02.02.2017, 09:37
(02.02.2017, 09:21)forest schrieb: Da ist vielleicht das Französische rein vom Klang her überzeugender; aber auch das Italienische hat eine große Bandbreite vom Maschinengewehr bis zum dolce vita, z.B. ciliegi sind einfach viel süßer als Kirschen - bei den Kirschen knirscht der Stein im Mund.
Finde ich auch. Allerdings nur, wenn es von Franzosen gesprochen wird, nicht von mir. Ich brech mir da die Zunge. Wir hatten mal französische Austauschschüler dabei im Unterricht. Wenn die Texte aus dem Französischbuch vorgelesen haben, dann hörte sich das echt gut an. Und wenn dann wieder einer von unserer Klasse an die Reihe kam, auch ich natürlich, hätte man sich am liebsten irgendwo verkrochen. Es hörte sich nicht "richtig" an, und jeder von den Deutschen merkte das auch, besonders wenn er selbst an der Reihe war.
Ich finde es weit einfacher, ein einigermaßen akzentfreies Englisch zu sprechen als halbwegs überzeugend Französisch. Im Ausland gehe ich zwar nicht ganz als englischer Muttersprachler durch, aber interessant ist, dass die Leute meinen leichten Akzent nicht einschätzen können. Wenn ich mir im Urlaub einen Spaß draus mache, die Leute raten zu lassen, wo ich herkomme, kommt meistens ein Tipp in Richtung Holland oder Skandinavien.
Es liegt auch daran, dass man beim Französischen viel mehr mit dem richtigen Zusammensetzen von allem beschäftigt ist. Es fängt mit den Geschlechtern an, die man bei Nomen dazulernen muss. La lune, le sol* - die Mond, der Sonne. Im Englischen ist das alles eines, und deshalb flutscht das auch "aus dem Bauch raus". Im Englischen geht bei mir viel mit Sprachgefühl; im Französischen gibt es dagegen noch Specials, die niemand im Ausland kapieren kann, wie den "Subjonctif". Brauchen tut man den übrigens auch nicht; im Deutschen gibt es keine Entsprechung dazu und ich habe noch nie einen diesgearteten Mangel verspürt. Dass ich also irgendwas sagen wollte, aber nicht konnte, weil es im Deutschen keinen Subjonctif gibt. Ist mir echt noch nie passiert.
Sprachgefühl habe ich im Französischen nur rudimentär und in Latein überhaupt nicht. In Latein geht auch gefühlsmäßig gar nichts, weil das eine auf einem sehr komplizierten Schema aufbaut. Zu kompliziert und unnötig kompliziert. Wie das Deutsche auch. Nur merkt man es nicht, wenn man mit dem Deutschen aufgewachsen ist.
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* :) Edit: So gut kann ich das noch, dass ich nichtmal mehr weiß, was "Sonne" auf Französisch heißt. Da sollte sich meine Französischlehrerin, falls sie noch lebt, mal an die Nase fassen. Das Blöde ist nur, dass diese Frau mir auch die ersten drei Jahre Englisch beigebracht hat. Es kann also eigentlich nicht an der Frau liegen.