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Normale Version: Qualitätsmedien in der Kritik
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Serge

„Das ist eine Reaktion auf das Versagen der traditionellen Medien“

Zitat:Der Journalismus „sägt an dem Ast, auf dem er sitzt.“ Diese Auffassung vertritt Michael Meyen im Interview mit den NachDenkSeiten. Meyen, der an der Ludwig-Maximilians-Universität in München unterrichtet, kritisiert eine Entwicklung im Journalismus, die dazu führt, dass oftmals so genannte Qualitätsmedien, wie etwa die Tagesschau, nicht mehr von der Bild-Zeitung zu unterscheiden seien.
Ein Interview von Marcus Klöckner (...)

Die Journalisten liefern uns heute etwas ganz anderes als damals. Das System der Massenmedien wird inzwischen vom Imperativ der Aufmerksamkeit regiert. Dieser Imperativ hat Qualitätskriterien wie Neutralität, Objektivität oder Vielfalt zu Worthülsen gemacht und ist zu einem Strudel geworden, der die Glaubwürdigkeit mitgerissen hat (...)

Sie sprechen über die Bild-Zeitung.
Leider nein. Die größten Veränderungen habe ich in den sogenannten Qualitätsmedien gefunden: in der Süddeutschen Zeitung, in der Tagesschau. Der Bild-Stil ist heute überall. Der Journalismus hetzt von einem Aufreger zum nächsten. Er nimmt sich keine Zeit für die Themen, er bleibt nicht dran, er sucht lieber nach einem neuen Dreh, als aufwändig zu recherchieren. Das müsste er aber, um seine öffentliche Aufgabe erfüllen zu können. Damit sägt er an dem Ast, auf dem er sitzt (...)

Ich weiß schon, worauf Sie hinauswollen. Auf Einseitigkeit, auf Weglassen, auf Parteinahme für den Westen oder für Eliten. Das ist das, was die Menschen im Land aufregt, völlig zurecht. Ich habe die Schraube noch ein Stück weitergedreht und nach der Metabotschaft gefragt, jenseits von konkreten Inhalten. Egal ob Russland, Syrien oder Griechenland: Die Grammatik der Medienkommunikation ist immer gleich. Das nervt, wenn man sich wirklich informieren will und nicht nur Ablenkung und Aufregung sucht oder noch einmal hören will, dass wir hier im Westen schon alles richtig machen und ohnehin in der besten aller Welten leben.
Das spricht ein Fachmann über etwas, was etliche User hier auch schon angesprochen und kritisiert haben.
Letztlich geht es aber auch um die für seriösen Journalismus völlig indiskutable Vermischung von sachlicher Information und subjektiver Wertung, sprich Kommentar.

sobinichhalt

Diese "Qualitätsmedien" sollen einfach berichten, neutral, ohne das man merkt, welches politische Lager die unterstützen wollen, das ist deren Aufgabe. Anderenfalls kann man getrost auf die verzichten, Meinungsmache finde ich überall, seriöse Informationen dagegen immer weniger.
Heute ist auf nichts mehr Verlass, vieles Lug und Trug.
(07.03.2018, 13:40)sobinichhalt schrieb: [ -> ]Diese "Qualitätsmedien" sollen einfach berichten, neutral, ohne das man merkt, welches politische Lager die unterstützen wollen, das ist deren Aufgabe. Anderenfalls kann man getrost auf die verzichten, Meinungsmache finde ich überall, seriöse Informationen dagegen immer weniger.
Heute ist auf nichts mehr Verlass, vieles Lug und Trug.

Parteinähe gab es bei den sog. Qualitätsmedien aber schon immer. Find ich jetzt auch nicht wild und müsste dem informierten Leser auch bekannt sein.
Bei den anderen Bedenken geb ich euch völlig recht. Das hat natürlich auch mit der Informationsflut und der kurzen Halbwertszeit von Meldungen zu tun. Das Übrige tut die Print-Krise von Zeitungsverlagen.
Dass die Verlage ihr "Heil" im Mainstream und der Quantität suchen ist meiner Meinung nach der falsche Ansatz. Man fühlt sich als Leser manchmal unterschätzt.
Oftmals ertappt man sich als Berufstätiger mit Familie aber wirklich dabei, sich lediglich oberflächlich informieren zu können, manchmal auch nur per Smartphone-App.

