11.04.2017, 17:16
Interessante Kehrtwende von IWF und OECD. Noch nichts mitgekriegt davon haben offensichtlich die meisten deutschen Ökonomen und vor allem die Unionsparteien CDU und CSU:
Zitat:Jahrzehntelang bot der Internationale Währungsfonds (IWF) ein verlässliches Feindbild. Mehr als einmal warfen Gewerkschafter und Politiker der Organisation in Washington "neoliberalen Blödsinn" vor. Jetzt nimmt der Fonds wie vor ihm schon die ebenso marktradikale OECD eine drastische Kehrtwende vor: Im neuen Weltwirtschaftsbericht konstatiert er ein weltweit wachsendes Ungleichgewicht sinkender Arbeitseinkommen trotz allgemeinen Wirtschaftswachstums. Und empfiehlt Industriestaaten erstmals, dies staatlich zu bekämpfen. "Längerfristig angelegte Maßnahmen zur Umverteilung könnten erforderlich sein", um abgehängte Bürger wieder in die Gesellschaft zu integrieren.
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Anzeichen für die Wende gab es, seit der IWF konstatierte, zu große Ungleichheit schade dem Wachstum. 2016 veröffentlichten drei Top-Ökonomen des Hauses den Aufsatz "Neoliberalismus: überschätzt?". Nun nimmt der Fonds endgültig Abschied von neoliberaler Wirtschaftspolitik .
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Die OECD wird da deutlich konkreter. "Die Politik muss dafür sorgen, dass Reichere und multinationale Unternehmen ihren Teil der Steuerlast tragen", forderte sie bereits 2015 unmissverständlich. Politisch war das brisant. Denn die meisten Industriestaaten senkten lange die Steuern für Reichere und Unternehmen. Die neoliberalen Tanker, wie sie Forscher Grabka nennt, wenden offenbar: "Sie sprechen sich für Maßnahmen aus, die man ihnen nicht im Traum zugetraut hätte. Die meisten deutschen Ökonomen dagegen verbleiben in der traditionellen Sichtweise."