(03.10.2016, 20:02)Phantomias schrieb: Nochmals exlusiv für Sie: Die Opposition rief dazu auf, die Abstimmung zu boykottieren oder ungültige Stimmzettel abzugeben.
Obwohl nicht exklusiv für mich, ich nehme mir einfach trotzdem mal raus, meinen Senf dazuzugeben.
Was ist der Sinn der Sache? Warum nicht einfach dazu aufrufen, da hinzugehen und mit "Nein" zu stimmen?
Eine "Nein"-Stimme ist eine "Nein"-Stimme, die zählt. Ein ungültiger Stimmzettel ist ein ungültiger Stimmzettel, der nicht zählt.*
Ich kann keinen Vorteil darin erkennen, eine ungültige Stimme abzugeben, was einer Wahlenthaltung gleichkommt. Weil dann die anderen entscheiden, aber nicht ich.
Mit einer absichtlichen ungültigen Stimme habe ich meine Chance auf der Mitwirkung an der Willensbildung bewusst verwirkt und muss nun darauf hoffen, dass das passiert, was ich mir erhoffe. Ich muss mich also auf die anderen verlassen** und darauf, dass meine Prämissen und die daraus folgenden Einschätzungen richtig waren, meine Spekulation daher tragfähig ist und vermutlich eintreffen wird.
Warum sollte ich so etwas tun, wenn ich auch gültig dagegen stimmen könnte?
Sorry, aber mir kommt dieser Aufruf ziemlich unsinnig vor. Aber vielleicht können Sie mir ja erklären, was der Vorteil einer ungültigen Stimme gegenüber einem eindeutigen "Nein" ist.
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* Übrigens ist die "Beteiligung" an einer Abstimmung etwas anderes als die "gültigen Stimmen" bei der Abstimmung.
Die Beteiligung ist naturgemäß höher als die abgegebenen gültigen Stimmen, wenn es um eine Massenveranstaltung geht und nicht um Leute, die das Abstimmen berufsmäßig machen. Bei Amateuren, die nur alle paar Jahre ihr Kreuzchen machen, läuft naturgemäß manchmal das eine oder andere schief.
Man müsste also Ungarns Wahlgesetze genau kennen, um zu wissen, ob eine ungültige Stimme als "nicht an der Abstimmung teilgenommen" oder als "teilgenommen, aber ungültig abgestimmt" gewertet wird.
Ich hätte übrigens als Gesetzgeber die zweite Alternative gewählt. Nur sie bildet die Teilnahme- und Abstimmungsverhältnisse richtig ab. (Dafür, dagegen, ungültig, und das alles in absoluten Zahlen. Aber teilgenommen haben sie alle. Jeder, der einen Stimmzettel in die Urne geworfen hat.)
** In diesem Fall darauf, dass von diesen anderen nicht genügend an der Abstimmung teilnehmen werden, um doch ein gültiges Referendum herbeizuführen. Weil ich ja als ungarischer Orbán-Gegner weiß, dass ich in der absoluten Minderheit bin.