlierer, ich kenne keine einzige Reform auf der Welt, bei der es nur Gewinner gab. Aber wenn die SPD nach Deinen Worten die soziale Gerechtigkeit nachhaltig zerstört hat, dann stellt sich doch die Frage, warum die CDU nichts von den Reformen rückgängig gemacht hat. Sie hätte doch damit nur Beifall und damit auch viele neue Wähler bekommen können, und damit ohne Koalitionspartner regieren zu können!
Aber die CDU wusste genau, dass diese Reformen längst überfällig waren, und dass man selbst zu feige war, diese durchzuführen. Mit Gerhard Schröder hatte man nun einen Prügelknaben, der zusammen mit der SPD bei Wahlen abgestraft wurde. Gleichzeitig bekam man bei der Regierungsübernahme eine prosperierende Wirtschaft und konnte sich mit entsprechenden Erfolgen schmücken. Hätte Schröder keine Reformen durchgezogen, dann wäre er auch abgestraft worden, weil damals viele Firmen ihren Standort ins Ausland verlegt haben, weil dort die Bedingungen besser waren. Das hätte zu einer höheren Arbeitslosigkeit geführt, was die CDU als Beweis angeführt hätte, dass die SPD nichts von Wirtschaft versteht.
Trotzdem hätte dann auch die CDU Reformen durchziehen müssen, was ihr aber dank Schröder erspart geblieben ist. Ohne diese Reformen stünde Deutschland heute wirtschaftlich wesentlich schlechter da, was von Wirtschaftswissenschaftlern auch immer wieder bestätigt wird. Nach Ende des Kalten Krieges blieb auch gar nichts anderes übrig, weil die ganzen sozialen Wohltaten einfach nicht mehr finanzierbar waren! Man musste sich von der Vollkaskomentalität der 70er und 80er Jahre verabschieden, was natürlich auch zu schmerzhaften Einschnitten geführt hat. Deshalb zum Schluss auch ein Satz eines amerikanischen Präsidenten, weil Martin ja die USA sehr schätzt. Kennedy sagte einmal in einer Ansprache: Frage nicht, was Dein Land für Dich tun kann, frage Dich besser, was Du für Dein Land tun kannst!
Alles schön und gut werter Klartexter - es ist aber nicht die Aufgabe einer Arbeitnehmerpartei (ich schreibe bewusst nicht Arbeiterpartei, weil das ist die SPD schon lange nicht mehr mangels Masse) Arbeitgeberpolitik zu machen, selbst wenn Reformen notwendig sind.
Ich wüsste auch nicht, dass Schröder diese jeweils im Wahlkampf angekündigt/beworben hätte.
Der Genosse der Bosse heißt schon nicht ohne Grund so.
Gerhard Schröder hat sich um die treuen SPD-Wähler kein bisschen gekümmert und was er ihnen mit seiner Agenda 2010 zumutete. Er wollte den Arbeitgebern billige Arbeitskräfte zur Verfügung stellen. Von einem Mindestlohn hielt er nix. Das wäre ja kontroproduktiv gewesen.
Das Allerletzte, was sich eine sozialdemokratische Partei erlauben darf, ist dafür zu sorgen, dass gleiche Arbeit im gleichen Unternehmen ungleich bezahlt wird. Kürzere Kündigungsfristen mögen noch hinnehmbar sein, aber nur, damit sich ein dazwischengeschaltetes Personalunternehmen eine goldene Nase verdienen kann, darf es doch nicht zu einer solchen Ungleichbehandlung kommen.
Mich wundert dein Loblied auf diese 'Errungenschaften' sehr. Und natürlich hat die CDU diese nicht wieder abgeschafft, denn ihre Wählerschicht ist eine andere.
Inzwischen wird gar nicht mehr wahrgenommen, wenn die SPD gute Dinge für die Menschen erreicht oder erreichen will. Das ist ein Dilemma. Aber das liegt zunehmend an dem wirklich indiskutablen Personal. Und wenn jetzt noch dieser hamstergesichtige Kühnert irgendwas werden sollte, dann können sie den Laden ganz dicht machen.