Moskau erzielt Erfolge im Donbass: Welche Verantwortung der Westen daran trägt
Als Hitler am 1.September 1939 in Polen einmarschierte, wurde er von Großbritannien und Frankreich aufgefordert, sofort alle Kriegshandlungen einzustellen, ansonsten werde man Deutschland den Krieg erklären. Das geschah dann am 3. September 1939, aber sowohl Frankreich wie auch Großbritannien waren zu dem Zeitpunkt gar nicht in der militärischen Lage, Deutschland anzugreifen. Frankreich marschierte zwar am 9. September in das Saarland ein, aber Hitler wollte keinen Zwei-Fronten-Krieg. Die französischen Truppen drangen damals etwa 8 Kilometer auf deutsches Gebiet vor, zogen sich aber im Oktober wieder auf die Maginotlinie zurück. Alfred Jodl sagte bei den Nürnberger Prozessen: „Dass wir nicht bereits im Jahr 1939 gescheitert sind, war nur dem Umstand zu verdanken, dass während des Polenfeldzuges die schätzungsweise 110 französischen und britischen Divisionen im Westen komplett inaktiv gegen die deutschen 23 Divisionen gehalten wurden."
Am 10. Mai 1940 griff Hitler dann seinerseits Frankreich an mit dem bekannten Ergebnis. Wären Großbritannien und Frankreich damals (1939) militärisch gut da gestanden, dann hätte es vermutlich keine fünf Jahre Krieg gegeben. Hitler kam die militärische Schwäche der Alliierten zupass, und hätte er in seinem Größenwahn nicht auch noch die Sowjetunion angegriffen, dann wäre es leicht möglich, dass auch Deutschland sich zu einer Autokratie hin entwickelt hätte. Man kann als Deutscher nur froh sein, dass wir nach dem Krieg nicht alle in Generalhaftung für die Kriegsverbrechen der Nazis genommen wurden. Die Ostdeutschen hatten nicht so viel Glück, die Sowjetunion plünderte alles, was ihr wertvoll erschien. Die Westmächte wiederum halfen der Bundesrepublik beim Wiederaufbau und der Wiedereingliederung in die Weltpolitik. Soweit mal zur Geschichte, komme ich also zur Gegenwart.
Putin zündelt seit mindestens 14 Jahren schon im Osten herum, bis zum 24. Februar 2022 belegte man deshalb Russland mit ein paar kleinen Sanktionen, die Putin nicht weh taten. Seit dem 24. Februar hat man nun schärfere Sanktionen verhängt, aber diese Sanktionen erweisen sich mehr und mehr als Schuss ins eigene Knie. Denn wie man auch jetzt wieder in Bali gesehen hat, ist Russland bei weitem nicht so isoliert in der Welt, wie es in den Medien gerne dargestellt wird. Manches ist zwar schwieriger für Russland geworden, aber für Putin stellt das kein Problem dar. Der Rubel rollt nach wie vor und der Aggressor kommt seinem Ziel Tag für Tag näher.
Somit stellt sich eben auch die Frage, warum er (Putin) das schafft. Denn mit dem Donbass ist mit Sicherheit noch kein Ende seiner Expansionspläne erreicht. Und es ist offensichtlich, dass alle verhängten Sanktionen das erklärte Ziel verfehlen, das töten von Zivilisten geht in der Ukraine munter weiter. Der Westen will zwar keine Kriegspartei werden, was Putin sehr entgegen kommt. Denn gegen eine Kriegspartei Nato hätte er denkbar schlechte Karten. Ja, er hat Atombomben, aber die hat die Nato auch. Nur zeigt sich der Westen wieder mal als zahnloser Tiger, der zum einen die Waffenlieferungen nicht dem Kriegsverlauf anpasst, und der zum anderen kein Druckmittel in der Hand hat, um die Kriegsparteien an den Verhandlungstisch zu zwingen.
Denn Verhandlungen nach russischer Lesart sehen so aus wie die Kapitulation der Wehrmacht in 1945. Wer immer noch glaubt, dass sich Putin auf Verhandlungen einlässt, der ist in meinen Augen ein Realitätsverweigerer. Die Angst vor einem 3. Weltkrieg habe ich nicht, denn es ist heute schon klar, dass es da keinen Sieger gibt, nur Verlierer. Ich bin generell gegen jeden Krieg, aber ich bin genauso generell dafür, Aggressoren die Grenzen ganz klar aufzuzeigen, wenn es sein muss auch mit militärischen Schritten. Putin lacht sich doch einen über den erhobenen Zeigefinger des Westens, er zieht sein Ding einfach durch, egal, was es an Menschenleben und Material kostet.
