(14.12.2019, 21:10)Pony_und_Kleid schrieb: Niemand wurde jemals verletzt oder gar getötet,
Ok, ich habe gerade noch einmal darüber nachgedacht. Das stimmt nicht so
ganz.
Doch, es gab leider Tote. Und zwar sogar mehrere, aber eher indirekt und hinterher.
Wenn du dich in der Gegend auskennst, weißt du, dass es dort eine Art schmale Straße gibt, die direkt von der Rieder-Ranch nach Langerringen führt. Eigentlich ist das eher so eine Art Feldweg. Zwar geteert, aber so schmal, dass schon zwei Autos Schwierigkeiten bekommen, wenn sie sich entgegenkommen. Kleine Autos kommen notfalls aneinander vorbei, wenn beide Fahrer vorsichtig sind, aber wenn sich zwei größere Fahrzeuge dort begegnen, muss einer entweder ganz an den Rand ausweichen oder eben zurückfahren und rückwärts in den nächsten Seitenweg einbiegen, damit der andere vorbeikommt.
Und auf diesem Konzert war einer im Publikum, den ich ziemlich gut kannte. Nicht gerade ein Freund, sondern mehr so eine Art Bekannter von mir. Und er hat sich total dicht gemacht an dem Abend. Der war also völlig zu, so dass er kaum noch stehen konnte. Ich habe sogar noch zu ihm gesagt, er solle lieber nicht mehr die 4 km nach Hause fahren, sondern besser oben auf einer der Matratzen im Dachboden der Ranch übernachten (das ging nämlich, sogar kostenlos). Aber er wollte unbedingt heim nach Langerringen. Und ich hatte dann jede Menge anderes zu tun mit dem Abbau und Verladen des ganzen Equipments usw. und habe ihn deshalb dann leider aus den Augen verloren.
Also jedenfalls hat er sich so ca. um halb fünf Uhr morgens mit seinem Mini-Cooper auf den Weg nach Langerringen gemacht. Man sollte meinen, dabei könne um diese Uhrzeit nicht viel passieren auf so einem Schleichweg, den fast keiner kennt.
Aber dabei kam ihm eine Pilgergruppe entgegen, die gerade dummerweise an diesem Morgen eine Art Wallfahrt unternahm, die bis zum Kloster Andechs führen sollte. Zu Fuß. Irgendwann mittags oder am frühen Nachmittag wollten sie dort sein, deshalb sind sie so früh losgezogen. Daraus wurde dann aber nichts. Denn diese ca. 20-köpfige Gruppe hat er vollkommen übersehen und ist ungebremst in diese Leute reingefahren.
Hinterher waren (meine ich, es kann auch einer mehr oder weniger gewesen sein) sieben Leute tot. Und ein paar andere schwer verletzt.
Ich habe ihn dann hinterher mal in der U-Haft besucht und ihn gefragt, wie das aus seiner Sicht eigentlich war. Und er konnte sich an kaum etwas erinnern, nur daran, dass er in irgendwas voll reingefahren ist, was ihm in dem Moment wie ein Maisfeld vorkam. Also, er prallte mit dem Auto auf irgendetwas auf, und das waren irgendwelche senkrechte Dinger. Er hat sie in seinem Rausch in dem Moment erst mal für Maispflanzen gehalten. Er meinte also zunächst, er wäre von der Straße abgekommen und aus Versehen in ein Maisfeld reingefahren.
Aber es waren leider Menschen, die dadurch nach oben und übers Auto hinweg geschleudert wurden. Und nachher waren die meisten von ihnen natürlich tot.
Er kam übrigens ziemlich glimpflich davon vor Gericht. Ich glaube, fünf Jahre hat er bekommen. Denn das lief natürlich noch nach Jugendstrafrecht.
Aber wir als Band und Veranstalter konnten rein gar nichts dafür. Denn er und nur er war natürlich selbst verantwortlich dafür, ob er sich in so einem Zustand noch ans Steuer eines Wagens setzt oder lieber das Angebot annimmt, vorher erst mal seinen Rausch kostenlos auszuschlafen.
Das stand damals groß in der Schwabmünchener Allgemeine, dieser Lokalausgabe der AZ. Wenn du danach suchst, wirst du es wahrscheinlich immer noch finden, notfalls auf archive.org.
Saublöd gelaufen ist das, und wenn ich es hätte verhindern können, hätte ich das natürlich getan. Aber wie gesagt, ich hatte in dem Moment alle Hände voll zu tun, war völlig übermüdet und war natürlich auch nicht sein Babysitter. Letztlich ist jeder selbst dafür verantwortlich, was er tut.