07.03.2018, 13:24
„Das ist eine Reaktion auf das Versagen der traditionellen Medien“
Letztlich geht es aber auch um die für seriösen Journalismus völlig indiskutable Vermischung von sachlicher Information und subjektiver Wertung, sprich Kommentar.
Zitat:Der Journalismus „sägt an dem Ast, auf dem er sitzt.“ Diese Auffassung vertritt Michael Meyen im Interview mit den NachDenkSeiten. Meyen, der an der Ludwig-Maximilians-Universität in München unterrichtet, kritisiert eine Entwicklung im Journalismus, die dazu führt, dass oftmals so genannte Qualitätsmedien, wie etwa die Tagesschau, nicht mehr von der Bild-Zeitung zu unterscheiden seien.Das spricht ein Fachmann über etwas, was etliche User hier auch schon angesprochen und kritisiert haben.
Ein Interview von Marcus Klöckner (...)
Die Journalisten liefern uns heute etwas ganz anderes als damals. Das System der Massenmedien wird inzwischen vom Imperativ der Aufmerksamkeit regiert. Dieser Imperativ hat Qualitätskriterien wie Neutralität, Objektivität oder Vielfalt zu Worthülsen gemacht und ist zu einem Strudel geworden, der die Glaubwürdigkeit mitgerissen hat (...)
Sie sprechen über die Bild-Zeitung.
Leider nein. Die größten Veränderungen habe ich in den sogenannten Qualitätsmedien gefunden: in der Süddeutschen Zeitung, in der Tagesschau. Der Bild-Stil ist heute überall. Der Journalismus hetzt von einem Aufreger zum nächsten. Er nimmt sich keine Zeit für die Themen, er bleibt nicht dran, er sucht lieber nach einem neuen Dreh, als aufwändig zu recherchieren. Das müsste er aber, um seine öffentliche Aufgabe erfüllen zu können. Damit sägt er an dem Ast, auf dem er sitzt (...)
Ich weiß schon, worauf Sie hinauswollen. Auf Einseitigkeit, auf Weglassen, auf Parteinahme für den Westen oder für Eliten. Das ist das, was die Menschen im Land aufregt, völlig zurecht. Ich habe die Schraube noch ein Stück weitergedreht und nach der Metabotschaft gefragt, jenseits von konkreten Inhalten. Egal ob Russland, Syrien oder Griechenland: Die Grammatik der Medienkommunikation ist immer gleich. Das nervt, wenn man sich wirklich informieren will und nicht nur Ablenkung und Aufregung sucht oder noch einmal hören will, dass wir hier im Westen schon alles richtig machen und ohnehin in der besten aller Welten leben.
Letztlich geht es aber auch um die für seriösen Journalismus völlig indiskutable Vermischung von sachlicher Information und subjektiver Wertung, sprich Kommentar.