Sophie

(07.03.2018, 14:09)Don Cat schrieb: [ -> ]Parteinähe gab es bei den sog. Qualitätsmedien aber schon immer. Find ich jetzt auch nicht wild und müsste dem informierten Leser auch bekannt sein.
Bei den anderen Bedenken geb ich euch völlig recht. Das hat natürlich auch mit der Informationsflut und der kurzen Halbwertszeit von Meldungen zu tun. Das Übrige tut die Print-Krise von Zeitungsverlagen.
Dass die Verlage ihr "Heil" im Mainstream und der Quantität suchen ist meiner Meinung nach der falsche Ansatz. Man fühlt sich als Leser manchmal unterschätzt.
Oftmals ertappt man sich als Berufstätiger mit Familie aber wirklich dabei, sich lediglich oberflächlich informieren zu können, manchmal auch nur per Smartphone-App.

Vermutlich macht man mit Qualität halt wirklich kein Geschäft oder landet bei den Listungen völlig im Abseits. Ich kann mir nicht vorstellen, dass SZ, ZEIT etc. nur aus Jux und Tollerei den Wandel mitmachen.

Schlimm ist natürlich, dass die öRs das auch mitmachen. DIE müssten nämlich nicht. DIE müssten sogar ganz bewusst gegensteuern. Dafür bekommen sie ja unsere Zwangsgebühren. Sie haben einen staatlichen Auftrag zu erfüllen und der kann nicht der der Anbiederung mit Mitmachen im Mainstream sein.

leopold

Sehr pauschalisierende Kritik, die deutlich zu kurz springt. Medienkritik ist in gewissen Kreisen gerade modern. Da schreibt der ein oder andere eben schnell mal ein Buch.

Natürlich mussten sich die ÖR durch die Konkurrenz der Privaten etwas frischer und moderner präsentieren, andererseits gibt es heute sogar in  Fernsehnachrichten immer wieder vertiefte Hintergrundberichte und Verweise auf solche auf den Interseiten der Sender. Wenn ich z. B. an die TV-Magazine der 80er und 90er Jahre (Stichwort Bednarz, BR) in der ARD denke, war das auch nicht gerade alles seriös, sondern oft reißerisch und tendenziös.

Die gleiche Herausforderung hatten und haben die großen Zeitungen wegen der Onlinekonkurrenz mit sinkenden Auflagen zu bestehen. Von der Zeit habe ich mich schon vor 30 Jahren verabschiedet, weil sie mir zu beliebig wurde. Auch die SZ hatte mal eine solche Phase, steuert aber gerade wieder in Richtung traditionellen Journalismus. Die FAZ ist eh' so nüchtern wie eh' und je. Und die Welt hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt.

Das Problem ist doch eher, dass immer weniger Leute bereit sind, sich auf solche Zeitungen einzulassen und stattdessen in sozialen Medien und Internetseiten irgendwelchen Blödsinn für bare Münze nehmen. Oder will hier jemand ausgerechnet die "Nachdenkseiten" als objektive und seriöse journalistische Quelle verkaufen?

Serge

(07.03.2018, 18:52)leopold schrieb: [ -> ]Sehr pauschalisierende Kritik, die deutlich zu kurz springt. Medienkritik ist in gewissen Kreisen gerade modern. Da schreibt der ein oder andere eben schnell mal ein Buch.

Natürlich mussten sich die ÖR durch die Konkurrenz der Privaten etwas frischer und moderner präsentieren, andererseits gibt es heute sogar in  Fernsehnachrichten immer wieder vertiefte Hintergrundberichte und Verweise auf solche auf den Interseiten der Sender. Wenn ich z. B. an die TV-Magazine der 80er und 90er Jahre (Stichwort Bednarz, BR) in der ARD denke, war das auch nicht gerade alles seriös, sondern oft reißerisch und tendenziös.

Die gleiche Herausforderung hatten und haben die großen Zeitungen wegen der Onlinekonkurrenz mit sinkenden Auflagen zu bestehen. Von der Zeit habe ich mich schon vor 30 Jahren verabschiedet, weil sie mir zu beliebig wurde. Auch die SZ hatte mal eine solche Phase, steuert aber gerade wieder in Richtung traditionellen Journalismus. Die FAZ ist eh' so nüchtern wie eh' und je. Und die Welt hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt.

