(14.03.2017, 19:47)_solon_ schrieb: Ich glaube, daß das Dabeisein der beiden TopManager einen ziemlich realen Grund hat (falls sie überhaupt zu ihm vordringen).
Trump vertraut Wirtschaftsleuten mehr als Politikern - was ich gut verstehen kann.
Stellen wir uns einfach einmal verschiedene Fragen.
Zuerst von dieser Seite hier aus, von der deutschen.
Würden Kaeser und Krüger zu Trump vorgelassen, wenn Merkel nicht dabei wäre? Eher nicht, sondern sie müssten mit einem Rangniederen reden.
Wie schätzt andererseits Angela Merkel ihren Einfluss in Wirtschaftsfragen auf Donald Trump ein? Wieso begleiten Wirtschaftsvertreter einen Staatsbesuch? Braucht sie Unterstützung oder glaubt sie zumindest, welche zu brauchen? Weiß man sich in der Regierung anders nicht mehr zu helfen?
Das ist ein "Ramschblatt" was die Frau in der Hand hat, würde man beim Kartenspiel sagen.
Sehen wir es uns nun auch noch von der anderen Seite, von "drüben" aus, an.
Die neueste Außenhandelsbilanz kenne ich nicht, und bin jetzt auch zu faul zum Suchen, aber lange und bis in die jüngste Zeit hinein war es so, dass aus Deutschland etwa doppelt so viel in die USA exportiert wurde wie wir umgekehrt von dort importierten. Kein Wunder, keiner will hier amerikanische Autos, andere Maschinen erst recht nicht, geht ja schon mit den zölligen Schrauben los (wer will bitte einen Rasenmäher, bei dem die Schraubenschlüssel aus dem Keller, die sonst immer zuverlässigst funktionieren, abrutschen, "Soll ich mir jetzt noch einen Satz zöllige Schraubenschlüssel kaufen wegen diesem Scheißrasenmäher, der immer kaputt ist? Und wenn er nicht immer kaputt wäre, dann bräuchte ich ja auch gar keine Spezialschraubenschlüssel dafür!"), Und wie die amerikanische Außenhandelsbilanz mit Deutschland ohne das Silicon Valley (Apple, Microsoft) wäre, das darf man sich gerne mal in einer ruhigen Minute ausmalen.
Andersrum fahren die Amis aber z.T. sehr gerne deutsche Autos, über je mehr Geld sie verfügen, desto lieber, und amerikanische Fabrikanten benutzen in ihren Fabriken sehr gerne deutsche Technik. Wenn die Maschine besser ist, akzeptiert man auch im Land der zölligen Gewinde, dass man für eine gute Maschine einen metrischen Schraubenschlüsselsatz kaufen muss. Den sie dann nicht brauchen, weil die deutsche Maschine nicht kaputtgeht. Aber da sind die pragmatisch, die kaufen sich die Schlüssel im Zweifelsfall.
Der Deutsche ist auch pragmatisch und schmeißt den amerikanischen Rasenmäher weg und kauft sich was richtiges. Aber in Zukunft nichts amerikanisches mehr.
Wenn Trump also die amerikanische Industrie, v.a. die Maschinen- und die Automobilindustrie* wieder ankurbeln will, dann ist Protektionismus aus seiner Sicht eine mögliche, wenn auch derzeit hierzulande offiziell unpopuläre Gangart, denn dann kann er deutsche Autos und Maschinen in den USA so teuer machen, dass der Binnenmarkt sich auf die schlechteren, aber bezahlbaren amerikanischen Produkte ausrichtet, weil sich die Geschichte am Ende für den amerikanischen Käufer sonst nicht rechnet. Und er schafft so Arbeitsplätze im Land und kurbelt den amerikanischen Binnenmarkt an.
Es ist ein interessantes Experiment, das er da offenbar vorhat. Ich beobachte es aufmerksam.
Wir dürfen gespannt sein auf die Erfolge, die unser aller Bundeskanzlerin uns sicherlich zu vermelden hat, wenn sie dort ihre deutsche Sicht der Dinge (die ganz sicher nicht meine ist) dargelegt hat und wieder da ist.
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* Und was mit Detroit passiert ist, ist ja wirklich beschämend.
[Video:
https://www.youtube.com/watch?v=ov6ZI58ozYE ]
Aber das nur am Rande.