17.01.2021, 12:04
Zitat:[...] Damit Kunden Waren ausprobieren können wie im Einzelhandel, erhalten sie in Europa per Gesetz die Zusicherung, alles ohne Angabe von Gründen wieder zurücksenden zu können. Dieses Gesetz findet seine Grenzen, die jedoch gar nicht so interessant sind, denn der Versandhandel geht in seiner Kulanz üblicherweise weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Ja, Amazon ist ein antidemokratischer Ausbeuter, das ist die gesellschaftliche Sicht, das ist die Sicht des Angestellten dort. Doch aus Sicht des Kunden verhält sich Amazon als äußerst verlässlicher Geschäftspartner. Das macht die Firma so erfolgreich.
Amazon hat durch Durchsicht der Daten schon vor über 20 Jahren verstanden: Es kostet viel weniger, kulant zu sein, als nach einem personalkostenintensiven Streit Stammkunden zu verlieren. Wenn ich bei Amazon einkaufe, dann nicht, weil es dort am billigsten wäre. Im Gegenteil finde ich fast alle Waren anderswo günstiger. Nein, ich kaufe dort ein, weil ein Fehler – egal, wer ihn verursacht hat – nicht allein mein Problem bleibt. Meistens muss ich ihn gar nicht als großes Problem erleben, denn der Amazon-Bot schickt mir einfach Ersatz oder mein Geld zurück. Wenn wir uns umsehen in der Versandlandschaft, dann sehen wir: Jeder Versandhändler, der längerfristig erfolgreich operiert, hat diese Lektion verstanden, sei es nun durch eigene Lernerfahrungen oder aus jenen Amazons. Otto gibt es noch. Quelle nicht. Trotz alledem glauben viele stationäre Einzelhändler immer noch, dass sie nach anderen Regeln am Markt agieren, ja: einer höheren moralischen Wertigkeit.
Quelle: https://www.heise.de/hintergrund/Missing...02180.html
Der stationäre Einzelhandel hat es seit Jahrzehnten noch immer nicht verstanden, dass ein Überleben - sofern überhaupt möglich - nur über den Service geschehen kann. Deshalb ist ihm keine Träne hinterher zu weinen und der Klick bleibt eben bei Amazon.
Martin