Das Problem ist doch eher, dass immer weniger Leute bereit sind, sich auf solche Zeitungen einzulassen und stattdessen in sozialen Medien und Internetseiten irgendwelchen Blödsinn für bare Münze nehmen. Oder will hier jemand ausgerechnet die "Nachdenkseiten" als objektive und seriöse journalistische Quelle verkaufen?

Der ein oder andere heißt zufällig Michael Meyen, genauer gesagt Prof. Dr. ...,
und lehrt am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Bücher hat er auch schon einige veröffentlicht, zwischendurch und meist eben schnell mal.
Er ist also Ihnen intellektuell fast ebenbürtig.
Wenn Sie die Thesen und Argumente, die Herrn Meyen in diesem Interview vorbringt, als eine "sehr pauschalisierende Kritik, die deutlich zu kurz springt" bezeichnen, müssten Sie vielleicht ein Buch von ihm lesen vielleicht das hier.

Übrigens: Medienkritik als Teil der Kommunikationswissenschaft war schon immer aktuell, schon und vor allem seit den 60-er und 70-er Jahren (warum wohl?) und ist nicht bloß "gerade modern". Auch weil den Kommunikationswissenschaften in unserer Informations-/Kommunikationsgesellschaft immer wichtigere Bedeutung zugemessen wird.

Ja, ich halte im Gegensatz zu Ihnen recht viel von den NachDenkSeiten.
Natürlich muss man wissen, dass der Mitherausgeber Albrecht Müller ein alter, sprich ein wirklicher Sozialdemokrat ist.
Zitat:Von 1970 bis 1972 war er Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des SPD-Parteivorstandes und 1972 Manager[1] des Wahlkampfs von Willy Brandt. Danach arbeitete er von 1973 bis 1982 als Leiter der Planungsabteilung im Bundeskanzleramt unter Willy Brandt und Helmut Schmidt.
Aber das ist ja nichts Schlimmes, oder ist es das für Sie?
Trotz dieser politischen Ausrichtung sind die NDS eine Art täglicher Presseschau mit allen denkbaren deutschsprachigen und ausländischen Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen.
Bei weitem nicht alle diese Presseorgane sind links, das geht querbeet. Halt teilweise kommentiert.
So kann man sich einen guten Überblick und vor allem auch andere Perspektiven verschaffen, wenn man die häufig ziemlich uniforme Berichterstattung der deutschen Leitmedien inklusive ÖR, in der ja kaum noch Nachricht und subjektive Mainstream-Wertung getrennt sind, satt hat. Sogar RT Deutsch findet sich dort wieder. Durchaus interessant übrigens, wie man den Westen im Osten sieht.

leopold

Ich will nicht ausschließen, dass sich in den NachDenkSeiten gelegentlich auch kluge Gedanken finden lassen, wie in anderen Medien auch. Als Informationsquelle taugen solche Seiten allerdings nicht. Mir scheint, dass die Medienkritiker von links und rechts vor allem darunter leiden, dass sie ihre oft abseitigen Ansichten im angeblichen Mainstream nicht wiederfinden. Aber das hat möglicherweise gute Gründe. Zwinker

Jedenfalls passen die NachDenkSeiten zu Ihnen offensichtlich wie die Faust auf's Auge. Mir ist nun jedenfalls klar, woher Sie Ihre "Weisheiten" haben. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen:

