(03.10.2016, 14:54)Phantomias schrieb: Die NZZ sieht es übrigens genauso wie deutsche Medien:
Interessantes Detail:
Gescheitertes Referendum zur Flüchtlingspolitik
Das darf sie ja auch, oder nicht?*
Das ist doch nicht verboten und natürlich auch kein Beinbruch oder gar eine Widerlegung der Theorie, dass Medienvielfalt den Horizont des Einzelnen erweitert, indem sie ihm andere Sichtweisen aufzeigen
kann. Es wäre doch eigentlich sogar schlimm, wenn die NZZ in der Weise vorhersehbar wäre, dass sie
immer konträr zur herrschenden Meinung hierzulande kommentiert. Dann müsste man nämlich auch die NZZ nicht mehr lesen, weil man schon vorher wüsste, was drinsteht.
Ich jedenfalls schrieb oben von einer Grundtendenz in den deutschen Leitmedien und darüber, dass es auch alternative Quellen gibt. Keiner, jedenfalls nicht ich, hat behauptet, dass die NZZ, die BBC, der Guardian oder sogar RT
immer eine konträre Meinung zur deutschen Presselandschaft hätten.
Viel schlimmer ist die Tendenz, gerade der deutschen Presse, Berichterstattung und Kommentar nicht mehr zu trennen, und dann auch noch selektiv zu berichten und zu gewichten.
Das durchschaut nämlich jemand, der sich nicht für Politik, sondern eher für "Bauer sucht Frau" interessiert, garantiert nicht.
Aber auch diese Leute gehen wählen. Und deren Stimme zählt genausoviel bei der Wahl wie Ihre oder meine.
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* Wobei man bei der NZZ nicht unbedingt hätte titeln müssen: "Gescheitertes Referendum zur Flüchtlingspolitik". Darin liegt schon eine halbe Wertung. Wer oder was ist "gescheitert"? "Scheitern" ist ein ausschließlich negativ besetztes Verb.
Und dann darf man das natürlich nicht isoliert sehen, sondern im Zusammenhang mit dem, was schon in diesem Medium und in anderen Medien darüber geschrieben wurde.
Die Abstimmung wurde in der hiesigen Presse, und auch in der NZZ, als "Orbáns Referendum" kommuniziert. Also bezieht sich "Gescheitert" nicht nur auf die Abstimmung, sondern auch auf Orbán als Person.
Eine neutrale Überschrift wäre vllt. gewesen:
Fetter Titel:
Ungarisches Flüchtlings-Referendum mangels Wahlbeteiligung ungültig
Halbfette Unterzeile:
98,3 % der abgegebenen Stimmen für Orbáns Vorschlag