Treffpunkt Königsplatz

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Nein, damit sind nicht die Titelbilder im gleichnamigen Magazin gemeint, und für Aufgeregtheiten darüber ist hier auch nicht der richtige Thread! Worauf ich hinaus will ist eine andere Sache. In der deutschen Sprache gibt es für alles ein Pendant, also beispielsweise gibt es neben klugen Menschen auch dumme Menschen, genauso wie es einfache Dinge gibt und komplizierte Dinge. Das muss man sicher nicht näher erläutern.

Nun macht sich aber im Netz mehr und mehr der Begriff Gutmensch breit. Damit werden im allgemeinen Leute bedacht, welche Empathie mit anderen Menschen zeigen, die auch mal gegen den Mainstream schreiben oder gar einer bestimmten Partei angehören. Pendant zum Gutmensch muss also dann ein gnadenloser Egoist sein, der nur auf seinen persönlichen Vorteil schaut, und dem das Schicksal anderer Menschen schlicht am Allerwertesten vorbei geht. Oft sind das auch Anhänger einer anderen bestimmten Partei, die sich zwar mit dem Attribut christlich ausgestattet hat, aber in ihrem handeln alles andere als christlich ist.

Früher gab es mal den Begriff blauäugig, wenn jemand allzu offen an das Gute im Menschen geglaubt hat. Heute glaubt man scheinbar, dass man mit der Bezeichnung Gutmensch jemand disqualifizieren kann. Dabei merken die Verwender dieses Wortes gar nicht, dass sie sich damit selbst disqualifizieren. Ich lasse mich wegen meiner Einstellung liebend gerne einen Gutmenschen nennen, auch wenn ich weiß, dass sich manche Vorstellung wohl kaum realisieren wird. Aber mich lässt die Not anderer Menschen nun mal nicht kalt, vielleicht auch deshalb, weil ich in meinem Leben auch schon mal in Not war. Und da gab es auch Gutmenschen, die mir dann geholfen haben.

Das war jetzt das Wort zum Sonntag.

Sophie

Das Pendant zum Gutmensch dürfte ein Samariter sein, Klartexter. Zwinker 

Gutmensch ist heute ganz klar eine Beleidigung. Schlimm genug, dass der Begriff diese Wendung nahm.

Ich sage dann immer, dass ich lieber Gutmensch als Schlechtmensch sei - im Sinne der von Dir erwähnten Spiegelung.

Seltsamerweise sind die Gutmenschensager dann immer empört.

_solon_

Der "Gutmensch", eine sich wie Kaninchen vermehrende Spezies, war schon immer negativ belegt.

Vermutlich lässt sich dieser Begriff auf Nietzsche zurückführen. Er hat, so weit ich weiß, diesen Begriff nie verwendet, spricht aber sehr oft vom guten Menschen in einer bekannt ironischen Weise.

Ich weiß nicht ob ich mit Nietzsche übereinbstimme, aber ich verwende den Begriff wenn ich sehe oder zumindest den starken Eindruck habe, daß reden, besser wäre schwafeln,  und reden nicht zusammenpassen.

Schwer verständlich - aber wer nachdenkt kommt drauf.

Sophie

(05.02.2017, 09:27)_solon_ schrieb: [ -> ]Der "Gutmensch", eine sich wie Kaninchen vermehrende Spezies, war schon immer negativ belegt.

Vermutlich lässt sich dieser Begriff auf Nietzsche zurückführen. Er hat, so weit ich weiß, diesen Begriff nie verwendet, spricht aber sehr oft vom guten Menschen in einer bekannt ironischen Weise.

Ich weiß nicht ob ich mit Nietzsche übereinbstimme, aber ich verwende den Begriff wenn ich sehe oder zumindest den starken Eindruck habe, daß reden, besser wäre schwafeln,  und reden nicht zusammenpassen.

Schwer verständlich - aber wer nachdenkt kommt drauf.

Natürlich war Gutmensch schon immer ironisierend. Was denn sonst.

Inzwischen ist es aber eben mehr als das. Es gibt Foren, da wird das editiert. ^^

Interessanter Artikel dazu  https://www.welt.de/debatte/kommentare/a...ritik.html

(...,reden und reden nicht zusammen passt? Sie meinen vllt. handeln? :rolleyes:   )

Kreti u. Plethi

(05.02.2017, 09:41)Sophie schrieb: [ -> ]Natürlich war Gutmensch schon immer ironisierend. Was denn sonst.

