(27.06.2022, 13:57)derfnam schrieb: Söder ist bestimmt nicht der erste Politiker dem das passiert, so ist das halt wenn einem die Argumente ausgehen und das spricht eher für Söder.
Helmut Kohl hatte auch schon das "Vergnügen". Ich weiß nicht, ob den Leuten nur die Argumente fehlen, versuchen Sie es einmal selber, bei einem Spitzenpolitiker einen Gesprächstermin zu bekommen. Herr Kohl hatte den Ostdeutschen damals blühende Landschaften versprochen, statt dessen waren Arbeitsplatzverlust und eminente Preissteigerungenfür Mieten und Artikel des täglichen Bedarfs an der Tagesordnung. Obendrein versuchten viele Westdeutsche, das vor dem 2. Weltkrieg auf dem Gebiet der späteren DDR befindliche Grundeigentum zurück zu bekommen. Wie gesagt, es sind oft nicht gehaltene Versprechungen von Politikern, die solche Reaktionen auslösen. Menschen wie Sie und ich gehen da - so glaube ich zumindest - den besseren Weg. Denn man kann durchaus unterschiedliche Meinungen vertreten, aber was ich hier bei allen Diskutanten hoch schätze ist der Verzicht auf "Argumente" unterhalb der Gürtellinie. Denn Streit sollte es wegen einer Sache geben, aber nicht wegen einer Person.
Sehen Sie, bei aller Kritik an der Politik von Söder kann ich durchaus auch positive Dinge an ihm finden. Er ist gelernter Journalist, daher beherrscht er die Klaviatur der Medien fast perfekt. Er versteht sich auch gut auf Inszenierungen seiner Person, da gibt es nicht allzuviele Andere auf dem politischen Parkett. Und er ist die sogenannte Ochsentour auf seinem Karriereweg gegangen, war vielen Anfeindungen und Unterstellungen ausgesetzt, hat sich aber nicht von seinem Weg abbringen lassen. Und wenn er nicht ständig behauptet hätte, dass sein Platz in Bayern sei, sondern frühzeitig seine Bereitschaft zur Kanzlerkandidatur erklärt hätte, dann hieße der Kanzler heute wohl Söder.
Aber sein ständiges vorpreschen während der Coronazeit hat viele Leute bei der großen Schwester CDU verärgert, was neben seiner viel zu spät erklärten Bereitschaft zur Kandidatur Grund dafür war, dass Armin Laschet Kanzlerkandidat wurde. Über viele Jahre hat Söders politischer Instinkt ihm auf dem Weg nach oben geholfen, aber im entscheidenden Moment hat er ihn dann verlassen. Dass er sich nicht darüber freut ist nachvollziehbar. Ich persönlich kritisiere auch nur den
Politiker Söder, nicht aber den
Menschen Söder. Denn der Mensch Söder hat Verantwortung übernommen, vor der viele zurück scheuen. Da bringt ihm sicher manchen Vorteil, schränkt aber sein persönliches Leben stark ein. Das gilt im übrigen ja nicht nur für Söder, man sollte nie vergessen, dass hinter jedem Spitzenpolitiker auch ein Mensch mit allen Stärken und Schwächen sowie Bedürfnissen und Sehnsüchten steht. Wir können das als private Personen ja jederzeit machen, wenn man in der Öffentlichkeit steht ist das nicht mehr so einfach.