Zitat:Der Mitbegründer der NachDenkSeiten Wolfgang Lieb bemängelte im Oktober 2015, dass Müller „die Welt moralisch in Freund und Feind“ teile und als „Ursache nahezu allen Übels auf der Welt ‚einflussreiche Kräfte‘ (oft in den USA) oder undurchsichtige ‚finanzkräftige Gruppen‘ oder pauschal ‚die Eliten‘“ sehe.
Statt zum Nachdenken rufe Müller in den NachDenkSeiten nur noch zum „‚Kampf‘ gegen ‚die Herrschenden‘ und ‚die Medien‘“ auf.[17] Martin Reeh von der Tageszeitung schrieb anlässlich Liebs Abschied von der Webseite, dass sich die NachDenkSeiten und Müller seit dem Ukraine-Krieg zweifelhaften Personen und Verschwörungstheorien angenähert haben. Müller lasse sich zum Beispiel von Ken Jebsen interviewen.
Den Anschlag auf Charlie Hebdo erkläre Müller durch Bezugnahme auf Andreas von Bülow, der an eine Verschwörung der Geheimdienste glaubt. Auf den NachDenkSeiten dürfe beispielsweise auch Daniele Ganser ohne kritische Nachfragen seine Ansichten verbreiten, dass es ein „NATO-Netzwerk in den Medien“ gebe und der Westen allein schuld sei am Ukraine-Krieg.
Müller selbst glaube an eine von oben gesteuerte „Meinungsmache“ der Medien und sei vom Vorwurf „Lügenpresse“ nicht weit entfernt.[5]
Steven Geyer von der Frankfurter Rundschau zählte die NachDenkSeiten im November 2015 zu den Machern einer neuen Gegenöffentlichkeit, die gegen eine vermeintliche Gleichschaltung der deutschen Medien anschreiben und hinter allen schlechten Entwicklungen die CIA und NATO vermuten und dabei keine Berührungsängste mit rechten Personen und Positionen und Verschwörungstheorien haben.[17]

NachDenkSeiten

leopold

(07.03.2018, 21:35)Serge schrieb: [ -> ]Nun, Lieb hat sicher darin recht, dass es keine "einflussreiche Kräfte‘ (oft in den USA) oder undurchsichtige ‚finanzkräftige Gruppen‘ oder pauschal ‚die Eliten‘ gebe, die für einen Großteil des Übels in der Welt verantwortlich seien.
Nein, es sind die Politiker, sprich Autokraten und Diktatoren und davon vor allem Putin und Kim.

Nein, ich zweifle nicht daran, dass es ohne das wirtschaftliche Hegemoniestreben der EU in Verbindung mit dem geopolitischen der Nato den Ukrainekonflikt nicht gegeben hätte.
Dass es ein Nato-Netzwerk in den Medien gebe, ist kein Gerücht, sondern Realität.

Sie sehe Sie plötzlich mit ganz anderen Augen. Sie sind ein Sprachrohr Herrn Müllers mit seinen NachDenkSeiten. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Clown Sie haben das jahrelang allerdings recht gut verborgen.

Serge

(07.03.2018, 21:44)leopold schrieb: [ -> ]Sie sehe Sie plötzlich mit ganz anderen Augen. Sie sind ein Sprachrohr Herrn Müllers mit seinen NachDenkSeiten. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Clown Sie haben das jahrelang allerdings recht gut verborgen.

Ich bin durchaus der Meinung, dass „Ursache nahezu allen Übels auf der Welt ‚einflussreiche Kräfte‘ (oft in den USA) oder undurchsichtige ‚finanzkräftige Gruppen‘ oder pauschal ‚die Eliten' sind.
Oder sind es die guten alten Politiker,  die frei und unabhängig von Lobbyisten dafür verantwortlich sind und Diktatoren wie Kim, Assam und Putin?

Hätte es nicht die wirtschafts- und handelspolitische Gier der EU und die geopolitische der Nato, sprich USA, auf das russische Anrainerland Ukraine gegeben, wäre es zu keiner Ukraine-Krise gekommen. 

Und weil sie es ansprechen, hier noch die Liste der Journalisten, die in der Atlantikbrücke Mitglied sind (bis 2012)
Eine schier endlose Liste mit dem Who is Who der deutschen Medien.
Lesen Sie's gut durch. Das braucht Zeit.

Verborgen habe ich gar nichts, ich hab oft genug aus den NDS zitiert. Deswegen bin ich noch lange kein Sprachrohr, sondern nach wie vor ein unorthodoxer Linker mit freiem Geist und ohne Scheuklappen.

leopold

(07.03.2018, 22:02)Serge schrieb: [ -> ]Hier die Liste der Journalisten, die in der Atlantikbrücke Mitglied sind (bis 2012)
Eine schier endlose Liste mit dem Who is Who der deutschen Medien.

"Atlantikbrücke". Das ist das Zauberwort. Serge, ich mach' mir Sorgen um Sie. Sie sind den Einflüsterern der NachDenkSeiten wehrlos ausgeliefert. Sie glauben nämlich alles - fast wie Manni.
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