Inzwischen ist es aber eben mehr als das. Es gibt Foren, da wird das editiert. ^^

Interessanter Artikel dazu  https://www.welt.de/debatte/kommentare/a...ritik.html

(...,reden und reden nicht zusammen passt? Sie meinen vllt. handeln? :rolleyes:   )

Als die Verwendung des Begriffes in den letzten jahren begann wurde er fast ausschließlich zum herabkanzeln von Menschen benutzt mit deren Argumenten man sich gar nicht auseinandersetzen wollte.
Hauptverwender waren anfänglich ausnahmlos Individuen mit stramm rechten um nicht zu sagen radikalen Ansichten und das erschreckende daran ist das sich immer mehr dieses Bezeichnung zu eigen gemacht haben und damit verhamlosen, weil sie eigentlich nicht die selbe Verwendung pflegen wie anfänglich.

Somit sickerte die Verwedung immer mehr in den allgemeinen Sprachgebrauch, was blieb ist in jedem Fall die negative Intonierung und die die es nicht verwenden wissen nicht mehr was dabei wirklich dahinter steckt, wie "extrem" es wirklich gemeint ist.
Spiegeln lässt es sich mit Schlechtmensch nicht da beide auf der Negativseite stehen.
Genaugenommen wird es verwendet um dem gemeinten ein "dem braucht man nicht zuhören" anzuheften, ergo schlicht undemokratisch.
Wer solches tut ist mehr als einen Schritt auf diktatorische Anwandlungen zugegangen.

Sophie

(05.02.2017, 10:05)Kreti u. Plethi schrieb: [ -> ]Als die Verwendung des Begriffes in den letzten jahren begann wurde er fast ausschließlich zum herabkanzeln von Menschen benutzt mit deren Argumenten man sich gar nicht auseinandersetzen wollte.
Hauptverwender waren anfänglich ausnahmlos Individuen mit stramm rechten um nicht zu sagen radikalen Ansichten und das erschreckende daran ist das sich immer mehr dieses Bezeichnung zu eigen gemacht haben und damit verhamlosen, weil sie eigentlich nicht die selbe Verwendung pflegen wie anfänglich.

Somit sickerte die Verwedung immer mehr in den allgemeinen Sprachgebrauch, was blieb ist in jedem Fall die negative Intonierung und die die es nicht verwenden wissen nicht mehr was dabei wirklich dahinter steckt, wie "extrem" es wirklich gemeint ist.
Spiegeln lässt es sich mit Schlechtmensch nicht da beide auf der Negativseite stehen.
Genaugenommen wird es verwendet um dem gemeinten ein "dem braucht man nicht zuhören" anzuheften, ergo schlicht undemokratisch.
Wer solches tut ist mehr als einen Schritt auf diktatorische Anwandlungen zugegangen.

Schöne Erklärung, danke.

Zum Spiegeln möchte ich  sagen, dass es 'Schlechtmensch' ja nicht gibt oder gab. Also als ich es das erste mal dem Gutmenschen entgegensetzte meinte ich, es erfunden zu haben.  Mag Hybris sein

Zumindest von der Gegensätzlichkeit der Begriffe, glänzt der Spiegel - finde ich. Angel

leopold

Meine Erfahrung ist, dass der Begriff "Gutmensch" anfangs mit einem ironischen Unterton verwendet wurde, in letzter Zeit kommt aber eine geradezu hasserfüllte Konnotation hinzu -  ein Beleg für die zunehmende Spaltung auch in unserer Gesellschaft. Mir fällt das weniger in Foren auf, wo der Ton schon immer rauher war, sondern vor allem in den abgedruckten  Leserbriefen der Augsburger Allgemeinen.

TomTinte

allgemeine Betrachtung

Der Begriff wird oft verwendet, wenn einem die Argumente ausgehen. Dann neigt man dazu den anderen anzupöbeln.

Martin

(05.02.2017, 10:47)TomTinte schrieb: [ -> ]allgemeine Betrachtung

Der Begriff wird oft verwendet, wenn einem die Argumente ausgehen. Dann neigt man dazu den anderen anzupöbeln.

Nun ja, diese Kampfbegriffe gibt es auf beiden Seiten. Gerne wird in diesem Zusammenhang mit "AfD-Fan" oder "AfD-Nähe" argumentiert (mitunter trifft dies sogar die Vorsitzende der Linkspartei), um nur zwei Beispiele zu nennen. Völlig egal ob ein Argument gut oder schlecht ist, mit der behaupteten "AfD-Nähe" erspart man sich die inhaltliche Auseinandersetzung. Zum Gutmenschen: Bekanntermaßen ist das Gegenteil von "gut gemacht" nicht "schlecht gemacht", sondern "gut gemeint"...

Martin

messalina

Die letzten beiden Antworten von leopold und TomTinte zeigen schön die Verwandtschaft oder Spiegelung zum "Nazi" finde ich. Auch "Nazi" wird nur noch mit Hass verwendet oder zum Pöbeln mangels Argumenten.

Weder mit dem Nazi noch mit dem Gutmenschen will man diskutieren, des einen Meinung ist ja keine, sondern ein Verbrechen, der andere hat seine Meinung "unabhängig von allen realen Gegebenheiten verabsolutiert" und zur "einzigen rein gültigen" erklärt.
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